*) Eingesetzt durch Beschluss des Deutschen Bundestages vom 15. Dezember
1999 - entspricht der Bundesdrucksache 14/2350

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3.1.6.2    Zur Situation in Deutschland

Damit die amtliche Statistik ein zutreffendes Bild über das Ausmaß der Globalisierung treffen kann, sind mindestens die im Folgenden aufgeführten Merkmale zu erfassen.

3.1.6.2.1 Statistische Informationen über die aktuelle Situation

(a)  Bestand und Volumen an Direktinvestitionen: em­ pirische Untersuchungen23 zeigen, dass hierbei Unterschiede bestehen in Abhängigkeit vom Wirtschaftssektor. So hat sich gezeigt, dass Dienstleis­ tungsunternehmen leichter ihre Transaktionen ins Ausland verlagern als z.B. Unternehmen im Produzierenden Gewerbe. Wirtschaftsbereich wie auch die Unternehmensgröße, z.B. gemessen an der Anzahl der Beschäftigten, sind weitere wichtige Einflussfaktoren.

(b)  Die Form des Auslandsengagements: hier sind differenziertere Nachweise als diejenigen der Deutschen Bundesbank wünschenswert, etwa Übernahmen, Beteiligungen, Joint Ventures, Neugründungen, Kooperationen und unternehmensinterne Verlagerungen, aber auch Liquidationen,

(c)  Die Zuordnung der Auslandsaktivitäten nach Ländern oder Weltregionen: für die meisten Wirtschaftsbereiche und Transaktionen mag diese Zuordnung aussagefähig sein, für andere wie z.B. Finanzdienstleistungsanbieter weniger. Dies gilt vor allem für reine Dienstleistungen, da die Quellen der Erträge nicht zwingend mit dem juristischen Sitz des Unternehmens übereinstimmen müssen. Finanzinvestoren bevorzugen vielleicht im Rahmen der Globalisierung Länder mit niedrigen Steuersätzen, die Erträge aus den Finanztransaktionen können jedoch aus ganz anderen Regionen, d.h. Ländern stammen.

(d)  Verhältnis von ausländischen zu inländischen Beteiligungen: Daten hierüber liefern Anhaltspunkte, ob überhaupt eine Globalisierung vorliegt.

(e)  Zahl der konsolidierten Tochterunternehmen: dieses Merkmal ist eng mit (d) verbunden, erlaubt allerdings auch Rückschlüsse auf das regionale Profil des Auslands­ engagements.

(f)  Gesamtbeschäftigung der globalisierten Unternehmen und die Anzahl der Beschäftigten im Ausland: Dadurch lassen sich Indikatoren berechnen wie z.B. der Anteil der Beschäftigten im Ausland. In Verbindung mit näher zu bestimmenden Schwellenwerten lassen sich Rückschlüsse u.a. auf branchen- oder größenspezifische Globalisierungsaktivitäten ermitteln. Ähnliches gilt für die nachfolgenden mikroökonomischen Merkmale.

(g) Gesamtproduktion und Produktion im Ausland nach Wert und Menge.

(h) Exporte insgesamt und Exporte verbundener ausländischer Unternehmen nach Wert Menge und eventuell nach Region.

(i)  Gesamtumsatz und Umsätze im Ausland von selbst produzierten Gütern und Handelswaren: eine Differenzierung dieser Merkmale ist für einige Wirtschaftsbereiche von besonderer Bedeutung. Hieraus lassen sich nähere Informationen über das wirtschaftliche Engagement bzw. die Quellen der Umsatzerlöse gewinnen

(j)  Wertschöpfung insgesamt und Wertschöpfung im Ausland.

(k) Investitionen insgesamt im Verhältnis zu Auslands­ investitionen.

(l)  Aufwendungen für Forschung und Entwicklung insgesamt sowie Auslandsanteil: ist letzterer relativ hoch, so könnte dies ein Indikator für die Nachhaltigkeit des Auslandsengagements sein.

   Ehe diese Mindestanforderungen erfüllt werden können, müssten aber zuvor noch einige Grundsatzfragen geklärt werden:

–    Was ist ein globalisiertes Unternehmen? Wie lässt es sich abgrenzen? Auf welche Weise lassen sich diese Daten gewinnen? Falls sekundärstatistische Quellen z.B. Geschäftsberichte in Betracht kommen: Sind die benötigten Angaben vergleichbar?

–    Sollen vermögende Privatleute ebenso wie der Staat und Organisationen ohne Erwerbscharakter einbezogen werden oder nicht?

–    Ist die Definition der „Direktinvestitionen“, wie sie den Angaben der Deutschen Bundesbank zugrunde liegen, hinreichend aussagefähig? Werden die zur Zeit praktizierten Formen von Auslandsaktivitäten vollständig erfasst?

Es wäre anzustreben, dass sämtliche methodischen und technischen Fragen zur Gewinnung statistischer Daten über die Globalisierung international, zumindest EU-weit einheitlich beantwortet würden.

3.1.6.2.2 Statistische Daten zur Abschätzung der zukünftigen Entwicklung

Wenn es stimmt, dass die Globalisierung durch die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) einen neuen Stellenwert in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik erhalten haben, dann sind statistische Daten darüber eine weitere unabdingbare Voraussetzung. Ungeachtet der in der deutschen Bundesstatistik zur Zeit vorhandenen wenigen Daten über IKT (insbesondere die Ausstattung von privaten Haushalten oder die Preisentwicklung für Telekommunikationsdienstleistungen) fehlen differenzierte statistische Angaben über die technischen Rahmenbedingungen der Globalisierung. Angaben fehlen insbesondere für:

–    Den IKT-Wirtschaftsbereich: z.B. die Anzahl entsprechender Unternehmen, die Preise für die Güter, ihre Bedeutung für die Gesamtwirtschaft z.B. für Wachstum, Beschäftigung, Produktivität,

–    Die Ausstattung mit bzw. die Ausgaben für IKT in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft z.B. Angaben über den Anteil jener, die über einen PC, einen Internetanschluss, eine eigene Web-Site verfügen,

–    Die Nutzung von IKT z.B. für Käufe und Verkäufe, zur Informationsgewinnung und zur Kommunikation und

–    Die Auswirkungen bzw. die Bedeutung von IKT für die Wertschöpfungsketten bzw. Kostenstrukturen der Unternehmen, die Reduzierung des Aufwandes der Öffentlichen Hand bei einer Online-Aufgabenerfüllung sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung.



23 Vgl. dazu z. B. die Ausführungen von Radmacher-Nottelmann (2001: 73ff.).

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