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Sylvia Canel ist Hamburgerin, die sich seit zehn Jahren in der Hansestadt parteipolitisch engagiert. Weil sie mit der Bildungspolitik in ihrer Heimatstadt unzufrieden war, trat sie 2002 in die FDP ein. Ihr Ziel: Bildungspolitik aktiv mitzugestalten und zum Positiven verändern. Im Jahr 2009 kandidierte die Politikern auf der Landesliste in Hamburg auf Platz zwei erstmals für den Bundestag. Sie gewann das Bundestagsmandat in Hamburg-Wandsbek mit 13,6 Prozent der Erststimmen auf Anhieb und lag damit noch über dem Gesamtergebnis der FDP von 13,2 Prozent.
Sylvia Canel sagt: "Ich habe mich schon als Elternratsvorsitzende in der Grundschule meiner Kinder für eine bessere Bildung eingesetzt und gründete deshalb im Jahr 2000 die Elternselbsthilfegruppe 'Eltern helfen Eltern'. Im Laufe der Jahre stellte ich allerdings fest, dass man in Initiativen bildungspolitisch viel weniger erreichen kann, als wenn man sich parteipolitisch engagiert. Deshalb und weil der liberale Gedanke und eine freiheitliche Gesellschaft enorm wichtig sind, bin ich ganz bewusst in die FDP eingetreten."
Sylvia Canel wuchs in einem eher unpolitischen Elternhaus auf, trotzdem interessierte sie sich schon am Gymnasium und später an der Universität für Politik und politische Zusammenhänge. "Das führte allerdings nicht dazu, dass ich in eine Partei eintreten wollte, sondern ich verfolgte das politische Geschehen eher als kritische und engagierte Bürgerin. Parteipolitik war mir damals völlig fremd", sagt die Abgeordnete. Nach dem Abitur studierte Sylvia Canel an der Universität Hamburg Biologie, Germanistik und Pädagogik und legte 1987 das erste und 1989 das zweite Staatsexamen ab.
In den folgenden Jahren war sie als selbstständige Gymnasiallehrerin mit Lehraufträgen für Vor-, Grund-, Realschulen und Gymnasien tätig und lernte den Schulbetrieb mit all seinen Stärken und Schwächen kennen. "Ich war ja nicht nur Lehrerin, sondern inzwischen auch Mutter, und lernte sehr schnell die Schwächen und Defizite in unserem Bildungssystem kennen. Die Erfahrungen, die ich damals machte, erweckten bei mir den Eindruck, dass wir bildungspolitisch zu sehr fremdbestimmt wurden, um erfolgreich zu sein. Damit wollte ich mich nicht zufriedengeben", erzählt Sylvia Canel.
Es dauerte nicht lange, da wurde die engagierte Mutter zur Elternratsvorsitzenden gewählt, denn sie wollte in der Schule mitreden und mitbestimmen. "In dieser Funktion wurde mir noch mehr bewusst, dass man auf der Entscheiderseite sitzen muss, wenn man etwas verändern will. Denn nur die Politik kann die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich etwas verändern kann", erzählt die Politikerin rückblickend.
Weil sie bildungspolitisch aktiv werden wollte und der Meinung ist, dass man nicht ständig gegen etwas sein darf, sondern etwas dafür tun muss, dass sich Zustände ändern, trat Sylvia Canel in die FDP ein. "Es gehört natürlich auch Mut dazu, sich an die Schaltstellen zu begeben, und man braucht viel Energie und ein überdurchschnittliches Durchhaltevermögen. Das war mir klar, als ich meinen Online-Aufnahmeantrag an die Freien Demokraten in Hamburg abschickte", sagt Sylvia Canel.
Für die FDP entschied sich die couragierte Politikerin auch deshalb, weil sie den bildungspolitischen Ansatz einer eigenständigen Schule für wichtig hält. Es dauerte nicht mal ein Jahr, und Sylvia Canel wurde zur Kreisvorsitzenden der FDP Walddörfer und wenig später zur stellvertretenden Vorsitzenden des Bezirks Hamburg-Wandsbek gewählt. Da war sie 44 Jahre alt. Man könnte denken, die FDP hatte nur darauf gewartet, dass eine so engagierte Frau in die Partei eintritt.
Sylvia Canel erklärt sich ihre schnelle Wahl in ein Parteiamt so: "Offensichtlich habe ich beim Thema Bildungspolitik eine Kompetenz mitgebracht, mit der ich eine Lücke schließen konnte. Allerdings waren viele FDP-Mitglieder zunächst skeptisch, ob man das Thema Bildung in Hamburg überhaupt so offensiv anpacken sollte. Ich bin aber genau deshalb in die FDP eingetreten und ich wollte auch genau dort politisch arbeiten. Mir geht es um weniger Verwaltung, mehr Eigenständigkeit und mehr Reformen in der Schule, und weil ich das erreichen möchte, habe ich mich nicht beirren lassen."
In den ersten Jahren machte Sylvia Canel Arbeit an der Basis. Ihre Familie betrachtete ihr parteipolitisches Engagement eher skeptisch und verfolgte es mit abwartendem Interesse. Sie ging zu allen Veranstaltungen des Ortsvereins, klebte Plakate und wollte wissen, wie Parteiarbeit ganz unten funktioniert. "Ich hatte zwar meine Fachkompetenz, aber keine parteipolitische Erfahrung, deshalb besuchte ich die Fachausschüsse und nahm an Veranstaltungen des Landesvorstandes teil, um eins zu eins zu erfahren, wie Parteiarbeit funktioniert. Ich wollte in die Entscheiderebene und spürte: das würde ich nur mit viel Fleiß und Engagement schaffen", sagt Sylvia Canel.
Nach drei Jahren zahlte sich die Basisarbeit für die engagierte Bildungsexpertin aus. Sylvia Canel wurde 2005 zur Vorsitzenden des Landesfachausschusses für Bildung, Wissenschaft und Sport gewählt, kandidierte erfolgreich für den Landesvorstand, und man übertrug ihr das Amt der bildungspolitischen Sprecherin der FDP Hamburg. Im gleichen Jahr wurde sie außerdem Mitglied der Liberalen Frauen. Zwei Jahre später wählte man Sylvia Canel in Hamburg zur Kreisvorsitzenden der FDP Alstertal-Walddörfer.
Als sie im Jahr 2008 die Arbeitsgemeinschaft "Die Modernen Liberalen" gründete, war sie kommunalpolitisch schon Politprofi. "Ich hatte in den Jahren seit meinem Parteieintritt enorm viele Erfahrungen gesammelt. Nicht nur auf dem Gebiet der Bildungspolitik, sondern auch in anderen Politikfeldern, wie zum Beispiel der Wirtschaftspolitik oder der Digitalisierung der Gesellschaft, und diese mit meinem Fachgebiet vernetzt", sagt Sylvia Canel.
Da die Politikerin Kompetenz und einen sehr guten Ruf besaß sowie über ein gutes Netzwerk innerhalb der FDP verfügte, war es wohl folgerichtig, dass die FDP Hamburg sie als Kandidatin für die Bundestagswahl nominierte. "Ich hatte mir nicht vorgenommen, einmal für den Bundestag zu kandidieren, aber ich freute mich natürlich über das Vertrauen, das mir entgegen gebracht wurde. Ich sah darin die Chance, auf Bundesebene aktiv und professionell Politik machen zu können", sagt Canel rückblickend.
Im Jahr 2009 befand sich die FDP in einem Umfragehoch. In Hamburg konnten zwei Kandidaten für die Bundestagswahl aussichtsreich nominiert werden. Das war zwar eine besondere Ausgangsposition. Zunächst musste sich Sylvia Canel auf der Vertreterversammlung gegen andere Mitbewerber durchsetzen. Sie kandidierte erfolgreich und schaffte es auf Platz zwei der Landesliste. Aus dieser Position heraus hatten es bisher nur drei Frauen geschafft, ein Bundestagsmandat zu gewinnen. Nachdem Sylvia Canel die Parteihürde genommen hatte, zog sie Anfang 2009 in den Bundestagswahlkampf.
An Infoständen in Fußgängerzonen, auf Marktplätzen und in Diskussionsveranstaltungen versuchte Sylvia Canel mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und für ihre Standpunkte zu werben. "Auch auf Facebook und Twitter war ich mit den Wählern in Kontakt. Ich habe ein sehr positives Echo erhalten. Für mich war und ist es wichtig, ehrlich zu sein. Die Menschen spüren ganz genau, ob Politiker für eine Sache brennen und glaubwürdig sind", erzählt Sylvia Canel. Am Ende eines monatelangen und anstrengenden Wahlkampfes stand der Erfolg.
Am 27. September war bereits nach der ersten Hochrechung klar, dass die FDP große Zuwächse verzeichnen konnte. "Gegen vier Uhr am Morgen rief mich der Bundeswahlleiter an und teilte mir mit, dass ich auf der vorläufigen Liste der Bundestagsabgeordneten stehe. Fünf Minuten später rief die FDP an und sagte, dass ich um 10.30 Uhr in Berlin erwartet werde. Meine Freude war riesengroß", sagt die Abgeordnete. Im Jahr 2012 wurde Sylvia Canel zur Landesvorsitzenden der FDP Hamburg gewählt. Damit ist sie nach 32 Jahren die erste Frau an der Spitze der Liberalen an der Elbe.
Im Bundestag setzt sich Sylvia Canel unter anderem für bessere Rahmenbedingungen in der Bildungspolitik ein, sie möchte, dass Bildungsstandards bundeseinheitlich werden, die Bundesländer endlich kooperieren und dass alle Kinder gleiche Aufstiegschancen erhalten.
Sylvia Canel ist im Bundestag ordentliches Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sowie stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Darüber hinaus ist sie stellvertretendes Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, der Europäischen Versammlung für Sicherheit und Verteidigung und in der Versammlung der Westeuropäischen Union sowie stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft". (bsl)