Erik Spemann
Kultusministerin Monika Hohlmeier im Kreuzfeuer
der Kritik
Bayern: Untersuchungsausschuss des Landtages
nimmt Arbeit auf
Einmal mehr wird der Bayerische Landtag in den kommenden Wochen
und Monaten im Blickfeld der Öffentlichkeit stehen, und das
nicht nur wegen bedeutender Reformen und eines drastischen
Sparkurses. Es geht um die parlamentarische Aufarbeitung einer
schlagzeilenträchtigen Affäre, in deren Mittelpunkt
Bayerns Kultusminsterin Monika Hohlmeier gerückt ist. Für
die Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten
Franz Josef Strauß, die bis zum vergangenen Sommer noch als
große Nachwuchshoffnung in der CSU galt und für
höchste Ämter gehandelt wurde, könnte es eng werden,
zumal inzwischen ihr Rückhalt in der Partei gefährlich
niedrige Werte erreicht hat.
Allenthalben wird diskutiert, wie lang die Ministerin den
Rücktrittsforderungen der Opposition und den Querschüssen
aus den eigenen Reihen noch trotzen kann, zumal sie auch wegen
ihrer Schulpolitik ins Kreuzfeuer geraten ist. Anlässlich der
Kreuther Winterklausur stellten sich Ministerpräsident Edmund
Stoiber und die CSU-Fraktion aber erst einmal hinter sie.
Ein von SPD und Grünen initiierter und von der CSU-Fraktion
bemerkenswert mitgetragener Untersuchungsausschuss soll mit Hilfe
von 180 Fragen unter anderem Hohlmeiers Rolle bei kriminellen
Manipulationen bei Vorstandswahlen in einem Münchner
CSU-Kreisverband prüfen. Es geht um die Fragen, ob sie - und
daneben auch Stoiber - seinerzeit über die
Wahlfälschungen informiert waren und ob die Vorwürfe
zutreffen, Hohlmeier habe Vorstandskollegen in der Münchner
CSU mit Dossiers über deren Privatleben zu erpressen versucht.
Die Vorkommnisse hatten zum Rücktritt der Politikerin als
Münchner CSU-Vorsitzende geführt.
In einem weiteren Fragenkomplex untersucht der Ausschuss die
Vorwürfe, die Ministerin habe Dienstgeschäfte und
Parteiarbeit unzulässig verquickt. Unter die Lupe genommen
wird ein etwaiger widerrechtlicher Einsatz von Beamtinnen und
Beamten des Ministeriums für die CSU. Weiter steht der Vorwurf
der Günstlingswirtschaft bei der Besetzung von
Schulleiterstellen im Raum, weil angeblich Hohlmeier besonders
gewogene Bewerber an Bestimmungen vorbei Karriere machten.
Schließlich ist auch der Ehemann der Ministerin berührt.
Es soll geklärt werden, ob eine Blindenschule, in der dieser
arbeitet, auf Grund dieser Beziehung eine hohe Finanzierungszusage
des Ministeriums bekommen hat.
Während der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, der
CSU-Abgeordnete Engelbert Kupka, vor Vorverurteilungen warnte und
ein "faires und korrektes" Vorgehen versprach, fuhr die
SPD-Vizefraktionschefin und stellvertretende Ausschussvorsitzende
Karin Radermacher scharfes Geschütz auf. Es müsse in
erster Linie untersucht werden, ob die Ministerin an der Verletzung
der Verfassung und des Grundsatzes der innerparteilichen Demokratie
mitgewirkt habe, ferner bei der Verletzung des Landeswahlgesetzes:
"Hier geht es nicht um den Vorwurf des Falschparkens", sagte sie,
Hohlmeier habe Recht und Gesetz "mit Füßen getreten".
Untersucht werden müsse das "selbstherrliche Verhalten einer
Ministerin, die ihr Ministerium als Familienbetrieb und
Selbstbedienungsladen benutzt".
Die Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause sprach von einem
"CSU-Affärensumpf". Hohlmeier verfahre nach dem Motto "Recht
ist, was mir recht ist", dies sei für einen Rechtsstaat
unerträglich.
Für die CSU bezeichnete der Abgeordnete Alexander
König den Untersuchungsausschuss als "völlig
überflüssig". Er hielt der Opposition "politisch
motivierte Gschaftlhuberei" vor, ihr gehe es um eine reine
Showveranstaltung und einen Rundumschlag.
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