Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Datenhandbuch > 21. Auswärtige Beziehungen und europäische Integration
Stand: 31.3.2010
Die Interparlamentarische Union, 1889 in Paris gegründet, ist die einzige weltweite Vereinigung von Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Die Gründer, der englische Arbeiterführer Sir William Randal Cremer (1828–1908) und der französische Pazifist Frédéric Passy (1822–1912) wollten Abgeordnete zusammenbringen, „damit erstens unter ihnen das Verständnis für die internationale Solidarität wuchs, und damit zweitens auf dem Weg über die Einflussnahme auf die Regierungen eine friedliche Regelung von Konflikten erreicht werden konnte. Diesem Programm ist die Interparlamentarische Union durch die Jahrzehnte hindurch treu geblieben.“1
Delegationen aus inzwischen 155 Staaten (Stand: 2010) vertreten ihre Parlamente. Unterschiedliche Staatsformen und Ideologien sind kein Hindernis für die Diskussion von Sachthemen, die zum Arbeitsgebiet aller Parlamente gehören. Es ist gerade das Ziel der IPU, über die politischen Gegensätze hinweg persönliche Kontakte mit Parlamentariern anderer Länder zu pflegen, um den internationalen Frieden zu fördern und die internationale Zusammenarbeit zu verbessern, vor allem durch Unterstützung der Ziele der Vereinten Nationen.
Vertreter des Deutschen Reichstages nahmen erstmals 1890 in London an einer der meist jährlich stattfindenden Interparlamentarischen Konferenzen teil. Viermal – 1908, 1928, 1978 und 1999 – war Deutschland Tagungsort einer IPU-Konferenz. Der Deutsche Bundestag ist seit dem Jahre 1951 Mitglied der IPU.
Das Leitungsgremium der Organisation und somit wichtigstes Organ der IPU ist der Rat (früher: Interparlamentarischer Rat). Er setzt sich aus drei Mitgliedern jeder Delegation zusammen und lenkt die Tätigkeit der Union „in Übereinstimmung mit den in der Satzung festgelegten Zielen“. Der Rat entscheidet u.a. über Neuaufnahmen, nimmt den Haushalt an und wählt den Präsidenten. Von 1985 bis 1988 war mit Hans Stercken ein deutscher Abgeordneter Präsident der IPU. Seit Oktober 2008 ist der namibische Parlamentspräsident, Theo-Ben Gurirab, Präsident der IPU.
Das Sekretariat der Interparlamentarischen Union hat seit 1921 seinen Sitz in Genf.
1 Horst Ferdinand: Die Interparlamentarische Union, in: Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung, 17. Jg. 1978, H. 9, S. 225 f.
Quelle: Deutscher Bundestag, Referat Internationale parlamentarische Versammlungen
Angaben für den Zeitraum bis 1994 s. Datenhandbuch 1949 – 1999, Kapitel 24.8.