ENERGIEVERSORGUNG
Nur noch regenerativ erzeugter Strom
Als das neue Parlamentsviertel in Berlin errichtet wurde, war den Architekten und Ingenieuren klar: Ein besonderes Energiekonzept würde notwendig sein, um die großen Hallen und vielen Büros im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen. Jetzt gibt es eine weitere Innovation: Seit dem 1. Oktober bezieht der Bundestag ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien. Von Anfang an war für das Parlament eine ressourcensparende Energieversorgung auf drei Säulen entwickelt worden: nachwachsende Rohstoffe, Sonnenenergie und die Speichereigenschaften des örtlichen Untergrundes.
Heute treibt in der Nähe Berlins erzeugter Biodiesel je vier Blockheizkraftwerke im Reichstagsgebäude und im Paul-Löbe-Haus an. Die entstehende Abwärme wird im Winter zur Wärmeversorgung der Gebäude genutzt. Im Sommer treibt die Abwärme der Motoren so genannte Absorptionskältemaschinen an. Damit werden die Gebäude indirekt mit Wärme gekühlt. Ist weder Kühlung noch Beheizung nötig, geht die Abwärme nicht verloren: Das Kühlwasser der Motoren wird in 300 Meter Tiefe gepumpt und dort gespeichert. Im Winter wird das erwärmte Wasser wieder hochgepumpt, um die Gebäude zu beheizen. Das ist nur aufgrund der geologischen Gegebenheiten des örtlichen Untergrundes möglich.
Im Winter wird Umweltkälte über Wärmetauscher aus Grundwasser abgegeben und in rund 30 Meter Tiefe gespeichert. Im Sommer wird aus dem Kältespeicher dann sechs bis elf Grad kaltes Wasser zutage gefördert, sodass auf die Absorptionskältemaschinen erst bei längeren Wärmeperioden zurückgegriffen werden muss. Ein weiterer Teil des Stroms wird zudem auf den Dächern des Reichstagsgebäudes, des Paul-Löbe-Hauses und des Jakob-Kaiser-Hauses erzeugt. Solarzellen mit einer Gesamtfläche von 4.000 Quadratmetern wandeln Sonnenenergie in Strom um. Für eine höhere Energieausbeute richten sich einige Elemente nach dem Sonnenstand aus. Der gewonnene Strom wird in vollem Umfang in das hauseigene Netz eingespeist. 30 bis 40 Prozent seines Strombedarfs erzeugt der Bundestag in hauseigenen Blockheizkraftwerken und Fotovoltaikanlagen selbst. Im Mai hatte das Parlament beschlossen, den restlichen Stromverbrauch von etwa 40 Millionen Kilowattstunden pro Jahr nur noch über Ökostrom zu decken. Nach einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung erhielt der Hamburger Anbieter "LichtBlick - Die Zukunft der Energie GmbH & Co. KG" den Zuschlag. Seit 1. Oktober bezieht der Bundestag ausschließlich Ökostrom. Ein Wechsel, der sich lohnt: Der Bundestag kann damit jährlich rund 8.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen.