Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 28 - 29 / 11.07.2005
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Susanne Kailitz

Aufgekehrt...


Das war wohl nichts, Herr Kommissar. Kaum hatte sich Schauspieler Peter Sodann dazu entschlossen, bei der kommenden Bundestagswahl für die PDS anzutreten, zog er seine Kandidatur auch schon wieder zurück. Sein Arbeitgeber, der Mitteldeutsche Rundfunk, hatte angekündigt, Sodann als Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher vom Sender zu nehmen, sollte er ein Mandat für den Bundestag gewinnen - und angesichts dieser Aussichten zog der Sachse denn doch seinen ursprünglichen Beruf dem Politikerdasein vor.

Schade eigentlich. Wie weit Schauspieler es in der Politik bringen können, wurde bereits hinlänglich in den USA bewiesen - Ronald Reagan schaffte es vom Cowboy-Darsteller zum Präsidenten und Arnold Schwarzenegger ist jetzt nicht mehr Terminator, sondern kalifornischer Gouverneur. Besonders umstellen musste er sich dafür nicht: Das markige "America is back", mit dem er George W. Bush im Wahlkampf unterstützte, unterschied sich nur marginal von den Sätzen, die er in seinen Filmen zum Besten gab.

Das Modell hätte auch für Deutschland gewisse Vorteile. Endlich wären echte Profis am Werk, wenn wieder einmal komplizierte Inszenierungen anstünden: Sei es bei Vertrauensfragen, die, sagen wir mal, nicht ganz ergebnisoffen sind, oder bei nur halbspontanen Empörungsstürmen bei Bundesratsabstimmungen. Wären bei solchen Gelegenheiten richtige Schauspieler vor Ort, würde alles reibungslos über die Bühne gehen: Es gäbe kein Zaudern und Zögern mehr, Zornesausbrüche kämen auf Knopfdruck und auch Tränen wären, so gewünscht, kein Problem. Endlich würden die Texte fehlerfrei vorgetragen - Verhaspler wie die von Angela Merkel, die sich in der vergangenen Woche schon in einer Koalition mit der SPD wähnte, oder der von Franz Müntefering, der völlig am Drehbuch vorbei eine Kanzlermehrheit konstatierte, wären dann Geschichte. Mit einem vernünftigen Skript gäbe es endlich originellere Zwischenrufe - und wer dennoch nicht auf das lahme "Hört! Hört!" verzichten könnte, dessen Rolle würde einfach gestrichen. Sollte wirklich einmal eine Einstellung total daneben gehen, würde einfach so lange wiederholt, bis alles stimmt. Eine schöne Vorstellung - aber eben doch nur Utopie. Auf das erste "Hasta la vista, baby!" im Bundestag werden wir wohl noch lange warten müssen.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.