3.1.6.2 Zur Situation in
Deutschland
Damit die
amtliche Statistik ein zutreffendes Bild über das Ausmaß
der Globalisierung treffen kann, sind mindestens die im Folgenden
aufgeführten Merkmale zu erfassen.
3.1.6.2.1 Statistische Informationen über
die aktuelle Situation
(a)
Bestand und Volumen an Direktinvestitionen: em
pirische Untersuchungen23
zeigen, dass hierbei Unterschiede bestehen in Abhängigkeit vom
Wirtschaftssektor. So hat sich gezeigt, dass Dienstleis
tungsunternehmen leichter ihre Transaktionen ins Ausland verlagern
als z.B. Unternehmen im Produzierenden Gewerbe. Wirtschaftsbereich
wie auch die Unternehmensgröße, z.B. gemessen an der
Anzahl der Beschäftigten, sind weitere wichtige
Einflussfaktoren.
(b)
Die Form des Auslandsengagements: hier sind differenziertere
Nachweise als diejenigen der Deutschen Bundesbank
wünschenswert, etwa Übernahmen, Beteiligungen, Joint
Ventures, Neugründungen, Kooperationen und unternehmensinterne
Verlagerungen, aber auch Liquidationen,
(c)
Die Zuordnung der Auslandsaktivitäten nach Ländern
oder Weltregionen: für die meisten Wirtschaftsbereiche und
Transaktionen mag diese Zuordnung aussagefähig sein, für
andere wie z.B. Finanzdienstleistungsanbieter weniger. Dies gilt
vor allem für reine Dienstleistungen, da die Quellen der
Erträge nicht zwingend mit dem juristischen Sitz des
Unternehmens übereinstimmen müssen. Finanzinvestoren
bevorzugen vielleicht im Rahmen der Globalisierung Länder mit
niedrigen Steuersätzen, die Erträge aus den
Finanztransaktionen können jedoch aus ganz anderen Regionen,
d.h. Ländern stammen.
(d)
Verhältnis von ausländischen zu inländischen
Beteiligungen: Daten hierüber liefern Anhaltspunkte, ob
überhaupt eine Globalisierung vorliegt.
(e)
Zahl der konsolidierten Tochterunternehmen: dieses Merkmal
ist eng mit (d) verbunden, erlaubt allerdings auch
Rückschlüsse auf das regionale Profil des Auslands
engagements.
(f)
Gesamtbeschäftigung der globalisierten Unternehmen und die
Anzahl der Beschäftigten im Ausland: Dadurch lassen sich
Indikatoren berechnen wie z.B. der Anteil der Beschäftigten im
Ausland. In Verbindung mit näher zu bestimmenden
Schwellenwerten lassen sich Rückschlüsse u.a. auf
branchen- oder größenspezifische
Globalisierungsaktivitäten ermitteln. Ähnliches gilt
für die nachfolgenden mikroökonomischen Merkmale.
(g)
Gesamtproduktion und Produktion im Ausland nach Wert und
Menge.
(h) Exporte
insgesamt und Exporte verbundener ausländischer Unternehmen
nach Wert Menge und eventuell nach Region.
(i)
Gesamtumsatz und Umsätze im Ausland von selbst produzierten
Gütern und Handelswaren: eine Differenzierung dieser
Merkmale ist für einige Wirtschaftsbereiche von besonderer
Bedeutung. Hieraus lassen sich nähere Informationen über
das wirtschaftliche Engagement bzw. die Quellen der
Umsatzerlöse gewinnen
(j)
Wertschöpfung insgesamt und Wertschöpfung im
Ausland.
(k)
Investitionen insgesamt im Verhältnis zu Auslands
investitionen.
(l)
Aufwendungen für Forschung und Entwicklung insgesamt sowie
Auslandsanteil: ist letzterer relativ hoch, so könnte dies
ein Indikator für die Nachhaltigkeit des Auslandsengagements
sein.
Ehe diese
Mindestanforderungen erfüllt werden können, müssten
aber zuvor noch einige Grundsatzfragen geklärt werden:
– Was ist ein globalisiertes Unternehmen?
Wie lässt es sich abgrenzen? Auf welche Weise lassen sich
diese Daten gewinnen? Falls sekundärstatistische Quellen z.B.
Geschäftsberichte in Betracht kommen: Sind die benötigten
Angaben vergleichbar?
– Sollen vermögende Privatleute ebenso
wie der Staat und Organisationen ohne Erwerbscharakter einbezogen
werden oder nicht?
– Ist die Definition der
„Direktinvestitionen“, wie sie den Angaben der
Deutschen Bundesbank zugrunde liegen, hinreichend
aussagefähig? Werden die zur Zeit praktizierten Formen von
Auslandsaktivitäten vollständig erfasst?
Es wäre
anzustreben, dass sämtliche methodischen und technischen
Fragen zur Gewinnung statistischer Daten über die
Globalisierung international, zumindest EU-weit einheitlich
beantwortet würden.
3.1.6.2.2 Statistische Daten zur
Abschätzung der zukünftigen Entwicklung
Wenn es stimmt,
dass die Globalisierung durch die modernen Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT) einen neuen Stellenwert in
Wirtschaft, Gesellschaft und Politik erhalten haben, dann sind
statistische Daten darüber eine weitere unabdingbare
Voraussetzung. Ungeachtet der in der deutschen Bundesstatistik zur
Zeit vorhandenen wenigen Daten über IKT (insbesondere die
Ausstattung von privaten Haushalten oder die Preisentwicklung
für Telekommunikationsdienstleistungen) fehlen differenzierte
statistische Angaben über die technischen Rahmenbedingungen
der Globalisierung. Angaben fehlen insbesondere für:
– Den IKT-Wirtschaftsbereich: z.B.
die Anzahl entsprechender Unternehmen, die Preise für die
Güter, ihre Bedeutung für die Gesamtwirtschaft z.B.
für Wachstum, Beschäftigung, Produktivität,
– Die Ausstattung mit bzw. die Ausgaben
für IKT in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft z.B.
Angaben über den Anteil jener, die über einen PC, einen
Internetanschluss, eine eigene Web-Site verfügen,
– Die Nutzung von IKT z.B. für
Käufe und Verkäufe, zur Informationsgewinnung und zur
Kommunikation und
– Die Auswirkungen bzw. die
Bedeutung von IKT für die Wertschöpfungsketten bzw.
Kostenstrukturen der Unternehmen, die Reduzierung des Aufwandes der
Öffentlichen Hand bei einer Online-Aufgabenerfüllung
sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung.
23 Vgl. dazu z. B. die Ausführungen von
Radmacher-Nottelmann (2001: 73ff.).
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