Als "Fantasiegespinst" und "Hybris auf Stelzen" bezeichnet Gwynne Dyer die Vorstellung, 50.000 NATO-Soldaten aus einem Dutzend verschiedener Staaten reichten aus, die islamische Gesellschaft Afghanistans mit 25 Millionen Menschen in eine Demokratie zu verwandeln. Eine ähnliche "Zivilisierungsmission", wenngleich im Dienste einer anderen Ideologie und einer Viertelmillion sowjetischer Soldaten im Gefolge, sei bereits früher gescheitert. Und das, obwohl Moskau mit einer wesentlich kompetenteren afghanischen Regierung mit ernst zu nehmenden lokalen Wurzeln verbündet gewesen sei. Der Autor kennt die Geschichte der Kriege so gut, dass man seine Empfehlungen aufmerksam lesen sollte.
Für die Zeit nach dem Abzug der USA und der NATO aus Afghanistan und dem Irak prophezeit Dyer schwere Krisen. Sie würden schließlich zu den notwendigen Veränderungen führen: Die realen Kräfte würden die Macht übernehmen und damit die Lage stabilisieren. Letztlich, so Dyer, sei es doch egal, welches Regime das Öl dem Westen verkaufe. Eine außerordentlich provokative und kritische Analyse.
Gwynne Dyer:
Nach Irak und Afghanistan. Was kommt, wenn die westlichen Truppen gehen?
Campus Verlag, Frankfurt/M. 2008; 248 S., 19,90 ¤