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Jutta Witte
Wie sich die Parteien für die Landtagswahlen
positionieren
Rheinland-Pfalz
Die Bundestagswahl ist noch nicht verdaut und der
Koalitionspoker läuft in Berlin auf vollen Touren, da
müssen sich rheinland-pfälzische Politiker bereits
lästigen Fragen zum nächsten Urnengang stellen. Das Land
wird seit 14 Jahren sozial-liberal regiert, davon beinahe elf unter
der Führung des sozialdemokratischen Urgesteins Kurt Beck.
Damit ist es ein Exot in der Bundesrepublik - schon allein
deswegen, weil es zu den letzten fünf Bundesländern
gehört, in denen die SPD noch mitregiert. Am 26. März ist
Landtagswahl und alle Parteien fühlen sich durch das Ergebnis
der Bundestagswahl irgendwie bestärkt, obwohl die jetzigen
Mehrheitsverhältnisse in Berlin völlig anders aussehen
als im Land.
Mit einem satten Vorsprung ist die Koalition bei den
Landtagswahlen 2001 ausgestattet worden. Der Löwenanteil ging
an die SPD, die mit 44,7 Prozent fast die absolute Mehrheit holte
während die Liberalen sich mit 7,8 Prozent und der Rolle eines
eher schwachen Juniorpartners begnügen mussten. Die CDU
schließlich erlebte unter ihrem Spitzenkandidaten Christoph
Böhr einen Absturz auf 35,3 Prozent. Das Landesergebnis der
Bundestagswahl jedoch spricht nach Böhrs Auffassung eine
andere Sprache. "Stark und selbstbewusst" sieht Becks alter und
neuer Herausforderer seine Partei. 36,9 Prozent haben die
rheinland-pfälzischen Christdemokraten am 18. September
bekommen. Der Vorsprung gegenüber der SPD ist mit 2,6 Prozent
zwar nur gering. Dennoch liegt der Landesverband im Vergleich der
Bundesländer auf Platz zwei direkt hinter
Baden-Württemberg. In zehn von fünfzehn Wahlkreisen
punkteten die CDU-Kandidaten. Für "sehr gewagt" hält
Böhr es zwar, hieraus Schlüsse für die nächste
Landtagswahl zu ziehen. Dennoch deuten die Landesergebnisse nach
seiner Einschätzung auf eine klare schwarz-gelbe Mehrheit in
Rheinland-Pfalz hin. "Das ist auch unser Ziel für die
Landtagswahl 2006", betont Böhr selbstbewusst.
Wenn auch die Aufholjagd aus Sicht der CDU gelungen ist, wird
Böhr dennoch im März 2006 zum zweiten Mal gegen einen
Amtsinhaber antreten müssen, der fest im Sattel sitzt. Beck
gilt trotz der schlechten Großwetterlage, in der sich seine
Partei seit langem befindet, als nahezu unangefochtener Landesvater
und Vertreter sozialdemokratischer Urtugenden. Beides hatte sich im
Wahlkampf vor fünf Jahren als Erfolgsrezept erwiesen. Trotz
eines Schuldenbergs, den die CDU bis 2006 auf mehr als 30 Millionen
Euro schätzt, verweist der Regierungschef zudem auf
landespolitische Erfolge vor allem in den Bereichen Bildung und
Wirtschaft.
Landesspezifischer Wahlkampf
Konsequent vermarktet Beck Rheinland-Pfalz als "Land der
Bildungsreform", unter anderem mit einem bundesweit beispielhaften
Ganztagsangebot an den Schulen, mit Kindergärten, die bereits
Zweijährige aufnehmen und fördern, und mit Grundschulen,
in denen schon in den ersten beiden Schuljahren Fremdsprachen
unterrichtet werden sollen. Das Ergebnis der Bundestagswahl
bezeichnet Beck als eine gute Grundlage um seine Arbeit
fortzusetzen. "Die SPD hat wieder gelernt zu gewinnen", sagt er.
Der Ministerpräsident sieht sich im eigenen Land weder von der
Linkspartei.PDS bedroht, die bei der Bundestagswahl 5,6 Prozent der
Zweitstimmen in Rheinland-Pfalz holte und besonders in sozial
schwachen Gebieten gut abschnitt, noch fürchtet er um seinen
jetzigen Koalitionspartner. "Ich muss da keine Ängste hegen",
betont er mit Blick auf die FDP.
Mit 11,7 Prozent liegt die rheinland-pfälzische FDP
deutlich über dem Bundesergebnis ihrer Partei. Der Zugewinn an
Zweitstimmen ging vor allem zu Lasten der CDU. Vor diesem
Hintergrund kann die Partei Selbstbewusstsein zeigen, vor allem in
einem Bundesland, dessen Wirtschaft vorwiegend mittelständisch
geprägt ist. So stoßen auch Ankündigungen von den
Grünen, der FDP bei den Landtagswahlen den dritten Platz
streitig machen zu wollen, bei Wirtschaftsminister Hans-Artur
Bauckhage auf äußerste Gelassenheit. "Rheinland-Pfalz ist
wirtschaftlich mehr als gut aufgestellt", erklärt Becks
Stellvertreter. Damit könne die Koalition punkten. "Aber jeder
weiß natürlich auch, wer hier im Land Wirtschaftsminister
ist", fügt er hinzu und verweist auf ein Wirtschaftswachstum
von 1,2 Prozent in den lvergangenen zwei Jahren, das über dem
Bundesdurchschnitt liege, und auf eine Exportquote, mit das Land
mit an der Spitze stehe.
Angesichts der guten Lage auf dem rheinland-pfälzischen
Arbeitsmarkt sei nicht davon auszugehen, dass Themen wie die
Umverteilung von oben nach unten bei der Landtagswahl eine
große Rolle spielen würden. SPD und FDP setzen darauf,
dass der kommende Wahlkampf durch die vorgezogene Bundestagswahl,
die dann schon ein halbes Jahr zurück liegen wird, ein
landesspezifischer wird. Ob und zu wessen Gunsten die FDP eine
Koalitionsaussage machen wird, werde sie im Februar entscheiden.
Für Beck ist dies derzeit ohnehin kein Thema: "Wir müssen
so stark werden", betont der Ministerpräsident, "dass gegen
uns nicht regiert werden kann."
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