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Die gebürtige Hamburgerin Christine Buchholz ist seit mehr als 20 Jahren politisch aktiv. Sie studierte in ihrer Heimatstadt Politik-, Religions- und Erziehungswissenschaften und engagierte sich in den frühen 1990er Jahren in der Studentenbewegung. Sie war Mitorganisatorin der Studierendenstreiks gegen den neoliberalen Umbau der Hochschulen in Deutschland. Von ihrer ausgeprägten linkspolitischen Einstellung zeugt auch ihr Engagement gegen rechtsextreme Aktivitäten wie zum Beispiel Aktionen gegen den "Bund freier Bürger" und die NPD in Hamburg. Seit Juni 2007 ist Christine Buchholz Mitglied im geschäftsführenden Parteivorstand der Partei Die Linke. Zur Bundestagswahl 2009 kandidierte sie erstmals erfolgreich für den Deutschen Bundestag.
Christine Buchholz sagt von sich: "Ich hatte schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und auch ein Problem mit Autoritäten. Deshalb gab es in der Schule auch mal Ärger, denn ich legte mich öfter mal mit den Lehrern an. Ob das immer richtig war oder nicht, weiß ich nicht mehr. Ich wollte einfach manche Entscheidungen nicht widerspruchslos hinnehmen, wenn ich sie als ungerecht empfand."
Und weiter: "Es lag wohl auch an der Erziehung, denn für meine Eltern war Gerechtigkeit eine Grundhaltung, die sie mir vermittelten. Ich machte das Thema Gerechtigkeit zu meiner Lebenseinstellung."
Als Studentin war Christine Buchholz in der Studentenbewegung aktiv. Sie arbeitete in verschiedenen Initiativen mit, weil sie rechtsextremen Tendenzen in ihrer Heimatstadt keinen Raum geben wollte. Obwohl sie sich politisch engagierte, war Parteipolitik für Christine Buchholz anfangs kein Thema.
Erst im Jahr 1994 wurde sie Mitglied der Organisation "Linksruck", und trat bei den Jusos und in die SPD ein. Sie arbeitete gleichzeitig in der Studentenbewegung und verschiedenen Initiativen weiter, wurde Betriebsrätin und Vertrauensfrau der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), denn die Gerechtigkeitsfrage beschäftigte sie auch im Berufsleben.
1998 war Christine Buchholz für die SPD im Wahlkampfeinsatz und warb bei den Bürgern für die Sozialdemokraten. Die Enttäuschung kam sehr schnell: "Als die SPD über den Einsatz von Kampfflugzeugen im Kosovo-Krieg entschied, wurde mir klar, das die SPD nicht mehr meine politische Heimat ist."
Auf einem Sonderparteitag appellierte die SPD-Linke damals an Regierung und Parlament, die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen. Ohne Erfolg. Als Oskar Lafontaine alle Ämter und sein Bundestagsmandat niederlegte und zum größten Kritiker des Regierungskurses von Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde, trat Christine Buchholz aus der SPD aus.
Sie blieb allerdings auch ohne Parteibuch politisch aktiv und schloss sich globalisierungskritischen Bewegungen an. Sie war eine Mitorganisatorin der Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua im Jahr 2001 und trat der Organisation Attac bei.
Heute sagt sie: "Es war für mich eine große Motivation, mich außerparlamentarisch zu organisieren. Es war gut zu sehen, dass viele Menschen so denken wie ich, weil sie der Meinung sind, dass Krieg und Frieden nicht abzukoppeln sind von sozialer und globaler Ungerechtigkeit. Es gab damals so viele Mobilisierungen der Globalisierungskritiker, dass ich von einer Protestwelle zur nächsten getragen wurde."
Nach dem Studium, das sie mit Staatsexamen abschloss, begann Christine Buchholz ein weiteres Studium im Zusatzfach Geschichte an der Universität Hamburg.
Schon als Studentin arbeitete sie als Assistentin für Behinderte. Diese Arbeit setzte sie zunächst in Hamburg, danach in Berlin fort. Später arbeitete sie als freiberufliche Redakteurin für linke Publikationen.
Als Bundeskanzler Schröder im Jahr 2003 in einer Regierungserklärung die Agenda 2010 verkündete, formierte sich im Westen Deutschlands aus ehemaligen SPD-Mitgliedern und Gewerkschaftern die WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit). In die trat Christine Buchholz 2004 ein und wurde sehr bald Mitglied des Bundesvorstandes.
Rückblickend sagt sie: "Als Bundeskanzler Gerhard Schröder im Mai 2005 vorgezogene Bundestagswahlen für September 2005 ankündigte, formierte sich eine starke Linke. Die damalige stark ostdeutsch geprägte Linkspartei PDS öffnete ihre Listen für die westdeutsch geprägte WASG und legte den Grundstein für eine Vereinigung beider Parteien."
Für sie war es eine große Motivation, dass Oskar Lafontaine eine vereinte Linke anstrebte. Er wollte die Partei in den Wahlkampf führen, wenn sich die Linken aus Ost und West zu einer starken linken Partei zusammenschließen würden. "Am 16. Juni 2007 fand die Fusion zur Partei Die Linke statt und ich wurde Mitglied im geschäftsführenden Parteivorstand, mitverantwortlich für die Bereiche Frieden, Abrüstung, internationale Politik und Antirassismus", erzählt Christine Buchholz.
Im Jahr 2008 wurde sie von einigen hessischen Genossen angesprochen, ob sie sich vorstellen könne, für den Bundestag zu kandidieren. Sie hatte über ihre außerparlamentarischen Aktivitäten und die Arbeit im Bundesvorstand der WASG und der Linken starke Verbindungen nach Hessen. "Ich habe mich sehr über diese Gelegenheit gefreut. Der Landesverband Hessen hat mich sehr herzlich aufgenommen", sagt Christine Buchholz.
Viele Wahlkampfveranstaltungen absolvierte Christine Buchholz mit ihrem Baby, denn der fünf Monate alte Sohn brauchte seine Mutter. Sie war in Schulen und Betrieben unterwegs, traf bei Diskussionsveranstaltungen auf Kandidaten anderer Parteien und wurde überall freundlich und mit viel Sympathie aufgenommen.
"In der letzten heißen Wahlkampfphase unterstütze mich mein Mann und betreute unseren Sohn, wenn ich in Fußgängerzonen oder auf Marktplätzen im Wahlkampf war", sagt Christine Buchholz. Am Ende wurde ihr großes Engagement belohnt.
Christine Buchholz konnte 7,5 Prozent der Erststimmen in ihrem Wahlkreis Offenbach für sich verzeichnen. Für eine Kandidatin aus dem Norden, die erstmals in Hessen antrat, ein sehr respektables Ergebnis.
Die linke Politikerin war Mitglied der Programmkommission ihrer Partei, die das Erfurter Grundsatzprogramm erarbeitete. Im Bundestag ist sie ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuss. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht sie darin, dass die Bundeswehr aus Afghanistan und den anderen Auslandseinsätzen abgezogen wird und dass Rüstungsexporte verboten werden. (bsl/24.01.2013)