ehh/as
Aktionsplan für Drogenpolitik
Gemeinsamer Kampf gegen Sucht
Der Kampf gegen die Drogen ist nicht zu gewinnen - vor allem
nicht auf nationaler Ebene. Aus diesem Grund wurden die Aktionen
gegen Handel und Konsum von Heroin, Ecstasy und Cannabis in Europa
immer stärker vernetzt. Das begrüßen auch die
Bürger der Union: Nach einer Umfrage des "Eurobarometers" sind
71 Prozent der Europäer davon überzeugt, dass
Entscheidungen zur Drogenbekämpfung vor allem auf
europäischer Ebene gefällt werden müssen.
In Brüssel soll noch in diesem Halbjahr ein neuer
Aktionsplan zur Drogenbekämpfung verabschiedet werden. Die
Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft hatten im Dezember
2004 eine Drogenbekämpfungsstrategie für die Jahre 2005
bis 2012 beschlossen. Die EU-Kommission erhielt den Auftrag,
Aktionspläne für jeweils vier Jahre auszuarbeiten und sie
dem Rat und dem Europäischen Parlament vorzulegen. In dem vom
Vizepräsidenten der Kommission, Franco Frattini, vorgelegten
Plan werden verschiedene Aspekte der Drogenproblematik miteinander
verbunden. Die Reduzierung der Nachfrage und des Angebots von
Drogen zählen beispielsweise ebenso dazu wie die
Bekämpfung des illegalen Handels in Zusammenarbeit mit
Europol.
Bei ihren Überlegungen stützt sich die Kommission
unter anderem auf den Jahresbericht 2004 der "Europäischen
Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht" (EBDD) mit Sitz
in Lissabon. Danach geben zwischen einem und zehn Prozent der
Europäer zwischen 15 und 34 Jahren an, bereits Kokain
konsumiert zu haben. Laut Statistik erklärten 20 Prozent der
befragten erwachsenen Europäer, zumindest einmal Cannabis
geraucht zu haben. Neben dem Verbrauch von Cannabis wird in der
Europäischen Gemeinschaft ein steigender Verbrauch von Ecstasy
vermeldet. Dabei gilt die EU als einer der größten
Produzenten der "Partydrogen". Auch wenn bei der Zahl der
Drogentoten insgesamt - Schätzungen gehen von 7.000 bis 8.000
Fällen aus - ein Rückgang zu verzeichnen ist, gelten in
ganz Europa rund ein Prozent aller Erwachsenen als
"Drogenkonsumenten". Die Zahl der HIV- und Aids-Erkrankungen geht
zwar in einigen EU-Ländern zurück, die Verbreitung des
HIV-Virus insbesondere in vielen osteuropäischen Staaten wird
als großes Problem betrachtet.
Die in dem neuen Anti-Drogenaktionsplan vereinbarten
Maßnahmen und Strategien sind für die einzelnen
Mitgliedsländer nicht bindend. Auf dem Gebiet der
Drogenpolitik arbeiten die europäischen Länder bereits
seit Ende der 80er Jahre eng zusammen. Nach der Schaffung eines
gemeinsamen Binnenmarkes sollte verhindert werden, dass die
Freiheiten des neuen gemeinsamen Marktes für den Drogenhandel
ausgenutzt würden.
Gemeinsame Drogenbeobachtung
Um ein gemeinsames Vorgehen zu erleichtern, wurde die EBDD
eingerichtet. Seit 1995 ist die Einrichtung die zentrale
Anlaufstelle für Informationen über alle Themen aus dem
Bereich Drogen. In seinen jährlichen Berichten analysiert das
Institut die Situation in Europa und versucht Faktoren zu
entwickeln, die einen europaweiten Vergleich der Drogenproblematik
ermöglichen. Der Schwerpunkt der Arbeit gliedert sich in vier
verschiedene Bereiche: Sie erfasst die Drogensituation der
einzelnen Länder und die dort ergriffenen Maßnahmen. Auch
die Analyse neuer synthetischer Drogen ist in den vergangenen
Jahren zu einer weiteren wichtigen Aufgabe geworden. Aus den
gewonnenen Erkenntnissen werden einzelstaatliche und
gemeinschaftliche Politiken und Strategien entwickelt. Für das
Jahr 2004 standen der Beobachtungsstelle dafür aus dem
EU-Haushalt 12, 24 Millionen Euro zur Verfügung.
Durch die Osterweiterung der Union stellt sich auch für die
EBDD eine Reihe neuer Aufgaben. Der Kampf gegen Drogen in Europa
dürfte dennoch auch mit neuen Aktionsplänen der
Kommission weiter eine "Sisyphos-Aufgabe" bleiben. ech/as
Weitere Informationen unter: www.emcdda.eu.int
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