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Bei der Installation der Berufsschulausbildung an deutschen Auslandsschulen können die Goethe-Institute eine unterstützende Rolle spielen. Das sagte Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, am Montag, 24. Juni 2013, vor dem von Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) geleiteten Unterausschuss "Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik" des Auswärtigen Ausschusses.
Die Sitzung wird am Mittwoch, 26. Juni, ab 9 Uhr zeitversetzt im Parlamentsfernsehen, im Internet auf www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen.
"Wir können informieren und Kontakte vermitteln", sagte Ebert. Zuallererst müsse es schließlich darum gehen, für die Berufsausbildung zu werben, da diese in vielen Ländern nicht so anerkannt sei wie die universitäre Ausbildung. "Eine Etablierung kann nur in Zusammenarbeit mit den Gastländern erfolgen", machte Ebert deutlich.
Dem Andocken eines berufsbildenden Zweiges an die deutschen Auslandsschulen stünde die überwiegende Mehrzahl der Schulen "grundsätzlich positiv gegenüber", auch wenn man dabei an Kapazitätsgrenzen stieße, sagte Detlef Ernst, Vorstandsvorsitzender des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen.
Wenn dies aber erfolgen solle, um angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern den dortigen Jugendlichen eine Chance auf eine Berufsausbildung zu ermöglichen, müssten viele länderspezifische Dinge Berücksichtigung finden, sagte er und empfahl die Auflegung von Pilotprojekten sowie die klare Festlegung der Zielgruppe.
Außerdem wäre es ratsam, den berufsbildenden Bereich "zweizügig" anzulegen: zum einen mit der Unterrichtssprache Deutsch, aber zum anderen auch mit der Landessprache, regte Ernst an.
Trotz einer Jugendarbeitslosigkeit von 57 Prozent sei die duale Berufsausbildung in Spanien weitgehend unbekannt, sagte Dr. Bernhard Iber, Geschäftsführer der Stihl AG und Vorstandsvorsitzender des Ausbildungsunternehmens ASET/FEDA in Madrid. "Hier tut Aufklärung not", lautete seine Einschätzung.
Unabdingbar sei es, die Unternehmen in die Prozesse einzubinden. Sie seien es schließlich, die die Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen müssten. Ebenfalls eingebunden werden müsse die Auslandshandelskammer, "die für die Qualifizierung und die Berufsausbildung nach deutscher Kultur steht".
Ein gemeinsames Miteinander von Auslandsschulen, GIZ, Goethe-Instituten "und allen, die bereit sind, mitzuarbeiten", forderte Dr. Günter Lambertz, Bereichsleiter Weiterbildung beim Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHK) und Leiter des Freundeskreises Deutscher Auslandsschulen. Die Bereitschaft für ein solches Zusammenwirken sei vorhanden, konstatierte er. Das hätten die veranstalteten drei Regionalkonferenzen gezeigt, wo es von keiner Seite eine Ablehnung gegeben habe.
Lambertz fordert außerdem, gut über das Ziel der Maßnahme nachzudenken. Gehe es um die Ausbildung von Fachkräften für die deutschen Unternehmen im Ausland, sei die Verbindung mit den Auslandsschulen "eine gute Sache". Wolle man die Berufsbildungssystem in diesen Ländern "in eine andere Richtung bringen", blieben dies zwar Insellösungen, die aber immerhin Pilotcharakter haben könnten. "Mittelfristig müssen wir aber dahin kommen, dass sich auch inländische Unternehmen beteiligen", forderte der DIHK-Vertreter.
Derzeit gebe es nur dort Erfolge, wo sich "vor Ort" deutsche Unternehmen engagieren, bestätigte auch Anita Schröder-Klein vom Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland. Die Erfahrung habe gezeigt, dass das deutsche duale System zwar hoch gelobt werde. Bei einheimischen Firmen sowie Eltern und Schülern stoße es dennoch auf wenig Resonanz.
"Firmen scheuen oft den Personal- und Finanzaufwand und Eltern bevorzugen die Möglichkeit, eine Hochschulzugangsberechtigung im allgemeinbildenden Bereich zu erwerben", sagte sie. Ein deutsches Angebot an beruflicher Bildung könne daher nur dann erfolgreich sein, wenn von der einheimischen Wirtschaft und den einheimischen Bildungsbehörden die Initiative bei der Frage nach Unterstützung durch Deutschland ausgeht.
Seit vielen Jahren gebe es eine Stagnation im beruflichen Bildungsbereich, bemängelte Joachim Lauer von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Aus seiner Sicht ist die Schaffung von Leuchtturmprojekten wie den ASET-Schulen in Spanien von hoher Bedeutung. Doch auch das reiche nicht aus, um die "Unbekanntheit der dualen Ausbildung zu drehen".
Um die Nachfrage zu verbessern, so Lauer, müsse man daher zumindest vorübergehend finanziell in Vorlage treten, da die einheimischen Unternehmen nicht bereit seien, in etwas zu investieren , was im Land kaum bekannt ist. (hau/25.06.2013)