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Bauämter planen für Dekaden, Jugendliche nicht: Das ist eine Erkenntnis, die die Mitglieder der Kinderkommission (Kiko) aus einem Expertengespräch am Mittwoch, 21. März 2011, zum Thema Mehr altersgerechte Aktionsflächen mitnehmen konnten. "Freiräume für Jugendliche unterliegen Moden, die sehr schnelllebig sind", sagte Regine von der Haar vom GALK e.V.. "In den 80iger Jahren wurde viel Geld für BMX-Parcours ausgegeben, die heute nur noch einer marginalen Gruppe Jugendlicher dienen."
Von der Haar wollte mit ihrem Beispiel verdeutlichen, dass die Planung und Umsetzung von Spielplätzen und Räumen für Jugendliche nicht einfach ist. "Die Wünsche und Interessen Jugendlicher sind inhomogen, die Orte, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, müssen nicht die sein, an denen sie sich aufhalten wollen."
Ein Problem, das viele Kommunen gut kennen: "Denn oft werden Spielplätze nicht richtig angenommen, fehlen dort, wo Kinder sind oder werden von Anwohnern, die Lärm fürchten, verhindert, bevor sie gebaut werden", begründete Nicole Bracht-Bendt (FDP), Vorsitzende der Kiko, das Expertengespräch.
Dass die Attraktivität von Spielplätzen und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche umso höher ist, je besser sich Erwachsene und Jugendliche verstehen, berichtete Bernd Jacobs vom Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Hannover. "Wir haben die Kinder und Jugendlichen gezielt angesprochen und die Stadtplanung von ihrem Expertenwissen profitieren lassen."
Herausgekommen seien unter anderem mobile Skateboardparcours und Aufenthaltsräume, die an den Plätzen errichtet werden können, an denen sich Jugendliche und Kinder treffen. "Dabei ist wichtig, dass es schnell geht, die Jugendlichen nicht ewig auf die Umsetzung warten müssen und das es ihnen gefällt."
Nils Kreß - 13 Jahre alt - vertrat in der Reihe der geladenen Experten den Kongress der Kinderrechte: "Wir sind zum Schluss gekommen, dass Plätze, die mit Kindern zusammen entwickelt wurden, am besten angenommen werden."
Kreß, der der Arbeitsgruppe Freizeit, Spiel und Spielplätze angehört, stellte einen Kriterienkatalog vor, der den Erfolg eines Spielplatzes von der Sauberkeit, der Nähe zu Toiletten, funktionsfähigen Spielgeräten, Bäumen, der weiten Entfernung zu lauten Verkehrsstraßen und Grünflächen abhängig macht.
Thorsten Krüger, Bürgermeister der Stadt Langen, zog ein positives Fazit aus der in seiner Kommune seit langer Zeit praktizierten Beteiligungspolitik vieler Gruppen. So habe die Stadt eine "Spielleitplanung" eingerichtet, die zum Beispiel bei der Entwicklung eines Wohngebietes um einen Spielplatz herum Akzeptanz für den Platz geschaffen habe.
"Es wurden gemeinsame Freizeiträume für Kinder, Jugendliche, Rentner und auch spezielle Angebote für Behinderte geschaffen, die die Orte beleben", sagte der Bürgermeister. Je höher der Nutzen vieler in der Kommune sei, umso mehr würde auch auf Sauberkeit und Ordnung geachtet. Angenehmer Nebeneffekt: "Die Erhöhung der Lebensqualität hält die Einwohnerzahl unserer Stadt stabil." (eis)