7.3.1.4 Ungleiche Verteilung
der Biologischen Vielfalt
Die biologische
Vielfalt ist nicht gleichmäßig auf dem Globus verteilt,
sondern in Zentren konzentriert. In der freien Natur
(wildgenetische Vielfalt) nimmt die Bio diversität
generell von den Polen zu den Tropen hin zu (WBGU 2000: 40), da die
hohe Temperatur bei großer Feuchtigkeit und das relativ
stabile Klima zur Diversität beitragen (Wolters 1995:
18).24 Somit liegen die
Zentren meist in den Entwicklungsländern. Besonders
reichhaltig ist die Vielfalt in zwölf „Megadiversity-
Ländern“, die die höchste Artenzahl von
Wirbeltieren, Schmetterlingen und höheren Pflanzen beherbergen
(s.
Abbildung 7-10).Diese Länder sind Kolumbien, Ecuador,
Peru, Brasilien, Republik Kongo (ehemals Zaire), Madagaskar, China,
Indien, Malaysia, Indonesien, Australien und Mexiko (Rosendal 1999:
145). Viele der dort anzutreffenden Tier- und Pflanzenarten
existieren ausschließlich in diesen Gebieten und wer- den
daher als endemisch bezeichnet. Es gibt global 25 solcher als
„Hot Spots“ bezeichneten Gebiete, die
nur 1,4Prozent der
Landfläche der Erde bedecken (Myers u. a. 2000).25
Ein für die
Menschheit bedeutender Teil der biologischen Vielfalt sind die
für Nahrungszwecke domestizierten Tier- und Pflanzenarten, die
nur einen Bruchteil der gesamtem Biodiversität ausmachen:
Circa 200 Pflanzenarten und 90Tierarten werden für die
Ernährung genutzt (Wolters 1995: 15ff.).26 Durch Züchtungen haben die Menschen
eine große genetische Diversität (viele Sorten) bei den
Pflanzen und Haustieren erzielt. Die Ursprungsgebiete der
meis ten dieser Arten liegen in der subtropischen Zone und
werden häufig als Vavilovsche Zentren27 bezeichnet (s.Abbildung 7-10). Auch wenn
heute davon ausgegangen wird, dass die Grenzziehung der Zentren
nicht genau war (Flitner 1995: 199ff.), so ist doch auffällig,
dass die Nutzpflanzen in den nördlichen Industrieländern
fast ausschließlich aus diesen Zentren kommen. Beispielsweise
stammen 98 Prozent der in den USA angebauten Getreidepflanzen
ursprünglich aus anderen Regionen der Welt.
24 Vermutlich trägt auch die kulturelle Vielfalt
(d.h. indigene Völker) zur Biodiversität bei. Zumindest
werden in acht der zwölf Megadiversity- Länder mehr als
100 Sprachen gesprochen (Wolters 1995: 21).
25 Ähnliches gilt für marine Ökosysteme:
„The 10 richest centers of endemism cover 15,8 % of the
world’s coral reefs (0.012 % of the oceans) but include
between 44,8 and 54,2 % of the restricted-range species“
(Roberts u.a. 2002).
26 30 Tierarten wurden in den vergangenen 10.000 Jahren
domestiziert. Dazu kommen 60 weitere Wildtierformen, die der Mensch
zu wirtschaftlichen Zwecken systematisch in ihrem Bestand
kontrolliert bzw. in Gefangenschaft hält (Wolters 1995:
16f.).
27 Benannt nach dem russischen Botaniker Nikolai .I.
Vavilov, der 1926 seine These über die Ursprungszentren der
Nutzpflanzen erstmals veröffentlichte (siehe Flitner 1995:
53).
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