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Man darf nicht alle Hoffnungen auf den
Weltjugendtag projizieren
Interview mit dem BDKJ-Bundesvorsitzenden Knuth
Erbe
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend
(BDKJ) sitzt mit im Organisationskomitee für den XX.
Weltjugendtag (WJT) im August. Zum ersten Mal sind in Deutschland
nahezu eine Million Menschen bei einer kirchlichen
Großveranstaltung dabei. Der BDKJ-Bundesvorsitzende Knuth Erbe
spricht über logistische und inhaltliche Herausforderungen und
die Erwartungen an den Weltjugendtag. Der Kritik, die immer wieder
an Papst Johannes Paul II. geäußert wurde, begegnet er
gelassen. "Man kann dem Papst zujubeln, man muss ihm aber nicht in
allem folgen."
Das Parlament:
Herr Erbe, der Countdown läuft, worum
kümmert sich der BDKJ im einzelnen bei der Vorbereitung des
Weltjugendtages?
Knuth Erbe: Wir sind als Dachverband
der deutschen Katholischen Jugendverbände in die
Gesamtvorbereitung des Weltjugendtages eingebunden, wobei in der
Geschäftsstelle des WJT in Köln das meiste erledigt wird.
Daneben organisieren die meisten Mitgliedsverbände des BDKJ so
etwas wie ein eigenes Zentrum, das Jugendverbandszentrum. Dort wird
ganz bewusst das eigene Profil des Verbandes für alle
Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Weltjugendtages herausgestellt.
Natürlich sollen in erster Linie die deutschen Jugendlichen
angesprochen werden und ihren Verband wieder erkennen. Das sind
auch Orte, wo die Katechesen, also die Verkündung des
christlichen Glaubens, durchgeführt werden. Hier
übernehmen die Jugendverbände die Gestaltung der
Katechesen mit. Das Gleiche macht auch der BDKJ. Es wird ein
BDKJ-Zentrum in St. Heribert in Köln-Deutz geben, das sich
Fair Point nennt. Da geht es um Fragen zur weltweiten Gerechtigkeit
und zum Fairen Handel. Wir wollen in unserem Zentrum mit den
kirchlichen Hilfswerken wie Misereor, Missio und Adveniat
kooperieren.
Das Parlament:
Der WJT muss nicht nur logistisch, sondern
auch pastoral, also seelsorgerisch, vorbereitet werden. Wie sind
die jugendlichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen
eingebunden?
Knuth Erbe: Zum einen gibt es die
Möglichkeit sich als Freiwilliger beim Weltjugendtag zu
beteiligen, sowohl in den Diözesen als auch während der
Woche im August, wo 15.000 bis 20.000 Freiwillige gebraucht werden.
Es gibt die Freiwilligen im Weltjugendtagsbüro in Köln
aus deutschen Diözesen und aus vielen Ländern der Welt.
Das ist sicherlich eine gute Möglichkeit sich vorzubereiten.
Auch in vielen Diözesen findet eine inhaltliche Vorbereitung
statt. Wir als BDKJ haben zusammen mit Misereor zur Vorbereitung
auf dem Weltjugendtag die Aktion "Magnifikat" ins Leben gerufen.
Wir schauen uns den Lobgesang Mariens und seine Aussagen bewusst
als spirituelle Vorbereitung an.
Das Parlament:
Der "Papst sei ein großer Freund"
für die jugendlichen Teilnehmer, sagte Erzbischof Kardinal
Stanislav Rylko, Präsident des Päpstlichen Rates für
die Laien. Wie erklären Sie sich die große Akzeptanz
Papst Johannes Paul II. bei jungen Leuten?
Knuth Erbe: In Ländern der
südlichen Halbkugel hatte er immer schon große
Popularität. In Polen und in Mittel- und Osteuropa sowieso. Es
hat eher in den westlichen und nördlichen Ländern Europas
größere Vorbehalte gegeben. Dabei ging es eher um
innerkirchliche Fragen als um seinen Einsatz für Frieden und
Gerechtigkeit. Als sich der Papst vor zwei Jahren beim Ausbruch des
Golfkrieges sehr deutlich dagegen ausgesprochen hat, da hat man
auch hier in Deutschland gemerkt, dass sehr viele junge Menschen
ihm zugestimmt haben. Innerkirchlich ist das manchmal etwas
schwieriger. Ich glaube aber, dass diese Kritik abnimmt, je
älter er wird. Das ist mein Eindruck. Auch junge Leute sagen,
dass sie nicht alles gut und nachvollziehbar finden, und trotzdem
sagen sie in Respekt vor der Person und dem Amt: wir machen den
Weltjugendtag mit und finden das auch klasse. Ich habe das mal so
formuliert und dafür auch Ärger bekommen: Man kann dem
Papst zujubeln, man muss ihm aber nicht in allem folgen. So
ähnlich ist es auch bei vielen jungen Menschen. Und es gibt
bei Großveranstaltungen wie dem Weltjugendtag auch so etwas
wie eine Eigendynamik, was die Begeisterung angeht.
Das Parlament:
Besteht nicht auch die Gefahr, dass der WJT
zu einem Happening mit Eventcharakter umfunktioniert wird und keine
nachhaltige Wirkung hat?
Knuth Erbe: Das Risiko besteht immer
bei solchen Sachen. Es gibt bei Großveranstaltungen immer "das
Loch danach". Deutschland hat eine sehr ausgeprägte Struktur
katholischer Jugendarbeit. Die gibt es jetzt, die wird es auch
danach geben. Diese gilt es aufzufangen und man muss allerdings
aufpassen, dass man nicht alle Hoffnungen auf den Weltjugendtag
projiziert. Events wie der Weltjugendtag sind Bestandteil von ganz
vielen Formen kirchlicher Jugendarbeit. Seine Stärke ist die
Internationalität.
Das Parlament:
Dass der WJT 2005 in Deutschland stattfindet,
ist auch eine Chance für die Kirche in Deutschland, die Jugend
wieder stärker für sich zu gewinnen. Eine zu
optimistische Hoffnung?
Knuth Erbe: Ich glaube schon, dass
sich in erster Linie Menschen am Weltjugendtag beteiligen werden,
die mit kirchlichem Leben zu tun haben. Ich bin nur bedingt der
Ansicht, dass Jugendliche, die bisher wenig mit der Kirche zu tun
haben, es als so eine Art Schnupperveranstaltung betrachten.
Außerdem ist Hochsommer und Urlaubszeit. Ich kann mir eher
vorstellen, dass es für Firmlinge oder Jugendliche, die schon
in der kirchlichen Jugendarbeit stecken, etwas bringt, die sich
aber noch nicht so stark mit der Kirche identifizieren. Ich glaube
nicht, dass es die große Missionsveranstaltung in das
vermeintliche nichtchristliche Deutschland hinein wird. Da muss man
eher aufpassen. Ich glaube, dass man eine ganze Menge wohlwollende
Aufmerksamkeit bekommen wird. Das ist auch schon eine ganze
Menge.
Das Interview führte Ines
Gollnick
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