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Ines Gollnick
Auf dem Weg zum Glauben
Weltjugendtag wird größte kirchliche
Veranstaltung in Deutschland werden
Bilder üben Faszination aus. 2005 wird ein
betagter, gebrechlicher Mann die Jugend der Welt treffen und sie
wird ihm zujubeln. Papst Johannes Paul II. wird im August nach
Deutschland kommen, um zusammen mit rund 800.000 Teilnehmern den
XX. Weltjugendtag (WJT) zu feiern. Der WJT ist zwar eine Initiative
der Katholischen Kirche, aber für alle Teilnehmer offen. Neben
den jungen Teilnehmern aus aller Welt, die überwiegend
zwischen 16 und 30 Jahren sein werden, werden außerdem 600
Bischöfe und 4.000 Journalisten erwartet. Ein Mammutevent -
die größte kirchliche Veranstaltung, die es je in
Deutschland gegeben hat. Höhepunkt wird der zentrale
Gottesdienst auf dem Gelände Marienfeld in Frechen bei
Köln sein.
Die katholische Kirche erhofft sich durch den
WJT vor allem geistliche Impulse für die Kirche in Deutschland
und der ganzen Welt. Zwar stehe die Jugend im Mittelpunkt, ebenso
zentral seien aber auch geistliche Themen wie die Gottesfrage und
die Frage der Anbetung, sagte der Sekretär des
Päpstlichen Rates für die Laien, Bischof Josef Clemens,
kürzlich zum Abschluss der Internationalen
Vorbereitungskonferenz.
Wie auf den vorherigen Jugendtagen wird auch
im August in Köln der Papst das Gespräch mit den
Jugendlichen suchen. "Er kann gut zuhören und liebt es, von
Jugendlichen zur Diskussion angestachelt zu werden", so Bischof
Josef Clemens. Neben seiner Teilnahme an der Willkommensfeier, der
Vigil, also der "Nachtwache" in der letzten Nacht des
Weltjugendtages, und der Abschlussmesse wird Papst Johannes Paul
II. auch zum Schrein der Heiligen Drei Könige in den
Kölner Dom pilgern. Die Heiligen Drei Könige geben auch
die Botschaft des WJT: "Wir sind gekommen, um ihn anzubeten." Eine
Massenzusammenkunft birgt die Gefahr, von den Jugendlichen als
Masse zu sprechen. "Das darf uns nicht passieren", unterstrich
Erzbischof Stanislav Rylko, Präsident des Päpstlichen
Rates für die Laien. "Die Jugendlichen sind nicht eine anonyme
Masse, sondern ein individuelles Volk Gottes hier auf Erden." Sie
sollen sich auf ihrem Weg durch Köln an Vorbildern des
Glaubens orientieren können, die jeweils auch ein Individuum
waren, so die Heilige Ursula oder der Heilige Albertus
Magnus.
Drei Tage lang können die Pilger und
Pilgerinnen den Dom besuchen. Dafür bleibt er bis tief in die
Nacht geöffnet, damit jeder Pilger genügend Zeit für
die Stätte der Anbetung hat. Ein Ausnahmezustand in Kölns
berühmten Gotteshaus, denn auch die Bänke müssen
dafür komplett geräumt werden.
Zurzeit werden Gottesdienste, Katechesen und
Pilgerwege detailliert geplant. Auch evangelische und orthodoxe
Kirchen sowie muslimische und jüdische Gemeinschaften haben
sich bereit erklärt, Räume für die Veranstaltung zu
Verfügung zu stellen. Der WJT wird international zusammen
gesetzt sein, was von den Veranstaltern angesichts der
Auseinandersetzung und der Bedrohung durch den fundamentalistischen
Islam auch so gewollt wird und seinen besonderen Wert
hat.
In den Kölner Messehallen werden unter
anderem ein Beicht- und ein Anbetungszentrum eingerichtet. 16
Kölner Innenstadtkirchen sowie jeweils zwei Gotteshäuser
in Bonn und Düsseldorf werden zu "geistlichen Zentren", in
denen Besucher beten, meditieren und ausruhen
können.
Die Geschichte der Weltjugendtage begann in
der Karwoche 1985, also vor 20 Jahren. 260.000 Jugendliche waren in
Rom zusammengekommen, um gemeinsam zu beten, Anstöße
für ihr geistliches Leben zu bekommen und so ihren Glauben zu
stärken. Jugendtage finden seither jedes Jahr am Palmsonntag
statt, entweder in einzelnen Bistümern oder als großes
internationales Treffen wie 1995 in Manila, 1997 in Paris, 2002 in
Toronto oder dieses Jahr in Köln. Der Etat des
diesjährigen Weltjugendtages ist mit rund 90 Millionen Euro
veranschlagt. 40 Prozent davon sollen durch Teilnehmerbeiträge
erwirtschaftet werden. Weitere 30 Prozent kommen von der
Katholischen Kirche Deutschlands, 15 Prozent aus öffentlichen
Haushalten und die restlichen 15 Prozent sind Spenden, Einnahmen
aus Sponsoring und Merchandising, also aus dem Verkauf von
Werbemitteln wie T-Shirts und Aufkleber.
Welchen Sinn macht es überhaupt, so
viele Menschen zur gleichen Zeit zusammenzubringen, um ein Fest des
Glaubens zu feiern, sozusagen ein globales Glaubensbekenntnis zu
leben? Eine Antwort gibt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef
Bode, Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen
Bischofskonferenz. Schon auf der internationalen
Vorbereitungskonferenz forderte er die Teilnehmer auf, wie Jesus
auf seinem Weg von Nazareth nach Karfanaum mit ihrem Glauben aus
der Verborgenheit in die Öffentlichkeit zu gehen. Beim
Weltjugendtag könnten die Jugendlichen aus aller Welt "die
Nähe des Reiches Gottes, die Nähe Gottes selbst
spüren". "Sie erfahren: Wir sind aus Gott und können mit
der Welt positiv und kritisch zugleich umgehen, können ihre
Zukunft als Baumeisterinnen und Baumeister mitbauen, wozu der
Heilige Vater ja immer wieder ermutigt", so Bode.
Aber die Organisatoren müssen neben der
Erörterung geistlicher Fragen auch darüber reden, wie
überhaupt eine reibungslose Mobilität aller Pilger
gelingen kann, wo auf dem Gelände für den
Abschlussgottesdienst welche Wege angelegt werden müssen.
Derzeit kümmern sich die Mitarbeiter des
Weltjugendtagsbüros in der Gereonstraße in Köln vor
allem um die Logistik. Es werden noch rund 60.000 private
Schlafplätze in Köln und Umgebung gebraucht. Und mit rund
8.000 Freiwilligen, die sich bisher angemeldet haben, ist noch
nicht einmal die Hälfte der benötigten 20.000
freiwilligen Helfer erreicht.
Am 24. Januar werden Kölner Jugendliche
in Berlin eintreffen, im Gepäck das Weltjugendtagskreuz, ein
überdimensionales Holzkreuz. Weltjugendtag und Politik
begegnen sich, denn die Jugendlichen übergeben im Reichstag
das Jugendtagskreuz an Studierende des Forums Hochschule und
Kirche. Es bleibt für ein paar Tage in der Hauskapelle.
"Kreuzbewegt" ist die Reise des Jugendtagskreuzes
überschrieben. Es meint zweierlei: zum einen wird das
WJT-Kreuz von Jugendlichen getragen. Zum anderen berührt das
Symbol der Christenheit innerlich, soll etwas in den Menschen
bewegen, denn es steht für das Leiden, Sterben und die
Auferstehung Jesus Christus.
Informationen im Internet:
www.wjt2005.de
www.bdkj-magnifikat.de
Es werden noch Freiwillige gesucht. Sie
müssen die Bereitschaft mitbringen, zwei Wochen im August in
Köln zu arbeiten, außerdem müssen sie Deutsch und
Englisch sprechen und mindestens 18 Jahre alt sein. Ihr Engagement
wird ihnen als Freiwilliges Soziales Jahr anerkannt. Eine
mehrsprachige Pilgerhotline unter 02 21/4 92 00 50 informiert alle
Interessierten.
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