Wenn die amerikanische Regierung schon die Meinung der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates nicht interessierte, warum hätte ausgerechnet die überwiegend ablehende, weltweite Stimmung in der Öffentlichkeit den Irak-Krieg verhindern können? In einer aktuellen Studie gehen Politikwissenschaftler der Universität Köln der Frage nach, wie es der US-Regierung gelingen konnte, die amerikanische Öffentlichkeit so zu manipulieren, damit sie ihren außenpolitischen Kurs unterstützte.
Die empirische Studie belegt, dass Washington alles daran setzte, selbst befreundete Staaten, die gegen den Irak-Krieg waren, in der heimischen Öffentlichkeit zu diskreditieren. Die identifizierten Kriegsgegner wurden in den USA regelrecht dämonisiert. Da sie nicht überzeugt werden konnten, wurde eine Kooperation mit ihnen als nicht mehr wünschenswert dargestellt. Willkommener Nebeneffekt: Der in der US-Öffentlichkeit verbreitete Wunsch nach einem multilateralen Vorgehen konnte so konterkariert werden. Wie Thomas Jäger zurecht schreibt, ging es darum, der eigenen Bevölkerung gerade das Scheitern der Kooperation als Erfolg zu verkaufen, um den Krieg auch im Alleingang führen zu können.
Die amerikanische Regierung gegen die Weltöffentlich-keit?
VS-Verlag, Wiesbaden 2008; 273 S., 29,90 ¤