4. März 2011
Das Thema "Jugendschutz im Netz" kennt viele Meinungen. Das
zeigte nicht zuletzt die öffentliche Diskussion um die
Neufassung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages. Und so war auch
für die Sitzung der Projektgruppe Medienkompetenz am 4.
März 2011 zu erwarten, dass dieses Thema kontrovers debattiert
würde. Am Ende stand dann aber doch ein weitgehender
Konsens.
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Als die Projektgruppe im vergangenen Herbst ihre Arbeit aufnahm,
waren sich die Mitglieder einig: Die Themen "Jugendschutz" und
"Medienkompetenz" sind nicht voneinander zu trennen. Sie stehen
sich aber genauso wenig als alternative Konzepte gegenüber.
Vielmehr gehe es darum, das sensible Verhältnis zwischen
staatlicher Regelung, freiwilliger Selbstkontrolle der
Inhalteanbieter, Verantwortung der Eltern sowie der Schule und
schließlich der Medienkompetenz der Heranwachsenden dauerhaft
im Gleichgewicht zu halten.
Jugendschutz ist kein Allheilmittel
In diesem Zusammenhang versteht die Projektgruppe den Jugendschutz
aber keineswegs als Allheilmittel für alle Probleme. Vielmehr
müsse es darum gehen, junge Menschen zu befähigen,
einerseits die Chancen des Internets selbstbewusst und kreativ zu
nutzen, andererseits aber ebenso die vorhandenen Risiken zu
erkennen. Genau an dieser Stelle überschneiden sich dann auch
die Themen Jugendschutz und Medienkompetenz – oder anders:
Jugendschutz und Medienkompetenz sind zwei Seiten derselben
Medaille.
Wenngleich in weiten Bereichen des Themas unter den Mitgliedern
Konsens herrschte, gab es auch Diskussionen. Beispielsweise
über die Frage nach den Möglichkeiten des Jugendschutzes
im Internet. Vor allem auf Seiten der sachverständigen
Netzaktivisten in der Projektgruppe gilt die staatliche Forderung
nach entsprechender Filtersoftware nicht als optimaler
Lösungsansatz. Wichtiger als der technische, sei vielmehr der
soziale Jugendschutz, also die Kontrolle durch Eltern oder Schule,
sowie der Selbstschutz durch Medienkompetenz, so die Argumentation
an dieser Stelle.
Alle Mitglieder indes teilen die Auffassung, dass es im Netz
Angebote gibt, die Kinder und Jugendliche – selbst mit hohen
medienkompetenten Fähigkeiten – nicht verarbeiten
können. Vor diesem Hintergrund stehen sich
gesetzlich-regulatorischer Jugendschutz und
Medienkompetenzförderung nicht als Alternativen
gegenüber, sondern ergänzen einander. Darin sind sich die
Mitglieder der Projektgruppe weitestgehend einig. In Teilen offen
ist noch die Frage nach praktisch handhabbaren Lösungen. Dazu
wird sich die Projektgruppe in diesen Tagen eine gemeinsame
Position erarbeiten.
Beteiligung der Öffentlichkeit
gefragt
Mit Blick auf die zu formulierenden
politischen Handlungsempfehlungen wenden sich die Abgeordneten und
Sachverständigen auch an die interessierte
Öffentlichkeit. Über das
Online-Beiteiligungstool Adhocracy haben
Bürgerinnen und Bürger fortan die Möglichkeit, sich
direkt mit Vorschlägen und Ideen in die Projektgruppenarbeit
einzubringen. Das gilt allerdings nicht nur für den Bereich
Jugendschutz, sondern für die gesamte Bandbreite der Themen
zur Vermittlung von Medienkompetenz.
Die Bürgerbeiträge werden dann in der letzten Sitzung der
Projektgruppe am 1. April 2011 diskutiert. Sofern sie
mehrheitsfähig sind, haben sie die Chance, als Meinung des
sogenannten 18. Sachverständigen im Zwischenbericht der
Enquete-Kommission zu erscheinen. Der Enquete-Bericht wird im Mai
2011 veröffentlicht.