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Das letzte erhaltene klassizistische Gebäude in Berlin ist fertig restauriert. Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse (SPD) nahm am Mittwoch, 12. Juni 2013, den Schlüssel zum renovierten Schadowhaus in Empfang. Das Haus in der heutigen Schadowstraße 10-11 gelegen, war ein Geschenk des preußischen Königs an Johann Gottfried Schadow (1764-1850), einen der bekanntesten Bildhauer und Künstler des deutschen Klassizismus. Sein berühmtestes Werk ist die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Das Haus war in den letzten siebeneinhalb Jahren von Grund auf saniert und renoviert worden und wird zukünftig das Kunstreferat der Bundestagsverwaltung beherbergen.
"Mit der Sanierung des Schadow-Hauses übernimmt der Bundestag Verantwortung für den Erhalt eines besonderen Bau- und Kulturerbes der Hauptstadt", sagte Wolfgang Thierse im Beisein von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald. In dem Gebäude ließen sich die Facetten der bürgerlichen Stadtgeschichte "zweier ganzer Jahrhunderte ablesen".
Der Erbauer des Hauses, Johann Gottfried Schadow, sei eine der prägendsten Gestalten der preußischen Kunst und Kulturgeschichte gewesen. Die Renovierung und Restaurierung des Hauses sei auch deshalb "ein wichtiges persönliches Anliegen", sagte Thierse, da der Beschluss zur Herrichtung des Hauses unter seiner Amtszeit als Bundestagspräsident gefallen sei.
Thierse sagte, es grenze an ein Wunder, dass das Haus die Bombardierung des Zweiten Weltkrieges unbeschadet überlebte. Nach dem Krieg kamen in dem Haus Künstler und Gewerbetreibende unter, so eine Zeit lang der Bildhauer Bernhard Heiliger. Mitte der Neunzigerjahre sei das Haus "in einem erbärmlichen Zustand" gewesen, sagte Thierse. Nach der Renovierung sei es nun ein "echter Gewinn für Berlin".
Die Restaurierung sei eine spannende Zeit, eine enorme Herausforderung und eine erhebliche finanzielle Geduldsprobe geworden. Man habe nicht geahnt, welch "kunsthistorischer Reichtum" sich unter den zum Teil acht Lagen an Putz und Tapeten verborgen hatte.
Die Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Rita Ruoff-Breuer, sagte, nach der langen und anspruchsvollen Projektarbeit sei sie stolz darauf, dieses hergerichtete Schadowhaus nun übergeben zu können. "Das Haus ist ein Denkmal von kultureller und nationaler Bedeutung." Der preußische König Friedrich Wilhelm habe Schadow das Haus als Anerkennung dessen künstlerischer Leistungen geschenkt, sagte Ruoff-Breuer. "Es war, wen man so will, schon damals eine öffentlich geförderte Baumaßnahme."
Bei der Renovierung und Restaurierung habe die Prämisse gegolten, die originale Bausubstanz so gut wie möglich zu erhalten. So sei das Fundament statistisch ertüchtigt und an vielen Stellen Zement injiziert worden. Die Farben der Räume wurden nach alten Rezepten gefertigt, Ziegel nach alten Angaben nachgebrannt und historische Details ergänzt. 40 Restauratoren hätten daran gearbeitet, um das Haus in ein "Schmuckstück" zu verwandeln.
Hans-Joachim Henzgen vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, das für die Restaurierung zuständig war, sagte, die denkmalpflegerischen Anforderungen des Umbaus seien nur mit der Museumsinsel in Berlin zu vergleichen. "Alles, was erneuert werden musste, wurde mit historischen Baustoffen ersetzt."
Die Restaurierung habe nur Schritt für Schritt vonstatten gehen können. Besonders problematisch sei die Dachstuhlsanierung gewesen. Die Balken seien mit einem hochgiftigen Holzschutzmittel kontaminiert gewesen, das man aber habe entfernen und die Balken dann versiegeln können.
Laut Rita Ruoff-Breuer wurde 2001 beschlossen, das Haus herzurichten. Die Projektvorbereitungen liefen bis 2005, der Baubeginn startete im Jahr 2006. Aufgrund der strengen denkmalpflegerischen Vorgaben verzögerte sich jedoch die eigentlich für 2011 geplante Fertigstellung. Das Haus wurde zwar im Jahre 1805 gebaut, nach Schadows Tod jedoch noch einmal umgebaut und ein zweites Dachgeschoß aufgesetzt.
Bei der Restaurierung wurde versucht, den originalen Zustand von 1805 wiederherzustellen. Die Gesamtkosten des Umbaus betrugen knapp 17 Millionen Euro. Das Schadowhaus hat eine Grundfläche von 2.159 Quadratmeter und eine Nutzfläche von knapp 1.000 Quadratmetern. (jbb/12.06.2013)