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Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten fordern eine Impfoffensive in Deutschland, lehnen verpflichtende Regelungen aber eher ab. Vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien die bestehenden Impflücken groß, sagten bei einem Expertengespräch am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Bundestages die geladenen Sachverständigen übereinstimmend. Sie plädierten dafür, jeden Kontakt zum Gesundheitssystem zu nutzen, um den Impfstatus abzufragen und notwendige Schutzimpfungen nachzuholen.
Auch viele kleine Kinder werden den Angaben zufolge zu spät geimpft. Das eigentliche Problem seien aber Jugendliche und junge Erwachsene, die nur noch selten auf ihren Impfstatus angesprochen würden, zumal sie auch nicht oft zum Arzt gingen. Dies müsse systematisch verbessert werden, etwa über Abfragen in Schulen, in Lehrberufen oder später im Beruf über Betriebsärzte. Die Umsetzung der Impfempfehlungen scheitere bisweilen auch an bürokratischen Vorgaben, hieß es.
Die Experten sprachen sich dafür aus, auch neue Wege zu erkunden, um den Impfstatus in der Bevölkerung systematisch zu verbessern. Denkbar wäre in dem Zusammenhang, die Apotheken in die Impfaufklärung einzubeziehen, lautete ein Vorschlag. Zudem komme den Hausärzten und Betriebsärzten eine wichtige Rolle zu.
Die Fachleute erinnerten an frühere Reihenimpfungen in Schulen, die sehr effektiv gewesen seien. Heute finde nach den Schuleingangsuntersuchungen oft nichts mehr statt, und viele junge Erwachsene hätten überhaupt keine Vorstellungen von ihrem Impfstatus. Solange die Kinder an Schulen seien, könnten sie relativ leicht erreicht werden. Bewährt hätten sich auch schriftliche Hinweise lokaler Gesundheitsbehörden an die Bevölkerung, den Impfstatus zu überprüfen.
Eine Impfpflicht, wie sie derzeit angesichts des Masern-Ausbruchs in Berlin diskutiert wird, lehnten mehrere der geladenen Experten ab. Dies wäre allenfalls als letztes Mittel denkbar. Zuvor sollten andere Möglichkeiten genutzt werden, um in einer konzertierten Aktion den Impfstatus der Bevölkerung zu verbessern.
Im Präventionsgesetz (18/4282) der Bundesregierung, das derzeit im Bundestag behandelt wird, ist eine verpflichtende ärztliche Impfberatung vorgesehen für Eltern, die ihre Kinder in eine Kita geben wollen. Ein Sachverständiger gab zu bedenken, dass Beratungen durch impfkritische Ärzte, die auf impfskeptische Eltern treffen, umgangen werden könnten und wenig brächten. Dabei träten gefährliche Nebenwirkungen von Impfungen nur im Promillebereich auf. Oft würden fällige Impfungen aber einfach nur vergessen. Insofern seien regelmäßige Abfragen sinnvoll. Dies gelte auch für Pflegepersonal, wo der Impfstatus oft ebenfalls völlig unzureichend sei.
Als Sachverständige eingeladen waren Vertreter der Bundesärztekammer (BÄK), des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Ständigen Impfkommission (STIKO).
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