Karl-Otto Sattler
Neuer Kultusminister im Südwest-Staat
In Berlin ist bislang keine neue Regierung in Sicht, doch in
Baden-Württemberg zeitigt die Bundestagswahl bereits
personelle Konsequenzen: Neuer Kultusminister wird der
CDU-Politiker Helmut Rau, der die bisherige Ressortchefin Annette
Schavan ablöst. Schavan wurde am 18. September in Ulm direkt
in den Bundestag gewählt und legt ihr Stuttgarter Amt am 5.
Oktober endgültig nieder. Als Kultus-Staatssekretär
wirkte der 55-jährige Südbadener im Hintergrund an den
Neuerungen mit, die Schavan auf den Weg brachte. Mit der Berufung
Raus setzt Ministerpräsident Günther Oettinger auf
Kontinuität.
Ob Kurzzeit-Abitur, Fremdsprachenunterricht von der ersten
Grundschulklasse an, flexible Einschulung oder die Aufwertung der
Kernfächer in der gymnasialen Oberstufe: Nach den von Schavan
angestoßenen Umwälzungen ist jetzt vor allem eine Phase
der Konsolidierung angesagt, um die Umbrüche im Schulalltag zu
verankern und zu stabilisieren. Dabei könnte es Rau in der
Auseinandersetzung etwa mit der Lehrergewerkschaft helfen, dass er
als umgänglicher Mensch gilt. Herausforderungen kommen auf Rau
besonders beim Ausbau der erst in jüngerer Zeit von der
Südwest-CDU stärker befürworteten Gesamtschulen und
bei deren Ausstattung mit qualifiziertem pädagogischem
Personal zu.
SPD-Oppositionsführer Wolfgang Drexler und die GEW richten
bereits entsprechende Forderungen an den frisch gekürten
Minister. Überdies stehen die beruflichen Schulen wegen der
großen Nachfrage junger Leute und angesichts von zu wenig
Lehrern unter Druck.
Vor der Landtagswahl in sechs Monaten sichert sich Oettinger mit
der Berufung Raus auch innerparteilich ab. Die Ernennung eines
Außenstehenden oder ein Kabinettsrevirement hätten in der
Regierung und in der CDU-Fraktion Unruhe provoziert, was der
Ministerpräsident nicht gebrauchen kann.
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