Früher war es einfach: Ein Blick auf die eigene Landesflagge und der Bürger wusste, welche Parteien im Bundestag vertreten sind - die Schwarzen, Roten und Gelben. Für die meisten Bundestagswahlen stimmte sogar das Kräfteverhältnis: Die Schwarzen waren oben, dann kamen die Roten und schließlich die Gelben. Nur über die jeweilige Regierungskoalition gab die Flagge keinen Aufschluss. Allerdings war die Anzahl der möglichen Farbkonstellationen ja auch auch eng begrenzt und eine weitere Eselsbrücke überflüssig. Das änderte sich mit der Erweiterung der deutschen Farbpalette um Grün und ein Dunkelrot. Seitdem sind der kreativen Farbgestaltung kaum Grenzen gesetzt.
Um in diesen wilden Farbenspielen nicht gänzlich den Überblick zu verlieren, griffen die Deutschen auf den Trick mit der Flagge zurück. So war schnell die Rede von der Jamaica-Koalition und erst vor wenigen Tagen machte die Spanien-Koalition die Runde - wenn auch nicht ernst gemeint. Doch immerhin - die Flaggen der Länder dieser Erde bieten einen reichen Schatz an Möglichkeiten. Derzeit fürchten ja viele, dass die Albanien-Koalition fortgesetzt werden könnte. Und mit der Guinea-Koalition will sich auch keiner so recht anfreuden. Sollten die Anteile an Schwarz an Rot jedoch weiterhin kleiner werden, wäre beispielsweise immer noch eine Afghanistan-Koalition denkbar. Im schlimmsten Fall sogar eine St.Kitts-und-Nevis-Koalition.
Selbst bei einer weiteren Erweiterung der deutschen Farbpalette wird man in jedem handelsüblichen Flaggenlexikon schnell einen passenden Namen für neue Koalitionen finden. Allerdings mit einer wichtigen Ausnahme: Die Farbe Braun sucht man vergebens. Wie auch immer all die schönen Flaggen entstanden sind, wer auch immer für die Auswahl der passenden Farben verantwortlich zeichnet - ihre Gestalter haben sich offensichtlich etwas dabei gedacht.