2.3.3.3 Kleine und mittlere
Unternehmen in Entwicklungsländern
In den Entwicklungsländern (EL) finden
sich eine Vielzahl von Kleinstunternehmen, d. h. auch
Einpersonen-Unternehmen. Entsprechend geringer sind die
durchschnittlichen Jahresumsätze der KMU. Häufig besteht
für KMU keine formelle Registrierung; sie unterliegen damit
praktisch weder einer Arbeitsgesetzgebung noch einer
Steueraufsicht. Der informelle Sektor mit Klein- und
Kleinstunternehmen expandiert. Für KMU in den
Entwicklungsländern ist der Zugang zum Kreditmarkt in der
Regel außerordentlich schwierig. In vielen Weltregionen sind
formelle Bankinstitute nicht präsent, und wenn es sie gibt,
fehlen die Voraussetzungen bei den KMU, um Kredite einwerben zu
können. Daher sind oftmals die notwendigsten strukturellen
Voraussetzungen, die eine selbständige Tätigkeit und den
Aufbau eines Unternehmens möglich machen, nicht gegeben.
Doch sind KMU in den Entwicklungsländern
unverzichtbar für Beschäftigung, Innovation und damit
Armutsbekämpfung; sie gelten als eine Art
„Schockabsorber“ für die ökonomisch-sozialen
Schocks, die die Weltmarktöffnung und mit ihr die
internationale Konkurrenz in vielen Ländern auslöst. Ein
positiver Ansatz aus der Globalisierung ergibt sich in der
Verbesserung der Zusammenarbeit mit KMU in Entwicklungsländern
und KMU aus den Industrieländern. So werden zunehmend
Kooperationen und Partnerschaften auf Zeit oder auch mit
langfristigem Engagement eingegangen.
Bei den ärmsten Ländern sind es
überwiegend die fehlenden oder defizitären
Rahmenbedingungen (KfW 2000b), wie z. B. Infrastruktur, Technik,
Ausbildung, Human Resources, Information und Beratung oder
kulturelle Einflüsse, die ein selbständiges
unternehmerisches Engagement erschweren oder gar unmöglich
machen und somit mittelfristig keine großen Chancen für
eine Veränderung der wirtschaftlichen Situation bieten.
Besonders wichtig ist der Sachverhalt, dass in vielen Ländern
der rechtliche Rahmen unzureichend ist, dass die öffentliche
Sicherheit nicht gewährleistet werden kann, dass
Menschenrechtsverletzungen stattfinden und dadurch ein
„Business Climate“ erzeugt wird, das normale
Unternehmen abschreckt, aber die organisierte Kriminalität
anzieht.
Die Globalisierung der Finanzmärkte
dürfte den Zugang zu Kapital für KMU kaum verbessern.
Daher ist die Entwicklungszusammenarbeit beim Aufbau von
Kreditinstituten, Genossenschaftsbanken und sonstigen
Finanzdienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen bei
der Förderung des Bankwesens sowie bei der Beratung zum Aufbau
von Zentralbanken seit vielen Jahren und auch in Zukunft
unverzichtbar. In der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ), die auf
deutscher Seite von der KfW organisiert wird, hat das
Finanzsektor-Engagement derzeit ein Volumen von knapp einer
Milliarde Euro, das entspricht zehn Prozent der jährlichen
FZ-Zusagen (Deutscher Bundestag 2001: 8). Im Rahmen der Technischen
Zusammenarbeit leistet die GTZ in 27 Ländern Beratungshilfen
zum Aufbau von Finanzinstitutionen, ein schließlich
Mikrokreditprogrammen (Deutscher Bundestag 2001:8ff.).
Auch andere Geber, allen voran die Weltbank,
nehmen diesen Bereich sehr ernst. „Die Mobilisierung lokaler
Ressourcen erfuhr eine besondere Bestätigung in der Krise:
Finanzinstitute, die sich über Sparkonten lokal
refinanzierten, haben die Finanzkrise 1997/1998 nicht nur
überstanden, sondern sogar Zulauf von solchen Kunden erhalten,
deren Banken zu stark von internationalen Finanzierungen
abhängig waren“ (Deutscher Bundestag 2001: 9).
Von den möglichen Auswirkungen von Basel
II sind KMU in Entwicklungsländern i.d.R. nicht direkt
betroffen, da die Mehrheit der KMU voraussichtlich keinem Rating
unterzogen werden kann. Allerdings spüren sie die
Auswirkungen, wenn eine Abstufung des Länderrating für
das jeweilige Land erfolgt, da sich die Refinanzierungsbasis der
formellen Banken verschlechtert und somit die Kreditversorgung
für alle Kreditnehmer beeinträchtigt wird.
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