*) Eingesetzt durch Beschluss des Deutschen Bundestages vom 15. Dezember
1999 - entspricht der Bundesdrucksache 14/2350

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10           Global Governance1

   10.1        Was ist, warum und wozu „Global Governance“?

10.1.1     Was ist „Global Governance“?

Der Prozess der „Globalisierung der Weltwirtschaft“ muss politisch so gestaltet werden, dass dessen Risiken minimiert und Chancen für Individuen und Gesellschaften optimiert sowie existierende Fehlentwicklungen korrigiert werden. Antworten auf diese Herausforderungen erstrebt das Projekt „Global Governance“. Auf den einfachsten Nenner gebracht bedeutet „Global Governance“, den Prozess der Globalisierung politisch zu gestalten.

Wichtige Beiträge zur Entwicklung des Konzeptes einer Global Governance lieferten v.a. die Berichte verschiedener Kommissionen der Vereinten Nationen: So z.B. das als Brandt-Bericht bekannt gewordene Abschlussdokument der Unabhängigen Kommission für Internationale Entwicklungsfragen (Nord-Süd-Kommission 1980),2 ebenso der 1987 veröffentlichte Bericht „Our Common Future“ der UN World Commission on Environment and Development. Letzterer wurde – in Anlehnung an den Namen der Kommissionsvorsitzenden – weltweit als Brundtland-Report bekannt (deutsch: Hauff 1987). Auch die Berichte des Club of Rome trugen zur Entwicklung des Konzeptes bei; vor allem der 1991 unter dem Titel „The First Global Revolution“ publizierte Bericht forderte unter Rekurs auf den Begriff Governance eine „gleichzeitige, umfassende Inangriffnahme aller Probleme auf allen Ebenen“ (King und Schneider 1992: 123). In einem weiteren Bericht an den Club of Rome wurde ermittelt, ob die „Erde noch regierbar“ ist (Dror 1995). Schließlich wurde der Begriff „Global Governance“ durch die „Commission on Global Governance“ (CGG) ins Zentrum ihrer Arbeit gestellt, die sich nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes und im Hinblick auf neue globale Probleme mit der Regierbarkeit der Welt beschäftigte. Die Ergebnisse dieser unter dem Dach der UNO arbeitenden Kommission wurden 1995 in dem Bericht „Our Global Neighbourhood“ zusammengefasst.3 Die CGG beschreibt die Absichten des Ansatzes „Global Governance“ wie folgt:

   Der Bericht der CGG wurde in Deutschland vor allem vom Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) aufgegriffen und weiterentwickelt.4 Weltweit beschäftigen sich auch so unterschiedliche Akteure wie das World Economic Forum (WEF)5 oder das World Social Forum (WSF)6 mit dem Thema Global Governance.7



1 Dieser Berichtsteil konnte weitgehend im Konsens verabschiedet werden. Vgl. jedoch die Minderheitenvoten zu einzelnen Abschnitten oder Handlungsempfehlungen von der Arbeitsgruppe der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion sowie die Anmerkungen der PDSFraktion in Kapitel 11.

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2 Zu seiner Wirkungsgeschichte vgl. Nuscheler (2000).

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3 In der deutschen Übersetzung lautet der Titel „Nachbarn in einer Welt” (Stiftung Entwicklung und Frieden 1995).

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4 Für einen Überblick über die Arbeit des INEF zum Thema vgl. etwa Nuscheler (2000), Messner und Nuscheler (2000), Mürle (1998), Messner und Nuscheler (1996) sowie http://www.uni-duisburg.de/ Institute/INEF/Governance/GG-FRAME.HTM (10. Mai 2002).

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5 Das WEF startete eine „Global Governance Initiative“ mit dem Ziel, einen jährlichen Bericht über „good or bad practice“ hinsichtlich der Lösung der zehn wichtigsten globalen Probleme zu veröffentlichen (vgl. http://www.weforum.org/pdf/Initiatives/Global_Governance 10. Mai 2002).

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6 Vgl. z. B. den Initialtext des WSF 2002 in Porto Alegre von Bello (2002).

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7 Für einen Überblick über die allgemeine Diskussion zum Thema Global Governance vgl. Tabelle 10-1am Ende dieses Kapitels.

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Kasten 10-1