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Igal Avidan
Der Glaube der lebenden Bomben
Der Film "Paradise Now" wird gefeiert und
löst in Deutschland gleichzeitig eine heftige Debatte
aus
Die beiden Palästinenser Khaled und Said, seit ihrer
Kindheit gute Freunde, wurden dazu bestimmt, sich als
Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft zu sprengen. Die
voraussichtlich letzte Nacht ihres Lebens dürfen sie noch
einmal im Kreise ihrer Familien in Nablus verbringen.
Selbstverständlich verheimlichen sie ihr Vorhaben und nehmen
daher keinen wirklichen Abschied von ihren Angehörigen. Am
nächsten Morgen werden die lebenden Bomben an die israelische
Grenze gebracht. Später wird sich Chaled von einer
Palästinenserin überzeugen lassen, das Attentat nicht
auszuführen und zieht den gewaltlosen Widerstand gegen Israel
vor. Said dagegen sprengt sich in einem israelischen Bus in die
Luft.
Der neue Spielfilm des Palästinensers Hani Abu-Assad
"Paradise Now" wurde auf der Berlinale gleich dreifach
ausgezeichnet und erhielt unter anderem den Amnesty
International-Filmpreis. Jetzt startete er am 29. September 2005
bundesweit in den deutschen Kinos. Filmgegner organisieren
Diskussionsveranstaltungen und Vorträge in Hamburg, Berlin und
Frankfurt am Main. Zu den Kritikern von "Paradise Now" gehört
auch Georg Haffner, Co-Redakteur des ARD-Dokumentarfilms "Der Tag,
als ich ins Paradies wollte".
Haffner hält "Paradise Now" für problematisch, "wenn
nicht sogar gefährlich, weil die Botschaft letztlich ist, dass
Selbstmordattentate eine zwangsläufige Folge der israelischen
Besatzung sind, und dass der Selbstmordattentäter es schafft,
ins Paradies zu kommen". Diese Botschaft finde er "verheerend",
zumal der Film die Opfer von Selbstmordattentaten vollkommen
ausblende.
Der Film, den Haffner zusammen mit Esther Shapira für den
hessischen Rundfunk gedreht hat, lässt nicht nur die
potenziellen Opfer eines gescheiterten palästinensischen
Selbstmordattentäters, sondern auch dessen Eltern zu Wort
kommen. Diese kritisieren heftig die Hintergrundmänner, die
ihren Sohn auf die tödliche Mission geschickt hatten. "Mein
Sohn hat mit den Kindern meines jüdischen Arbeitgebers
gespielt", sagt Vater Said Abdallah. "Wie konnte er Juden ermorden
wollen?"
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