Axel E. Fischer trifft Fergus Burke in dessen Architekturbüro in Berlin-Mitte
Fergus Burke scheint ein Mann der leisen Töne zu sein. Das schafft ein Grundvertrauen, auch wenn man sich gerade zum ersten Mal begegnet. Der irische Architekt lebt und arbeitet seit 1992 in Berlin. Vor fast fünf Jahren gründete er zusammen mit Ingo Ronski ein eigenes Büro: „Ronski + Burke Architekten und Ingenieure” heißt es und hat sein Domizil in einem wunderbaren alten Haus direkt am Checkpoint Charlie. Fergus Burke wurde 1969 im irischen Drogheda geboren, wuchs in Irland auf, machte dort seinen Schulabschluss, studierte in Dublin Architektur und als er damit 1991 fertig war, gab es keinen festen Plan, nach Deutschland zu gehen. Trotzdem ist er hier. Er hat eine Lebensgefährtin, einen kleinen Sohn und mit seiner Arbeit, wie er selbst sagt, eine Nische gefunden, in der man sein und sich entwickeln kann. Ronski + Burke stehen für Umbau und Sanierung alter Häuser, Innenausbau und Beratungsleistungen. Viele Kunden stammen aus dem englischsprachigen Raum.
Der Abgeordnete Axel E. Fischer bringt dem Architekten Burke als Begrüßungsgeschenk ein Buch über die Architektur des Reichstages mit. Das ist eine schöne Geste. Von dem CDU/CSU-Abgeordneten Fischer kann man sagen, dass er mit Herz und Verstand Europäer ist. Und ein Liebhaber Irlands dazu. Wie diese Liebe des 1966 in Karlsruhe geborenen Axel E. Fischer zum Heimatland von Fergus Burke entstand, ist des Erzählens wert: „Meine Eltern sind, als sie ganz jung waren, mit einem orangenen VW-Bus durch Irland gefahren. Von dieser Reise gibt es viele Dias. Und immer, wenn bei uns zu Hause Diashow gemacht wurde, haben wir Kinder uns gewünscht, die Bilder aus Irland zu sehen. Und jedes Mal, wenn ich sie gesehen habe, wollte ich da auch hin. In dieses schöne Land. Als ich 1998 in den Bundestag kam, war für mich klar, dass ich in die Deutsch-Irische Parlamentariergruppe gehe.”
Inzwischen war der gelernte Elektroinstallateur und studierte Ingenieur zweimal in Irland. Und er schwärmt von diesen Besuchen.
Fergus Burke sagt dem Abgeordneten, es interessiere ihn, ob Deutschland etwas von Irland lernen könne. „Irland ist ja im Vergleich zu dem Tanker Deutschland ein kleines Boot.” Kein Grund, sich nicht anzuschauen, wie der europäische Nachbar mit Problemen oder Herausforderungen fertig werde, sagt der Abgeordnete. Und so landet man bei der Steuerpolitik und der Frage, wie sich Wirtschaftswachstum fördern lasse. Und arbeitet sich vom Allgemeinen zum Besonderen. „Was halten Sie denn vom Gebäudeenergiepass”, fragt der Parlamentarier den Architekten, und bei diesem Thema bleibt man einige Zeit, denn über das Für und Wider lässt sich trefflich streiten. Und auch über die Frage, die der Ire Burke dem Abgeordneten Fischer stellt, warum einer wie er, der zwar kein Deutscher sei, aber hier seinen Lebensmittelpunkt habe, nicht mit darüber entscheiden könne, ob einer wie Axel E. Fischer in den Bundestag kommt. „Warum darf ich nicht wählen?”
Axel E. Fischer (links) trifft Fergus Burke in dessen Architekturbüro in Berlin-Mitte (© DBT/studio kohlmeier)
Zum einen, antwortet der Abgeordnete, wolle man nicht, dass Menschen in zwei Ländern wählen können. Das wäre ungerecht. Zum anderen aber könne er sich sehr gut vorstellen, dass es eine europäische Regelung geben wird, die besagt, dass jeder dort wählen könne, wo er seinen Lebensmittelpunkt hat. „Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Pass für Europäer.” Diese Vorstellung findet Fergus Burke angenehm und gut.
Der Architekt und der Abgeordnete sind mitten hineingeraten in eine Diskussion, wo ein Thema das nächste in sich trägt. Vom Pass und von den Wahlmöglichkeiten ist es nicht weit zum Thema Einwanderung, und von da trennen einen nur ein paar Sätze vom Thema Gerechtigkeit und Recht. Wer kann kommen, wer darf bleiben, wie einfach soll es sein, sich in Europa zu bewegen, wie dünn oder wie fest ist die Decke der Zivilisation? Sind die Menschen freundlich zueinander, weil es ihnen gut geht, und verlören sie ihre Freundlichkeit, wenn dem nicht mehr so wäre?
Zwei Männer sitzen an einem Tisch und reden über dieses und das, hören sich zu und sind sich, obwohl sie sich nicht kennen, nicht fremd. Das ist eine angenehme Situation.
Von den großen Themen kehrt man zurück zu den Anstrengungen des Alltags. Fergus Burke erzählt, wie groß die Veränderungen der vergangenen Jahre für seinen Berufsstand sind. Nicht nur, was die technischen und technologischen Entwicklungen anbelangt. Als er in Dublin 1991 sein Studium beendete, wurden Entwürfe noch per Hand gezeichnet. Heute ist das Reißbrett dem Computer gewichen, und das ist eine normale Entwicklung. Allerdings mache eine wachsende Bürokratie das Arbeiten oft schwierig, sagt der Architekt. Über Bürokratie, deutsche, irische, europäische, notwendige und unnütze, könnte man jetzt und hier noch stundenlang reden. Geteiltes Leid verbindet auch.
Zum Schluss aber geht es um das Gefühl, etwas schaffen zu wollen und geschaffen zu haben. „Wenn man eine Idee wirklich durchgesetzt hat”, sagt der Architekt, „dann ist das eine starke Leistung.” Diese Erfahrung teilt der Abgeordnete. Eine Idee zu verwirklichen, daraus entsteht Zufriedenheit. Und wächst die nächste Idee.
Fläche: 70.282 Quadratkilometer
Einwohner: rund 4,2 Millionen
Währung: Euro
Hauptstadt: Dublin
Amtssprachen: Irisch, Englisch
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Amhrán na bhFiann („Das Lied des Soldaten”)
Kfz-Kennzeichen: IRL
Telefonvorwahl: +353
EU-Mitglied seit: 1973
Nationalfeiertag: 17. März (St. Patrick‘s Day)
Interessant: In Irland sind rund 3.400.000 Mobiltelefone im Gebrauch.
Fraktion: CDU/CSU
Geboren: 5. Mai 1966 in Karlsruhe (Baden-Württemberg)
Wohnort: Stutensee (Baden-Württemberg)
Ausbildung: Ausbildung zum Elektroinstallateur, Studium des Maschinenbaus
Beruf: Diplom-Ingenieur, Elektroinstallateur
Familie: verheiratet, drei Töchter
Stv. Vorsitzender der Deutsch-Irischen Parlamentariergruppe
axel.fischer@bundestag.de
www.fischer-mdb.de
« Vorheriger Artikel Nächster Artikel »
Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007