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Die vierjährige Wartezeit ist zu Ende. Am 27. Juli begannen die Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Für Sportler aus aller Welt das Highlight ihrer Karriere. Aber auch die deutschen Sportpolitiker blicken gespannt gen Großbritannien und sind mit einer achtköpfigen Delegation — ebenso bei den am 29. August beginnenden Paralympics, den olympischen Spielen der Behindertensportler — vor Ort. Schließlich fließen jährlich knapp 240 Millionen Euro an Steuermitteln in die deutsche Sportförderung.
Heißt das Ziel also, möglichst viele Medaillen zu sammeln, am besten goldene? Die Obleute des Sportausschusses sehen das differenziert. "Natürlich würde ich mich über die ein oder andere deutsche Medaille freuen", sagt etwa Katrin Kunert von der Linksfraktion. Mit Blick auf die erfolgreiche Leichtathletik-WM von Helsinki rechnet Lutz Knopek (FDP) mit "vielen Medaillen". Persönliche Bestzeiten und damit einhergehend "viel Edelmetall für Deutschland" erhofft sich Martin Gerster (SPD), der mit der Olympiadelegation nach London reisen wird, während die anderen Obleute die Paralympics besuchen werden.
Alle drei richten den Blick jedoch auch über die abrechenbaren Medaillenerfolge hinaus. Das Motto der Olympischen Spiele laute schließlich: "Dabei sein ist alles", erinnert Knopek und unterstreicht: "Jeder Olympionike ist bereits ein Gewinner." Katrin Kunert wünscht gerade jenen deutschen Athleten, die erstmals an den Spielen teilnehmen "viele schöne Erlebnisse". Und auch Gerster gönnt den Athleten "viel von den Spielen zu erleben und spannende Erfahrungen zu machen". Klaus Riegert (CDU/CSU) erhofft sich "im Sinne der olympischen Ideale", dass die deutschen Athleten ihre persönlichen Ziele erreichen werden und zugleich Vorbilder der olympischen Bewegung und für die junge, sportbegeisterte Generation in Deutschland sind.
Auch wenn sie ebenfalls auf ein erfolgreiches Abschneiden der deutschen Mannschaft hoffe, werde sie nicht den Fehler machen, die Athleten allein an ihren Medaillen zu messen, kündigt Viola von Cramon (Bündnis 90/Die Grünen) an. "Wichtiger erscheint mir, dass sich die Athleten als mündige Bürger erweisen und sich imstande sehen, kritische Themen auch beim Namen zu nennen." Das Aufgebot an Sicherheitspersonal "inklusive Militär überall in der Stadt", die stark belastete Infrastruktur, die explodierenden Kosten und die "nicht zu durchschauende Arbeit der Antidoping-Behörden im Vorfeld der Spiele" lassen bei der Grünen-Abgeordneten keine richtige Olympia-Euphorie aufkommen. "Ich habe insgesamt gemischte Gefühle", sagt sie.
Beim Thema Doping geht das einem Teil ihrer Kollegen ebenso. Insbesondere bei den Sprintern, Schwimmern und Radfahrern sei sein erster Gedanke bei neuen Rekorden oft, "ob das wohl mit rechten Dingen zugeht", räumt Lutz Knopek ein. "Bei den meisten Siegen freue ich mich jedoch über die Leistung und vertraue auf das Dopingkontrollsystem", ergänzt er. Gegen einen "Generalverdacht" wendet sich Klaus Riegert. "Nicht fundierte Spekulationen über Doping kommen einer Vorverurteilung gleich und schaffen eine Kultur des Misstrauens", sagt er. Nichtdestotrotz gelte es aber weiterhin für einen glaubhaften und professionellen Kampf gegen Doping im Sport auf nationaler und internationaler Ebene einzutreten.
Auch wenn Doping ein — nicht nur im Spitzen-, sondern auch im Breiten- und Freizeitsport — "ernstzunehmendes Problem" sei, warnt Katrin Kunert vor einem Generalverdacht. "Ich glaube daran, dass im Sport noch Weltklasseleistungen erbracht werden, die frei von Manipulation und allein das Ergebnis von Disziplin und Fleiß sind", zeigt sie sich zuversichtlich.
Skeptischer ist hier Viola von Cramon. "Wer garantiert mir eine saubere Leistung, wenn sich Beteuerungen regelmäßig als Lüge erweisen", fragt sie. Die ständigen Leistungssteigerungen seien teilweise mit normalen Maßstäben nicht zu erklären. Diese Einschätzung teilten auch Dopingexperten wie Professor Werner Franke, der kürzlich von einem über fünfzigprozentigen Anteil gedopter Athleten in manchen Sportarten gesprochen habe, sagt von Cramon. "Zweifel" bei manchen Leistungen hat auch Martin Gerster. Auch wenn es eine hundertprozentige Sicherheit nie geben werde, müsse Doping intensiv bekämpft werden fordert er. Dies müsse national — mit einer finanziell besser ausgestatteten Nationalen Antdoping-Agentur (Nada), aber auch international mit einer stärkeren Weltdoping-Agentur (Wada) — erfolgen.
Der Fokus der Obleute des Sportausschusses richtet sich während der Olympischen Spiele insbesondere auf die Leichtathletik. "Ich bin gespannt auf die 4x100-Meter-Staffel der Frauen sowie der Männer, die mich bei der WM in Helsinki zugegebenermaßen überrascht haben", sagt Lutz Knopek, der es bedauert, dass Deutschland in den Teamsportarten Basketball, Handball und Fußball nicht vertreten ist. Ein "breites Interesse" hat Klaus Riegert. Und dennoch: "Der 100-Meter-Sprint in der Leichtathletik fasziniert mich besonders stark", sagt er. Dem stimmt auch Martin Gerster zu, der sich auf den Weltrekordhalter Usain Bolt aus Jamaika freut. Sein Blick richtet sich aber auch nach Wimbledon, wo die Tenniswettbewerbe ausgetragen werden und es aus seiner Sicht für die deutschen Starter durchaus Medaillenchancen gibt. "Die Spiele bieten aber auch die Chance, Sportarten zu verfolgen, die sonst nicht so stark im medialen Fokus stehen", findet er.
Viola von Cramon freut sich auf dem Zehnkampf in der Leichtathletik, wo Deutschland mit Pascal Behrenbruch einen mündigen Athleten ins Rennen schickt, "der auch außerhalb des Stadions präsent ist". Ansonsten will sie sich überraschen lassen. "Das Schöne an Olympia ist doch, dass es immer wieder Entscheidungen gibt, die man so nie auf dem Zettel hatte", sagt sie.
Dass sich Katrin Kunert ebenfalls besonders für die Leichtathletik interessiert, ist wenig verwunderlich, startete die 48-jährige Kurzstreckenläuferin doch bis vor wenigen Jahren noch bei internationalen Wettkämpfen, wie etwa den Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Seniorinnen 2009 im finnischen Lahti. "Leichtathletik war immer meine Hauptsportart", sagt auch Viola von Cramon, die kurz vor ihrem Einzug in den Bundestag 2009 "mit großer Freude" ihren ersten Triathlon bestritten hat. Inzwischen, so erzählt die vierfache Mutter, geht sie mit den Kindern Segeln oder spielt Badminton und Tischtennis "wo immer es sich ergibt".
Die Leidenschaft des Klaus Riegert für den Fußball ist allgemein bekannt. Seit Jahren schon ist er der unumstrittene Kapitän des FC Bundestag. Dort kickt er gelegentlich gemeinsam mit Martin Gerster, der zudem noch Squash spielt. Mit welchen Ambitionen? "Spaß haben und fit bleiben", sagt der SPD-Abgeordnete. "Wenn man dabei gewinnt, ist es natürlich besonders schön", fügt er hinzu. Um "vielseitige Bewegung und einen mentalen Ausgleich" geht es Lutz Knopek. Der FDP-Abgeordnete hat sich daher seiner studentischen Aktivitäten erinnert, als er Karate gemacht hat. "Dieses Jahr habe ich nach langer Pause wieder angefangen und merke, wie gut mir das tut", sagt er. (hau)