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Gültig ab: 18.06.2008 10:19
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Gemeinsame Grundüberzeugungen

Soldaten der Bundeswehr vor dem Reichstagsgebäude
Soldaten der Bundeswehr vor dem Reichstagsgebäude
© Picture-Alliance/Wolfgang Kumm

Das Prinzip der Inneren Führung

Zett De Vau — wer wissen will, wie was in der Bundeswehr funktioniert, der schaut in die „Zentrale Dienstvorschrift” (ZDv). Und wer ergründen möchte, was die Bundes wehr von allen anderen Armeen der Welt unterscheidet, der kann 66 handliche Seiten als Sonderdruck der „ZDv 10/1” durcharbeiten oder sich vor allem zwei Wörter merken: „Innere Führung”.

Die „Innere Führung” ist der Oberbegriff, der „Staatsbürger in Uniform” der Ausgangspunkt oder, wie General Alois Bach zusammenfasst: „Das Konzept der Inneren Führung ist die wichtigste geistige Grundlage für den Dienst in der Bundeswehr — alle Soldatinnen und Soldaten, vom Rekruten bis zum Generalinspekteur, sollen gemeinsame Grundauffassungen über den Sinn ihrer Aufgaben und ihrer Pflichten, über ihre Rechte und ihre Verantwortung haben.”

General Bach ist Kommandeur des Zentrums Innere Führung, eine Art „Trainerakademie” für das Führungspersonal der Bundeswehr. Hier lernen die Vorgesetzten, wie sie ihren Untergebenen die Werte des Grundgesetzes vorleben, hier bekommt die Konstruktion vom „Primat der Politik” konkrete Gestalt, und hier werden zu den zeitlosen Grundsätzen der Inneren Führung praktische aktuelle Ergänzungen entwickelt. So schicken Bach und seine Mitarbeiter auch Teams in die Truppe, um das Führungsverhalten der Vorgesetzten zu verbessern. Bach: „Zivilpopulär würde man das ,Coaching‘ nennen.” Viele Überlegungen zum „Eigenbild” und „Fremdbild” der Vorgesetzten lassen sich letztlich auf einen Satz reduzieren: „Behandle deine Untergebenen so, wie du von deinen Vorgesetzten behandelt werden willst.”

Statt Innerer Führung, dem mitunter zunächst nur schwer mit konkreten Inhalten zu verbindenden Begriff, kann man auch von einem inneren Kompass sprechen. Dieser bedeutet für jeden Soldaten, dass er in jeder Sekunde seines Dienstes für das Vaterland überprüfen muss, ob die „von oben” vorgegebene Richtung auch wirklich dem entspricht, was seine innere Richtungsanzeige bestätigt. Der Soldat darf sich nicht von außen kritiklos führen lassen, er muss sich stets bewusst machen, was ihm sein eigenes Gewissen sagt, dies mit seinem Wissen über die geltende Rechtslage abgleichen und vor diesem Hintergrund die Handlungssituation refl ektieren. Hier kommt das Prinzip von Befehl und Gehorsam an die vom Bundestag gewollten Grenzen.

Es ist der radikale Bruch mit den traditionellen und landläufi gen Vorstellungen vom Militär. Das Parlament wollte keine Armee, die als uniformes Instrument eines Machthabers einfach „funktioniert”, zusammengesetzt aus dumpfen Kämpfertypen, die alles tun, was man ihnen sagt, und von denen im Zweifel niemand mehr für sein Handeln verantwortlich ist. Nein, der Bundestag sah von Anfang an im selbstbewussten und selbstverantwortlichen Menschen in Uniform eine wichtige Garantie gegen einen Rückfall in alte Zeiten mit leidvollen Erfahrungen.

Neue Herausforderungen

Deshalb steht auch Artikel 1 des Grund gesetzes im Zentrum soldatischer Verpflichtungen nach dem Prinzip der Inneren Führung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.” Das ist, wie die Zentrale Dienstvorschrift betont, „Staatszweck und Staatsziel der Bundesrepublik Deutschland” — und damit bestimmend auch für den Zweck und das Ziel aller soldatischen Handlungen. Die Grundrechte insgesamt binden die Angehörigen der Bundeswehr „in besonderer Weise”, wie die Vorschrift herausstellt, und zwar „an jedem Ort und zu jeder Zeit”.

Zu jeder Zeit. Das bezieht sich nicht nur auf den Alltag des Soldaten, sondern letztlich auch auf die Entwicklung der Bundeswehr in einem wiedervereinigten Deutschland mit neuen Anforderungen. Der Wandel von der Verteidigungs- zur weltweiten Einsatzarmee stellt auch das Prinzip der Inneren Führung vor völlig neue Herausforderungen. Bach: „Früher waren die Bundeswehrsoldaten auf ihre Kämpferrolle fixiert, und allenfalls die Kommandeure standen mit ihren Entscheidungen in der Öffentlichkeit. Heute sind die Funktionen des Schützens, des Helfens und des Rettens hinzugekommen, und jeder Leutnant, jeder Hauptfeldwebel kann im Auslandseinsatz mit seinem Auftreten in den Fokus geraten.”

Der Bundeswehrsoldat braucht heute ein besonderes Belastungs- und Stressmanagement, seine Sprachkenntnisse sind mehr gefordert denn je, ebenso seine interkulturelle Kompetenz. Bach bringt es als Frage auf den Punkt: „Wie geht der Bundeswehrsoldat im Einsatz sowohl mit Kameraden aus anderen Länden als auch mit den Zivilisten anderer Kulturen und Nationen um?” Wie aus den Einsatzgebieten zu hören ist, scheinen die Antworten immer wieder zu überzeugen.

Und die Skandale? Bach verweist auf Verkehrsunfälle. Danach gehe es auch nicht um die Straßenverkehrsordnung, sondern darum, wer sich hier falsch verhalten hat. „Natürlich werden auch Fehler gemacht. Aber die Grundsätze, die stimmen.” 

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Erschienen am 18. Juni 2008


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