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Detlev Pilger ist gebürtiger Koblenzer und der Stadt am „Deutschen Eck“ zwischen Mosel und Rhein bis heute treu geblieben. In Koblenz absolvierte er eine Ausbildung und ein Studium und begann seine politische Karriere bei den Sozialdemokraten. „In Koblenz bin ich verwurzelt, hier lebe ich gern und kenne viele Menschen. Obwohl ich vor fünf Jahren erstmals in ein politisches Amt gewählt wurde, schickten mich die Sozialdemokraten aus Rheinland-Pfalz für den Wahlkreis Koblenz zur Bundestagswahl 2013 ins Rennen“, sagt Detlev Pilger. Die Genossen hatten auf den richtigen Kandidaten gesetzt. Detlev Pilger holte so viele Stimmen, dass er über die Landesliste in den Deutschen Bundestag gewählt wurde.
Die berufliche Laufbahn von Detlev Pilger begann alles andere als günstig, aber er bezeichnet sie als typisch sozialdemokratisch. Nach einem durchschnittlichen Hauptschulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Sporthaus, ging zum Zivildienst in ein Koblenzer Blinden- und Altenheim, war Lagerarbeiter und Möbelpacker, bevor er die Berufsbildende Schule und die Fachoberschule für Sozialwesen besuchte. Bereits als Jugendlicher interessierte sich Detlev Pilger für Politik, denn er trat schon vor mehr als 30 Jahren in die SPD ein.
Wie das kam, erklärt er so: „Anfang der 1980er Jahre war die Zeit der großen Friedensdemonstrationen gegen Nachrüstung und Kernwaffen. Es gab Sitzblockaden und Protestaktionen in vielen großen Städten gegen Atomraketen in Ost und West und wir als Jugendliche verfolgten das mit großem Engagement. Als ich mit meinen Freunden eines Tages Willy Brandt reden hörte, entschlossen wir uns ganz spontan, in die SPD einzutreten. Da gab es eine richtige Gruppendynamik, alle wollten unbedingt dabei sein.“
Zu dieser Zeit orientierte sich Detlev Pilger beruflich ganz neu. Von 1983 bis 1987 studierte er Religionspädagogik und absolvierte ein Anerkennungsjahr als Religionspädagoge und Pastoraltheologe. Danach war er fast zwanzig Jahre beim Bistum Trier angestellt, von 2007 bis 2010 als Personalreferent.
Als er in dieser Zeit stellvertretender Schriftführer eines Ortsvereins der SPD wurde, bestellte ihn der Generalvikar ein und wies darauf hin, dass kirchliche Arbeitgeber derartige Aktivitäten ihrer Mitarbeiter nicht gern sähen. Detlev Pilger fragte sich, ob ein Amt bei der CDU ebensolchen Unmut ausgelöst hätte, verkniff sich aber die Frage und stellte die kleinen politischen Aktivitäten zurück.
Im Jahr 2009 wurde Detlev Pilger von der Fraktionsvorsitzenden der SPD im Stadtrat von Koblenz angesprochen, ob er sich vorstellen könne, für den Stadtrat zu kandidieren. Er sei in Koblenz gut vernetzt und hätte beste Chancen gewählt zu werden.
25 Jahre als „schlafendes“ Karteimitglied seien jetzt genug, sagte sich Detlev Pilger. Er war erstaunt über das Interesse, aber auch erfreut. Die Herausforderung, für den Stadtrat seiner Heimatstadt zu kandidieren, reizte ihn. Er meldete allerdings sofort Bedenken an, denn er hatte das Gespräch mit dem Generalvikar noch im Ohr.
Nachdem er sich mit seiner Frau beraten hatte, machte Detlev Pilger Nägel mit Köpfen: Er wechselte im Jahr 2010 als Lehrer an die Staatliche Julius-Wegeler-Berufsschule in Koblenz und sagt rückblickend: „Ich merkte sofort, dass meine Entscheidung absolut richtig war. Lehrer zu sein war meine Passion, mein Traumberuf. Zu den Schülern hatte ich auf Anhieb einen sehr guten Kontakt, und nun stand auch einer Kandidatur für den Stadtrat nichts mehr im Weg“.
Detlev Pilger kandidierte auf Listenplatz 30 – eigentlich ein aussichtsloser Platz. Sein Bekanntheitsgrad in Koblenz war allerdings groß. So viele Wähler gaben ihm ihre Stimme, dass er auf Platz zehn der Liste rückte und problemlos in den Stadtrat einzog. „20 Plätze nach vorn, das hätte ich mir niemals träumen lassen. Aber viele dachten wohl, den Pilger kennen wir, der ist ein vernünftiger Mann, dem geben wir unsere Stimme“, erzählt der Abgeordnete.
Nach der Wahl wurde Detlev Pilger jugend- und sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und später zum Vorsitzenden eines Ortvereins der SPD gewählt. Im Grunde war das der Beginn seiner politischen Karriere.
„Ich kann manchmal kaum glauben, dass meine erste Kandidatur erst fünf Jahre her sein soll und dass ich für den Bundestag kandidiert und das Mandat gewonnen habe. Ich denke nicht, dass man sich vornehmen kann, Bundestagsabgeordneter zu werden. So etwas ergibt sich in politischen Konstellationen und wenn der Kandidat passt“, erklärt Detlev Pilger.
Im Jahr 2012 war die politische Konstellation in Rheinland-Pfalz für Detlev Pilger offenbar günstig. David Langner, Vorsitzende der Koblenzer SPD und Staatssekretär im Sozialministerium Rheinland-Pfalz, sprach den Pädagogen an, ob er sich vorstellen könne, im Wahlkreis Koblenz für den Bundestag zu kandidieren.
„Für mich kam diese Frage sehr überraschend, denn ich war ja erst kurze Zeit im Stadtrat von Koblenz. Außerdem gab es eine Reihe anderer Sozialdemokraten, die Ambitionen auf eine solche Kandidatur hatten. Ich argumentierte, ich sei ein sehr glücklicher Berufsschullehrer und würde das auch sehr gern bleiben“, sagt Detlev Pilger.
Auch wenn das Angebot seiner Partei ihn stolz machte, bat er um Bedenkzeit. Erst wollte er mit seiner Frau über diese neue Entwicklung sprechen und sich dann entscheiden. Seine Frau, mit der er mehr als 38 Jahre zusammen ist, sagte ihm sofort, er solle die Chance nutzen und kandidieren, sie würde ihn unterstützen.
Detlev Pilger erklärte seine Bereitschaft, für den Bundestag zu kandidieren und war mit der Zusage schon mitten im Wahlkampf. Denn bevor er offiziell zum Kandidaten gekürt werden konnte, stand seine Kandidatur in der örtlichen Zeitung. Von da an gab es ständig Interviewanfragen von der Presse, von Fernsehsendern und Radiostationen, und Detlev Pilger wurde Stadtgespräch in Koblenz.
Davon fühlten sich allerdings einige Ortsvereine brüskiert, denn sie hätten sich einen anderen Verlauf gewünscht. Es war der Eindruck entstanden, dass der Kandidat von der Landes-SPD bestimmt wurde, ohne dass die Ortsvereine mitentscheiden konnten.
Detlev Pilger verstand die Bedenken der Genossen und besuchte die Ortsvereine in seinem Wahlkreis, um sich vorzustellen und von sich zu überzeugen. Am Ende unterstützte ihn eine überwältigende Mehrheit der Sozialdemokraten bei seiner Kandidatur.
„Mein großer Vorteil war, dass ich vielen Menschen im Wahlkreis Koblenz bekannt war. Ich wurde auf der Straße von Bürgern spontan angesprochen, die mir sagten, wie froh sie sind, endlich einen Politiker wählen zu können, zu dem sie Vertrauen haben. Ich besuchte Veranstaltungen in Betrieben, Seniorenheimen und Schule, wurde in Vereine und Organisationen, auf Sommerfeste, zur Freiwilligen Feuerwehr eingeladen und kam in Fußgängerzonen mit den Menschen ins Gespräch", erinnert sich Detlev Pilger.
"An jedem Tag war ich froh, ehrlich und geradeaus durchs Leben gegangen zu sein. Denn in einer solchen Wahl, das stellte ich sehr bald fest, kann man als Kandidat nur überzeugen, wenn man den Wählern souverän und ehrlich gegenübertritt und nicht durch Seilschaften auf einen Posten gekommen ist“, sagt der Sozialdemokrat.
Am Ende des Bundestagswahlkampfes, den Detlev Pilger als enorm anstrengend und als Rosskur bezeichnet, stand sein Wahlerfolg. Am Wahlabend erfuhr er gegen 22.30 Uhr das endgültige Wahlergebnis. Er war über die Landesliste Rheinland-Pfalz in den Deutschen Bundestag gewählt worden.
„Am Wahlabend habe ich zwar erfahren, dass ich das Mandat gewonnen habe, aber wirklich realisiert habe ich erst Tage später, dass ich jetzt Bundestagsabgeordneter bin“, sagt der Sozialdemokrat.
Neben seiner Abgeordnetentätigkeit im Bundestag und der im Stadtrat von Koblenz, für den er in diesem Jahr erneut auf Platz eins kandidiert, ist Detlev Pilger Mitglied in mehr als 30 Gremien, Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften und Organisationen. Als leidenschaftlicher Fußballspieler und Mitglied im Sportausschuss des Bundestages will er künftig in der Fußballmannschaft der Bundestagsabgeordneten mitspielen.
Und natürlich freut sich der Sozialdemokrat auf das Sportereignis dieses Jahres, die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Detlev Pilger hofft, dass er trotz der Parlamentssitzungen im Bundestag Zeit findet, das eine oder andere Spitzenspiel zu sehen. Keinesfalls will er die Spiele der deutschen Nationalmannschaft verpassen. (bsl/16.05.2014)