Johanna Metz
"Da ist unser Geld verbuddelt"
Die Offenburger Burda-Druckerei und ihr
umstrittenes Sparmodell
Schon neun Jahre ist es alt: das "Burda-Modell",
das der Münchner Medienkonzern Burda den 1.200 Mitarbeitern
seiner Druckerei in Offenburg im Februar 1996 vorgelegt hatte. Um
400 Arbeitsplätze zu retten, sollten Arbeiter und Angestellte
auf Zuschläge verzichten und obendrein länger arbeiten.
Noch heute sind weite Teile dieser Vereinbarung in Kraft. Im
Rückblick aber gibt es über die Wirksamkeit der
Sparmaßnahme geteilte Meinungen. Während Burda stolz
erklärt, den Standort Offenburg gesichert zu haben und seither
wieder aufwendig investiert, kritisieren Mitarbeiter die
Vorgehensweise des Konzerns und blicken mit Skepsis in die
Zukunft.
Als die Tür aufgeht, schreckt Klaus
Richter* kurz auf. Senkt reflexartig die Stimme. Wartet. Aber nein,
es ist kein Kollege. Niemand, den er kennt. Gut so.
Wir sitzen in einem Lokal in Offenburg, am
Rande des Zentrums. Der Vorort wirkt schon am Morgen wie eine
fluchtartig verlassene Kasernenstadt: frisch gestrichene Fassaden,
spärlich behangene Wäscheleinen in den Vorgärten,
zwei, drei Läden. Aber nirgendwo Menschen.
Das "Hubertus" ist hier noch eines der
besseren Restaurants. Der Gastraum hat viele Winkel und wenig
Licht. Im Halbdunkel sitzen ein paar vereinzelte Herren und widmen
sich konzentriert ihrer Mahlzeit. Es riecht nach Wildgulasch und
altem Holz, das in dicken Paneelen an den Wänden klebt.
Niemand außer uns sagt ein Wort.
Richter, ein Mann um die Fünfzig,
spricht leise. Manchmal flüstert er. Die Stille macht ihn
nervös - man kann nicht wissen, wer zuhört. Und vor allem
will er nicht gesehen werden, zusammen mit einer Journalistin, die
wissen will, wie das damals war, vor fast zehn Jahren, als sein
Arbeitgeber, die Burda Druck GmbH in Offenburg, ihm und seinen
1.200 Kollegen im Druckbereich eine Betriebsvereinbarung vorlegte,
die massive Einschnitte für die Belegschaft vorsah:
Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich, Halbierung aller
Zuschläge, schrittweise Streichung aller übertariflichen
Zulagen, Kürzung des Jahresurlaubs.
Im Gegenzug verzichtete das Unternehmen auf
die Auslagerung von Betriebsteilen und gab den Arbeitnehmern
seinerzeit eine Beschäftigungsgarantie bis 31. Dezember
2000.
Abgesehen vom Heizungsbauer Viessmann hatte
es bis Mitte der 90er-Jahre kein deutsches Unternehmen gewagt, ein
solches Sparmodell durchzusetzen. Es war der entscheidende Schritt,
der die so genannten "betrieblichen Bündnisse für Arbeit"
hoffähig machte. Bald zogen andere Firmen nach. Und heute?
Wenn Konzernlenker mit ihren Mitarbeitern um Zugeständnisse
feilschen wie auf einem türkischen Basar, regt sich keiner
mehr so auf wie damals - mit Ausnahme der Gewerkschaften, die dabei
oft völlig umgangen werden.
Noch Jahre später ballen Vertreter der
Arbeitnehmerverbände deshalb innerlich die Fäuste, wenn
man das Gespräch auf das "Burda-Modell" lenkt. Denn
während die Gewerkschaft IG Medien im Februar 1996 Burda den
Bruch von Tarifrecht und Betriebsverfassungsgesetz vorwarf und
versuchte, das Vorhaben des Unternehmens zu stoppen, bearbeiteten
Betriebsrat und Geschäftsleitung die Mitarbeiter hinter
verschlossenen Türen. Zeitgleich schloss Burda seine Druckerei
in Darmstadt und 600 Leute standen auf der Straße.
Die Offenburger Kollegen gaben dem Druck
schnell nach. 97 Prozent stimmten der Betriebsvereinbarung
letztendlich zu - ohne irgendwas schriftlich zu haben. Die Kopie
des geänderten Arbeitsvertrages drückte man ihnen erst
Monate später in die Hand, als die Mehrheit der Mitarbeiter
längst eingelenkt hatte. Da war das Burda-Modell gemachte
Sache.
Klaus Richter, der als Tiefdrucker im
Unternehmen arbeitet und schon als Lehrling bei Burda an der
Druckwalze stand, hat diese Zeit noch gut in Erinnerung. "Mir ging
es schlecht damals", sagt er. Hin und her habe er überlegt,
was er tun soll. "Ich hatte große Angst um meinen
Arbeitsplatz. Dazu kam die Schließung des Darmstädter
Werkes. Nichts war auf einmal mehr sicher."
Richter traf eine Entscheidung. Er
unterschrieb nicht. Verweigerte die Zustimmung zu einem Vertrag,
für den Burda sich bis heute rühmt, weil er den
Druckstandort Offenburg und hunderte Arbeitsplätze gerettet
haben soll. Der Arbeiter aber hatte Zweifel an den Argumenten
seiner Bosse: "Klar hat die Firma gesagt, wenn das Sparmodell nicht
kommt, müssen einzelne Bereiche geschlossen werden, verlieren
400 Leute ihren Job. Aber hat sie konkrete Zahlen vorlegt? Konnte
sie zeigen, warum die Situation so ernst ist? Nein. Es war für
uns Mitarbeiter nicht nachvollziehbar, ob diese massiven
Einschnitte wirklich notwendig waren und ob es nicht Alternativen
gegeben hätte."
Weil Burda als Medienunternehmen laut
Betriebsverfassungsgesetz dem so genannten Tendenzschutz
unterliegt, war es dazu allerdings auch nicht verpflichtet. Aber:
"Was hätte Burda daran gehindert, es doch zu tun?", fragt
Richter. Obwohl er ruhig auf seinem Platz sitzt und nur
gelegentlich an seinem Mineralwasser nippt, redet er, als wäre
das alles erst gestern passiert. Er kennt jedes Detail, berichtet
mit beherrschter Wut von den Ereignissen und wirkt gleichzeitig
ernüchtert, müde von all den kleinen und großen
Kämpfen, die er seither auszufechten hatte. Er, der seinen
Chefs bis heute die Unterschrift versagt. Der Abweichler. Er ist
vorsichtig geworden.
Ein Medienriese mit
Familienanschluss
Sein Arbeitgeber, der Münchner Konzern
Hubert Burda Media, ist eines der größten
Medienhäuser Deutschlands. Ein Gigant im Geschäft mit
bunten Illustrierten, ob Klatsch, Lifestyle oder harte News. Burda
verlegt von Modejournalen ("Elle") bis hin zu erfolg- reichen
"People-Magazinen" wie "Bunte", dem Nachrichtenmagazin "Focus" oder
dem Männerblatt "Playboy" beinahe alles, was Rang und Namen
hat auf dem Zeitschriftenmarkt.
Angefangen hat das mit einer kleinen
Druckerei in Offenburg. Die hat sich im Laufe dreier Generationen,
seit Gründung des Unternehmens durch den Großvater Hubert
Burdas vor 100 Jahren, zu einem der größten
Tiefdruckunternehmen Deutschlands entwickelt. Heute behauptet es
sich auf einem heiß umkämpften Markt. Allein in
Offenburg, der 58.000-Einwohner-Stadt im Mittelbadischen, arbeiten
2.500 Menschen für den Konzern, davon rund 1.200 in der
Druckerei. Damit ist Burda der größte Arbeitgeber am
Ort.
Doch obwohl aus dem kleinen
mittelständischen Betrieb längst ein international
operierender Konzern geworden ist, hat es der Burda-Clan, eine der
einflussreichsten und anerkanntesten Unternehmerfamilien
Deutschlands, geschafft, den Nimbus des traditionsreichen
Familienunternehmens zu bewahren. Hier gibt es noch eine Art
"Wir-Gefühl" unter den Arbeitern. Einen engeren Zusammenhalt,
einen gewissen Stolz, dabei sein zu dürfen. Wir, die Burdaner,
hieß es immer, und nicht zuletzt aus diesem Grund galt das
Burda-Werk in der Hauptstraße lange als eine der vornehms-ten
Adressen, bei der man in der Region arbeiten konnte.
Das hat viel mit Franz Burda zu tun. Dem
"Senator", wie sie ihn hier nannten. Er hat das Unternehmen lange
geführt, bis zu seinem Tode. Als er 1986 starb, starb auch
eine Ära. Viele Offenburger kannten ihn, erzählen immer
wieder gern die alten Geschichten. Von Burda, der seine Drucker
noch beim Namen gekannt hat. Der billige Wohnungen für sie
gebaut hat und sogar einen Sportclub samt Tennisplatz, Freibad und
Kneipe, um Rückenleiden infolge der körperlich
anstrengenden Arbeit zu mindern; dem Alten, einem Menschenfreund
und Kunstliebhaber, der mal eben durch die Druckerei gelaufen sei
und jedem persönlich einen 500-Mark-Schein in die Hand
gedrückt hat - als Weihnachtsgeld. Dem Patriarchen, der, als
Mitte der 70er-Jahre die Druckindustrie zu einem bundesweiten
Streik aufgerufen hatte, befand, in seinem Unternehmen werde nicht
gestreikt - und dann mitsamt seiner 1.000-köpfigen Belegschaft
in die Berge fuhr und ein Fest spendierte, von dem noch heute alle
reden.
Das ist Vergangenheit. Nach seinem Tode
übernahm sein Sohn Hubert den Konzern. Seither sind die Zeiten
rauer geworden: Das Unternehmen muss sparen. Die Konkurrenz auf dem
Druckmarkt ist groß und Dumping-Anbieter drücken die
Preise. Auch Burda musste Werke ins Ausland verlagern. Nach
Bratislava etwa oder Vieux-Thann im Elsass.
Doch noch ist Burda in Offenburg groß.
Zahlreiche Druckpressen halten das beschauliche
Provinzstädtchen im Ländle gewissermaßen mit am
Laufen. Offenburg, das bedeutet eine im Bundesvergleich niedrige
Arbeitslosenquote um fünf bis sechs Prozent und einen
einigermaßen gesunden Mittelstand - kaum denkbar ohne die
Präsenz des Medienhauses. Die rief lange Kritiker und Neider
auf den Plan: Sie nannten die Stadt früher spöttisch nur
"Burdapest".
Die "Burda-Pest": Das 67 Meter hohe
Burda-Hochhaus mit dem weithin sichtbaren Schriftzug
"Hubert-Burda-Media" ist noch heute so was wie das Wahrzeichen der
Stadt. Heute heißt es, der neuen Zeit angepasst,
"Media-Tower", und wurde gerade mit großem Aufwand
generalsaniert.
Burda ist in Baulaune: Vor Wochen erst hat
der Konzern das rund 50 Millionen Euro teure neue Druckzentrum
hinter dem Bahnhof eröffnet. Dort stehen jetzt die modernsten
Druckmaschinen, die derzeit zu haben sind. Zuvor hat Burda ein
neues Parkhaus gebaut. Und dann den "Medienpark", ein
halbmondförmiges Gebäude, in dem jetzt Redaktionen wie
die "Freizeit Revue" oder "Mein schöner Garten"
residieren.
Millioneninvestitionen, angesichts derer sich
die Belegschaft heute die Augen reibt: So schlecht soll es dem
Konzern doch noch vor wenigen Jahren gegangen sein. Woher kommt nun
das ganze Geld? Klaus Richter hat sich diese Frage auch schon
gestellt und sagt, was viele denken: "Da ist unser Geld
verbuddelt."
Dieser Gedanke ist auch Ludwig Thieme* schon
gekommen. Und der schmerzt. Denn Thieme hat dem Druck damals
nachgegeben und unterzeichnet. Er hat der Änderung seines
Arbeitsvertrages zugestimmt und auf Teile seines Lohns verzichtet.
Um seinen Arbeitsplatz zu halten. Um Burda zu halten.
Und jetzt? Arbeitet der Tiefdrucker mehr als
zuvor und wundert sich über die "Prestigeobjekte" des
Konzerns, die plötzlich wie Pilze aus dem Offenburger Boden
schießen.
Der Endvierziger wirkt wie einer, der gerne
glauben wollte, was seine Chefs ihm und den anderen vor neun Jahren
über die Situation des Unternehmens gesagt hatten. Der
unterschrieben hat, weil er keine andere Möglichkeit für
sich und seine Familie sah. Und der heute manchmal zweifelt, ob
diese Einschätzung richtig war.
Die Kinder waren noch im Schulalter, als er
plötzlich auch an Wochenenden und in der Nacht arbeiten
musste. Von den finanziellen Folgen mal ganz abgesehen: "Die
Geschäftsleitung hatte von zwei bis drei Prozent
Einkommenseinbußen gesprochen. Letztlich aber waren es 1999,
nachdem die letzten Zulagen wegfielen, fast 20 Prozent", sagt
Thieme, und erzählt, wie schwierig seine Situation in dieser
Zeit war: "Ich hatte doch gerade ein Haus gebaut, stotterte Jahr
für Jahr die Raten ab. Drei Jahre später halten sie mir
den Vertrag hin und sagen: Sie sollten das unterschreiben. Sonst
ist nachher ihr Arbeitsplatz weg oder Sie arbeiten nur noch 30
Stunden die Woche. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich
darauf einzulassen."
Nur 14 Leute, unter ihnen Klaus Richter,
widersetzten sich dem Sparmodell. Sie zogen vor Gericht und
schlossen einen Vergleich. Denn dass man ihnen plötzlich das
Messer an die Brust hielt, sie nur noch 30 Stunden arbeiten
sollten, wollten sie nicht einfach hinnehmen.
Sie bekamen Recht: Burda musste einlenken,
garantierte schließlich eine Wochenarbeitszeit von 35 Stunden.
Nur mussten die Kläger dafür auf alle
übertariflichen Zuschläge, auf Überstunden und
Wochenendarbeit verzichten - und auf die
Beschäftigungsgarantie.
Das war für die meisten von ihnen zu
viel, sagt Richter. "Mit mir gibt es nur noch vier Leute, die
durchgehalten haben. Alle anderen haben still und heimlich
irgendwann doch unterschrieben, weil das Geld einfach nicht
reichte."
Leichter für ihn ist es seither nicht
gerade geworden. Einzelne Abteilungsleiter und Teile der
Geschäftsführung haben ihn genau im Blick. Kollege Thieme
will beobachtet haben, dass Richter und die anderen Verweigerer,
gerade in den ersten Monaten, behandelt wurden wie
"Aussätzige". Man habe sie getriezt und schikaniert, sagt er,
immer wieder gedrängt, doch einzulenken.
Wenn er das sagt, spürt man, dass es
wohl auch die Angst vor solchen Repressalien war, die ihn zur
Unterschrift bewogen hat. Angst, das fünfte Rad am Wagen zu
sein. Schuld zu tragen, wenn Kollegen gekündigt
wird.
"Nötigung" sei das gewesen, findet
Thieme heute. Man habe die Leute regelrecht überfahren, ihnen
keine Zeit gelassen, richtig über alles
nachzudenken.
Und der Betriebsrat? Der habe lieber mit der
Geschäftsleitung gekungelt, mit den Bossen gemeinsame Sache
gemacht. "Der Vorsitzende, Helmar Kaufmann, hat sich das doch von
denen da oben diktieren lassen", meint Thieme, und erzählt
kopfschüttelnd, wie die selbst gewählten
Arbeitnehmervertreter und die Konzernleitung dann in
Gruppengesprächen massiv auf die Mitarbeiter eingewirkt
hätten. Der Gewerkschaft blieb später nur, den
abtrünnigen Kaufmann aus ihren Reihen
auszuschließen.
Klaus Richter macht die Arbeit seither keinen
Spaß mehr. Er fühlt sich über den Tisch gezogen. Und
selbst Ludwig Thieme, der sich noch immer um Verständnis
für die Sparmaßnahmen bemüht, "sollten sie wirklich
notwendig gewesen sein", findet, dass die "scharfe Tonlage" seitens
der Unternehmensleitung damals unangemessen war. Aber, sagt er, mit
der Zeit relativiere sich auch vieles. Besonders wenn man sehe,
dass es anderen Unternehmen auch nicht so rosig geht. "Im
Burda-Druckwerk im französischen Vieux-Thann zum Beispiel
arbeiten die Kollegen für die Hälfte."
Und Burda zahlt, obwohl längst nicht
mehr Mitglied im Arbeitgeberverband, nach wie vor Tariflohn -
einschließlich Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Von den Mitarbeitern selbst finanziert?
Immerhin spart der Konzern durch das Burda-Modell noch immer
mehrere Millionen Euro Personalkosten im Jahr - und das obwohl
Teile der Vereinbarung längst nicht mehr in Kraft sind. Und
eine Beschäftigungsgarantie gibt es auch nicht mehr. Durch
Vorruhestandsregelungen und die Auslagerung von Abteilungen wurden
zuletzt wieder einige Arbeitsplätze abgebaut.
Dennoch ist etwas passiert in Offenburg:
Herausgeputzt und mit Investitionen vollgepumpt scheint der
Standort wenigstens für die nächste Generation gesichert
zu sein. Wenn alles gut läuft, kommen in den folgenden Jahren
sogar noch ein paar Druckmaschinen dazu. Kommunen wie Kehl oder das
französische Vieux-Thann, die sich neben Offenburg um den
Standort des neuen Druckwerkes beworben hatten, blieben auf ihren
günstigen Angeboten sitzen. Dabei hätten sie Burda zum
Schluss am liebsten fast alles geschenkt.
Klaus Richter sagt deshalb, man müsse es
dem Konzern hoch anrechnen, dass er in Offenburg bleibe. Trotz
aller Kritik. Denn er weiß auch: "Weil Hubert Burda an
Offenburg hängt, hat der Konzern ein paar Millionen
draufgelegt."
War das Burda-Modell also doch der richtige
Weg? Ludwig Thieme ist skeptisch. "Darüber kann man nur
spekulieren", sagt er, und fragt sich, ob denn tatsächlich 400
Leute entlassen worden wären, hätten die Mitarbeiter das
Modell abgelehnt. "Vielleicht wollte Burda auch nur mal sparen, um
sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen?" Er weiß keine
Antwort.
Richter versucht sich erst gar nicht in
Zurückhaltung. Sein Urteil: Die Maßnahme habe dem
Konzern, wenn überhaupt, nur kurzfristig geholfen. Bald werde
es neue Streichungen geben, ganz sicher, und im Übrigen, sagt
er, ganz sachlich, würden im Verladebereich bereits erste
Outsourcing-Maßnahmen durchgeführt.
"Die haben doch Geld", sagt Richter.
Hätten einen solchen Sparplan gar nicht nötig gehabt. "So
aber hat sich der Konzern mal eben auf Kosten seiner Mitarbeiter
saniert."
Seine Wut darüber ist groß, aber er
weiß auch: Er kann sich nicht einfach irgendwo anders
bewerben, in seinem Alter, bei der Lage auf dem Druckmarkt. Er kann
nur warten. Und hoffen, dass sein Arbeitsplatz noch eine Weile
sicher ist.
Doch genau das macht ihm Sorgen.
Er weiß: Seit Wochen laufen wieder
Herren mit Schlipsen und ernsten Mienen durch die Abteilungen. Es
sind Mitarbeiter einer Unternehmensberatung. Sie untersuchen
Arbeitsabläufe und weitere Einsparpotenziale.
* Namen von der Redaktion geändert.
Johanna Metz ist Volontärin bei "Das Parlament".
Zurück zur Übersicht
|