|
![](../../../layout_images/leer.gif) |
Martin Agüerra
Auslandseinsätze mit UN-Mandat
Neue spanische Verteidigungspolitik
In einigen Wochen wird Spanien den neu angelegten Kurs in der
Verteidigungspolitik der sozialistischen Regierung unter
Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero per Gesetz
verabschieden. Ende Dezember hatte Zapatero die neue
Verteidigungsdirektive in einem feierlichen Akt nach über
zweimonatigen Beratungen offiziell vorgestellt. Damit hat Madrids
neue Regierung seit März 2004 erste Akzente in der
Neuausrichtung ihrer Streitkräfte gesetzt.
Unter anderem sieht die Direktive vor, dass Spanien künftig
Truppen nie mehr ohne parlamentarische Zustimmung ins Ausland zu
Einsätzen entsenden will. So sollten Truppen ebenso nur dann
eingesetzt werden, solange sich deren Einsatz ausschließlich
an der "internationalen Legalität" zur Befriedung von
Konflikten orientiere. Mandate durch die Vereinten Nationen seien
dabei ausschlaggebend, betont das elfseitige Dokument. Zapatero und
sein Verteidigungsminister, José Bono, erneuerten mit dieser
Aussage ihre Kritik an der konservativen Vorgängerregierung
unter José María Aznar. Diese hatte - entgegen der
öffentlichen Meinung - mehr als 1000 spanische Soldaten als
Unterstützung für die amerikanisch-britische
Militärintervention im Irak 2003 zur Verfügung gestellt.
Als Oppositionelle hatten Zapatero und Bono als Mitglieder der PSOE
die Beteiligung Spaniens am Irak-Konflikt heftig kritisiert. Sie
forderten eine Rückholung der Truppen von der damaligen
Regierung. Kaum an der Macht, hatte die neue Regierung im März
die Rück-kehr aller spanischer Soldaten aus dem Irak
veranlasst.
Jedoch mussten Bono und Offizielle des Verteidigungsministeriums
in Anhörungen des Senats und des Kongresses bereits kleinlaut
zugeben, dass der Einsatz von Streitkräften wahrscheinlich
nicht immer und in allen Fällen mit dem Parlament vorher
debattiert werden könne. Bono räumte ein, humanitäre
Krisen könnten einen raschen Einsatz von Streitkräften
gegebenenfalls erfordern. Experten gehen des weiteren davon aus,
dass Spaniens Beitrag an der NATO Response Force (NRF) - einer hoch
mobilen und schnell einsetzbaren Krisenreaktionstruppe von mehr als
20.000 Soldaten des Atlantischen Bündnisses - ebenso die
Tür zu "ad-hoc Beiträgen" offen lassen müsse.
Andernfalls werde die Glaubwürdigkeit der NRF massiv
beschädigt, so die Experten. Spaniens Beitrag an der NRF
allein beläuft sich nach Aussagen des Staatssekretärs
Francisco Pardo Piqueras auf rund 9.000 Soldaten.
In Spaniens neuer Verteidigungsinitiative rangiert Europa an
erster Stelle der außen- und sicherheitspolitischen
Prioritäten. Das spiegelt die Politik Zapateros wider, mit
maßgeblichen europäischen Entscheidungsträgern wie
Frankreich und Deutschland in Zukunft politisch wie industriell
enger kooperieren zu wollen. "In Fragen der Sicherheit und
Verteidigung ist Europa unser prioritäres Interesse," sagte
Zapatero in einer Ansprache am 30. Dezember. "Wir sind Europa, und
unsere Sicherheit ist ohne Frage mit der des Kontinents vereint."
Spanien wolle die Europäischen Sicherheits- und
Verteidigungspolitik zu einer "authentischen Politik" machen und
mit zur Erreichung verfolgter Fähigkeitsziele im
militärischen Bereich helfen. Trotzdem sei es weiterhin in
transatlantischen Fragen ein fester Partner. Aber der bilaterale
Dialog mit Washington müsse von gegenseitigem Respekt und
Vertrauen geprägt sein. Nationale Priorität im Bereich
der Verteidigungspolitik solle die Transformation der
Streitkräfte haben, heißt es im Dokument. Eingerichtet
wird eine Institution zur Leitung der streitkräftegemeinsamen
Transformation. Bei den Beschaffungsprogrammen hat die Regierung
angekündigt, Programme zu starten, die der Transformation
zuträglich seien. Genaue Angaben machten weder das Dokument,
noch Zapatero und Bono.
Zurück zur
Übersicht
|