Die Widerstandsgeschichte in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR beginnt 1946 mit der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED. Sozialdemokraten, die die Vereinigung ablehnen, setzen sich in die Westzonen ab oder kommen ins Zuchthaus. Bis in die 1980er-Jahre gilt „Sozialdemokratismus” als eine große politische Verfehlung in der DDR. Auch Liberale und Christdemokraten, zunächst zugelassen und demokratisch organisiert, spüren schon bald den Druck der Staatsmacht: Wolfgang Mischnick und Hans-Dietrich Genscher fliehen, Jakob Kaiser, Ernst Lemmer, Johann Baptist Gradl gehen, Arno Eschl wird hingerichtet. Bald trifft der Bannstrahl die Jungen Gemeinden. Im Osten reagieren viele Menschen mit Anpassung, Rückzug oder politischer Passivität. In der Bundesrepublik bauen die über drei Millionen Flüchtlinge aus der DDR (bis 1961) das Land entscheidend mit auf.
Am 16./17. Juni 1953 demonstrieren Arbeiter für Freiheit, Demokratie und Einheit. Der Aufstand stellt die Macht der SED infrage, bis sowjetische Panzer ihn blutig niederschlagen. Die Menschen resignieren: „Widerstand hat nur Sinn, wenn sich in Moskau etwas ändert.” Ereignisse wie in Ungarn 1956 und der ČSSR 1968 geben ihnen offenbar Recht. Bis zu Gorbatschow ist es noch ein langer Weg.
Der Naturwissenschaftler und Philosoph Robert Havemann macht der SED bis zu seinem Tod 1982 Ärger. Dem Sozialismus verpflichtet, einst vom NS-Regime zum Tod verurteilt, lehnt er jede Art Diktatur ab. Er wird zur Symbolfigur vieler Oppositioneller: für Jürgen Fuchs, Gerd Poppe und Martin Böttger. Trotz Hausarrests findet er Wege, im Westen zu publizieren. Mit Rainer Eppelmann formuliert er 1982 den Appell: „Frieden ohne Waffen”.
Ein Signal ist der Opfertod des Pfarrers Oskar Brüsewitz, der sich am 18. August 1976 auf dem Marktplatz in Zeitz verbrennt. „Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an!” steht auf seinem Plakat. Brüsewitz rüttelt seine Kirche auf, motiviert auch Außenstehende zum Widerstand.
Die Ausweisung des Liedermachers Wolf Biermann nach einem Konzert in Köln 1976 zeigt das endgültige Scheitern der DDR-Kulturpolitik.
Prominente solidarisieren sich mit Biermann. Er hat längst Auftrittsverbot, singt in Kirchen, verkauft seine Platten im Westen. Die DDR entzieht ihm „das Recht auf weiteren Aufenthalt”. Wer sich solidarisiert, spürt schnell den Druck der SED. Jurek Becker, Manfred Krug, Sarah Kirsch, Armin Müller-Stahl verlassen die DDR. Die Proteste gegen die Ausweisung geben Oppositionellen Rückenwind.
Ebenso wirkt 1977 die Verhaftung des Philosophen und SED-Mitglieds Rudolf Bahro. Sein Buch „Die Alternative” kritisiert das politische System des Sozialismus aus marxistischer Sicht. Während der Untersuchungshaft solidarisieren sich im Westen Schriftsteller wie Heinrich Böll, Graham Greene, Arthur Miller. Nach dem Urteil (acht Jahre) nehmen ihn Schwedens und Dänemarks PEN-Zentrum auf. Bahro-Kongresse zeigen die Sympathien Linker in aller Welt. Mit der Amnestie zum 30. DDR-Jahrestag kommt er 1979 frei, in der Bundesrepublik wird er Gründungsmitglied der Grünen.
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Chronik „Der Anfang vom Ende der DDR: Die Jahre 1985-1990” »
Text: Karl-Heinz Baum
Erschienen am 2. Oktober 2009