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Kordula Schulz-Asche ist eine waschechte Berlinerin, die sich seit 36 Jahren politisch engagiert. Die Kommunikationswissenschaftlerin ist Gründungsmitglied der Alternativen Liste Berlin und saß von 1983 bis 1985 im Berliner Abgeordnetenhaus. Mit 27 Jahren war sie damals die jüngste Fraktionsvorsitzende in der deutschen Parteiengeschichte, und darauf ist sie noch heute ein wenig stolz. Nach einem über zwölfjährigen Auslandsaufenthalt in verschiedenen Ländern Afrikas kehrte sie 1998 nach Deutschland zurück. Allerdings nicht in ihre Heimatstadt, sondern nach Hessen. Im Jahr 2003 wurde sie für Bündnis 90/Die Grünen Abgeordnete des Hessischen Landtags und Sprecherin ihrer Fraktion für Sozial- und Gesundheitspolitik. Zehn Jahre später kandierte die Wahlhessin für den Deutschen Bundestag und kehrt seitdem in den Plenarwochen in ihre Heimatstadt Berlin zurück, um Bundespolitik mitzugestalten.
Kordula Schulz-Asche wuchs in einem Elternhaus auf, in dem viel über Politik diskutiert wurde, deshalb hielt sie schon als Schülerin nie mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Das bemerkten ihre Mitschüler, die sie bald zur Schulsprecherin wählten. Während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester beim Deutschen Roten Kreuz wuchs ihr politisches Interesse weiter.
Sie sagt: „In der Ausbildungsklasse waren damals viele ,aufsässige' junge Frauen, die nicht alles widerspruchslos hinnehmen wollten. Wir diskutierten sogar Sinn oder Unsinn von Häubchen, die wir Krankenschwestern damals tragen mussten. Besonders kontrovers wurde aber die Tatsache diskutiert, dass Krankenschwestern sich per Unterschrift verpflichten sollten, an Kriegseinsätzen teilzunehmen. Damit waren wir nicht einverstanden“, sagt Kordula Schulz-Asche.
Sie gehört einer Generation an, die frühzeitig politische Orientierung suchte, und erinnert sich an die Anfänge ihrer politischen Arbeit. „In Berlin gab es Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre viele politische Splittergruppen, und zu einigen bin ich gegangen, um mich zu informieren. Ich merkte aber schnell, dass sie oft ,utopische' Vorstellungen hatten, wie die Welt verändert und gerechter werden könnte. Irgendwann landete ich sogar bei der SPD, aber deren Politik entsprach auch nicht meinen Vorstellungen“, erinnert sich die Politikerin.
In Berlin gab es so viele verschiedene Bürgerinitiativen, die unterschiedliche Ziele verfolgten, dass es schwer war, sich zurechtzufinden. Kordula Schulz-Asche, die die Stimmung in Berlin hautnah miterlebte, erinnert sich: „Es gab Gruppen, die demokratische Rechte verbessern oder Mieterrechte stärken wollten. Es gab aber auch eine Gruppe, die sich mit Gesundheitspolitik befasste. Der gehörte ich an, und auch Ellis Huber, der spätere Präsident der Ärztekammer Berlin, war dabei.“
Die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen war enorm schwierig, und bald stand die Frage im Raum, ob es sinnvoll wäre, sich zu einer Organisation zusammenzuschließen, die zur Wahl für das Berliner Abgeordnetenhaus antritt. „Das bedeutete, sich in parlamentarische Strukturen einzufügen. Viele wollten lediglich eine außerparlamentarische Protestgruppe bleiben und keinesfalls eine Partei gründen“, erinnert sich die Politikerin.
1978 wurde die Alternative Liste (AL) gegründet, deren Gründungsmitglied Kordula Schulz-Asche war. Die AL trat 1979 erstmals zur Landtagswahl in Berlin an. „Bei der ersten Wahl erhielten wir zwar nur 3,7 Prozent, aber zwei Jahre später waren wir erfolgreicher“, sagt die Abgeordnete. Die vorgezogene Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin im Mai 1981 war eine Zäsur, denn die SPD wurde nicht mehr stärkste Partei, und die Alternative Liste schaffte erstmals mit 7,2 Prozent den Einzug ins Abgeordnetenhaus.
„Damals hatten wir noch das Rotationsprinzip und die Abgeordneten wechselten nach zwei Jahren. Deshalb bin ich erst 1983 Abgeordnete geworden und übernahm mit gerade einmal 27 Jahren auch den Fraktionsvorsitz“, sagt die Berlinerin.
Kordula Schulz-Asche, die in Berlin inzwischen Kommunikationswissenschaften studierte, hatte bei Alternativen Liste ihren Mann kennengelernt, mit dem sie 1986 nach Afrika ging. Zunächst nach Burkina Faso, später nach Ruanda und Kenia, wo ihr Mann für die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) als Entwicklungsexperte arbeitete. Sie wurde im Bereich der Gesundheitsaufklärung tätig.
Nach zwölf Jahren kehrten die beiden nach Deutschland zurück und arbeiteten für die GTZ (seit 2011 Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) an deren Hauptsitz in Eschborn.
An ihrem neuen Wohnort im Main-Taunus-Kreis wurde Kordula Schulz-Asche 1999 bei den Grünen wieder politisch aktiv. Es dauerte nicht lange, bis sie in den Vorstand der Grünen im Main-Taunus-Kreis gewählt wurde. Zwei Jahre später wurde sie Mitglied im Landesvorstand, von 2005 bis 2013 war sie Landesvorsitzende der Hessischen Grünen. Kordula-Schulz-Asche sagt: „Ich wollte mich immer politisch engagieren und die Welt gerechter machen. Freiheit, Gerechtigkeit und Lebensqualität dürfen nicht nur Worthülsen sein, und dazu wollte und will ich einen Beitrag leisten.“
Im Jahr 2003 kandidierte die Berliner Wahlhessin für den Landtag in Wiesbaden und blieb zehn Jahre lang Landtagsabgeordnete sowie Sprecherin ihrer Fraktion für den demografischen Wandel, Sozial- und Gesundheitspolitik. Sie war Vorsitzende des sozialpolitischen Ausschusses des Hessischen Landtags.
Seit Kordula Schulz-Asche im Jahr 2013 erfolgreich für den Deutschen Bundestag kandidierte, ist sie eine der wenigen Politikerinnen, die es geschafft haben, zwei Länderparlamenten (Berlin und Hessen) und dem Deutschen Bundestag anzugehören.
Bereits lange vor der Bundestagswahl hatte sich die Politikerin überlegt, wie sie sich stärker in der Bundespolitik engagieren könnte. „Bereits 2011 habe ich eine Kandidatur für den Bundestag in Erwägung gezogen und mein Interesse auch in der Partei kommuniziert. Wichtige Entscheidungen gerade in der Gesundheitspolitik werden auf Bundesebene getroffen, und ich war davon überzeugt, dass Deutschland auf vielen Gebieten, besonders aber auf dem Gebiet der Pflege, dringend einen Politikwechsel braucht“, sagt die Berlinerin. Als 2013 die Mitgliederversammlungen stattfanden, auf denen die Bundestagskandidaten für die Landeslisten nominiert wurden, bewarb sich Kordula Schulz-Asche erfolgreich und wurde auf Listenplatz fünf gewählt.
Im Frühsommer 2013 begann der Bundestagswahlkampf und die Politikerin erinnert sich: „Ich bemerkte natürlich, wie skeptisch die Stimmung bei den Wählern war und dass selbst unsere Stammwähler verunsichert reagierten. Im Straßenwahlkampf auf Markplätzen und in Fußgängerzonen konfrontierten uns die Menschen sogar mit Rechenbeispielen zu unseren Steuervorschlägen.
Wir wurden gefragt, warum wir uns nicht um unsere Kernkompetenzen kümmern würden. Als dann die Veggie-Day-Kampagne und die Aufarbeitung der Pädophilie-Problematik hinzukamen, schüttelten viele den Kopf, und wir kamen mit den Menschen über unsere eigentliche Politik und zu grünen Themen gar nicht mehr richtig ins Gespräch.“
Trotz dieser Widrigkeiten kämpfte Kordula Schulz-Asche bis zum letzten Tag um jede Stimme für die Grünen und konnte am Ende ein Wahlergebnis 8,2 Prozent der Erststimmen erreichen. Über die hessische Landesliste zog die Berlinerin in den Deutschen Bundestag ein.
Von der Bundestagsfraktion wurde sie in den Gesundheitsausschuss delegiert, und das war auch der Wunschausschuss der Politikerin. Sie sagt: „Auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik kann ich meine Fach- und Sachkenntnis einbringen. Ich werde im Gesundheitsausschuss die Prävention und Gesundheitsförderung thematisieren. Die Gesundheitswirtschaft liegt mir ebenso am Herzen wie die Bereiche HIV-Prävention und internationale Gesundheit.“ (bsl/01.09.2014)