Düstere Gestalten mit schwarzen Ledermänteln und in die Stirn gezogene Hüte. So geistern die Gestapo-Beamten durch zahlreiche Spielfilme über die NS-Zeit. Doch die wenigsten der am Ende mehr als 30.000 Geheimdienstler entsprachen diesem Klischee. Mit diesen und vielen anderen Mythen über die Struktur, das Personal, die Verbrechen und das "Nachleben" des Terrorapparats räumen nun zwei Historiker auf.
Dams und Stolle registrieren eine personelle Kontinuität innerhalb des politischen Polizeiapparats, der nach 1933 nur teilweise von fanatischen Nazis durchdrungen war. Die Schar der Polizisten beging am Schreibtisch, in den Folterkellern oder hinter der Front nicht selten aus Opportunismus, Obrigkeitshörigkeit oder purem Sadismus ihre Morde. Dass sie dabei von Himmler ideologisch und von Denunzianten auf allen Ebenen praktisch unterstützt wurden, stärkte sie moralisch wie organisatorisch.
Gründlich und systematisch werden auch die konkrete Arbeitsweise und Verfolgungspraxis der Gestapo beleuchtet, sodass man nicht nur eine "knappe", sondern auch eine kritisch-informative Überblicksdarstellung in den Händen hält.
Die Gestapo. Herrschaft und Terror im Dritten Reich.
Verlag C. H. Beck, München 2008; 249 S., 12,95 ¤