Wer hat den Anstoß gegeben, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
aus den völlig rechtlosen und besetzten drei Westzonen wieder ein Staat
wurde? Waren es die besiegten Deutschen selbst oder mussten sie von außen,
von den alliierten Mächten, zu ihrem Glück gedrängt werden? Ist die
Bundesrepublik Deutschland eine „befohlene Demokratie”?
Die Antwort auf diese Frage ist zwiespältig. Denn natürlich gab es bei
den deutschen Politikern der ersten Stunde den heißen Wunsch, möglichst
rasch wieder zu eigenständigen Strukturen und größtmöglicher Souveränität
zu kommen. Besonders die Ministerpräsidenten der Länder drängten auf eine
von den Deutschen selbst zu schaffende neue Ordnung.
Aber ebenso richtig ist, dass die Handlungsfähigkeit der Ministerpräsidenten
durch die Besatzung beschränkt blieb. Außerdem hatten sie
Sorge, mit einer einseitigen Ausrufung der Westzonen zu einem neuen Staat
die Einheit Deutschlands zu gefährden. Diese Skrupel hatten die Westmächte
nicht; sie ergriffen energisch mit den Frankfurter Dokumenten die Initiative
und machten konkrete Zeit- und Verfassungsvorgaben. So verlangten sie eine
föderalistische Ordnung, eine angemessene Zentralmacht und Garantien für
individuelle Rechte und Freiheiten. Kritiker sprachen von Anweisungen,
Wohlwollende von Hilfestellung.
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Text: Sönke Petersen
Bildnachweis: Erna Wagner-Hehmke/Hehmke-Winterer,
Düsseldorf; Haus der Geschichte, Bonn
Erschienen am 13. August 2008