Beate Bahnert
Die Vergangenheit als Gegenwart
Autoren aus Ost und West erinnern sich an ein Land "genannt
die DDR"
Der erste optische Eindruck: Ein Jugendbuch aus der DDR. Eine übersichtliche Typografie, die Raum zum Nachdenken lässt. Die Illustrationen erinnern an die "Trommel" oder an "Atze" (Kinderzeitschriften der DDR), ohne sie nachzuahmen. Der mehrfach preisgekrönte Klaus Ensikat, bekannter Buchkünstler mit DDR-Biografie, hat das Buch witzig und charmant illustriert. Er verfremdet Aufmarschbilder aus der Zeitung und collagiert zwischen den Texten Parteiabzeichen und Friedenstaube, zeigt Lenin als Aufziehakrobaten und Honecker als Spielzeugpferdchenlenker. Der Grafiker bürstet die Geschichte ganz schön gegen den Strich. So zeigt schon das Titelbild Stalin, der auf dem Kopf liegend unter einem Haufen Knüllpapier das "Neue Deutschland" in Brand steckt. ...
Gunter Holzweißig
Diener zweier deutscher Diktaturen
Eine Biografie des ersten DDR-Außenministers Georg
Dertinger
Georg Dertinger, der erste DDR-Außenminister, war keine bedeutende Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Dennoch lohnt es ungemein, sich mit seiner Biografie zu befassen, ist sie doch ein Lehrstück für die Steigbügelhalter-Dienste, die opportunistische Konservative sowohl im Dritten Reich als auch in ...
Detlef Hamer
Gängelungen und große Leistungen
Das Zentralinstitut für Literaturwissenschaft in der
DDR
Die Haltung der Künstler, gerade der Pro-Biermann-Unterschreiber wird nicht unter dem Aspekt der Klassenproblematik gesehen, es wird lediglich beklagt, dass wir mit ihnen einen großen, nicht zu ersetzenden Verlust erlitten haben, und undifferenziert wird die Kunst von Volker Braun, Sarah Kirsch, ...
Mathias Albert
Den Bürger fordern und fördern
Das Konzept vom aktivierenden Staat
Auch alle gegenwärtigen Reformdiskussionen drehen sich letztlich immer um die Rolle des Staates. Die Vorstellung des für die Belange der Gesellschaft umfassend zuständigen, fürsorgenden und hierarchisch lenkenden Staates markiert dabei das eine Extrem. Das andere Extrem stellt die (neo-)liberale Vorstellung des "Nachtwächterstaates" dar, der sich auf wenige Kernaufgaben beschränkt und auf die Selbstregulierung von Gesellschaft und Wirtschaft setzt. ...
Peter Pragal
Das Doppelleben der "IM Angelika"
Stasi-Spione im Auswärtigen Amt
Seit ihr klar war, dass es mit der DDR zu Ende ging, saß Lilli Pöttrich die Angst vor Enttarnung im Nacken. Zu einem Treffen, das in Innsbruck stattfinden sollte, war ihr Stasi-Führungsoffizier nicht mehr erschienen. Zwar hatten ihr die Kontaktleute von der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS ...
Karl Klebe
Angst, Frustration und enttäuschte Hoffnungen
Fragen eines Kindes: Woher kommt der Hass?
Der 11. September 2001 steht als schreckliches Fanal dafür, dass es nach zwei Weltkriegen und nach dem Holocaust in unserer durch technische Möglichkeiten so eng wie nie zusammen gerückten Welt mehr offene und versteckte Brüche als wohl je zuvor gibt. Die Vorstellung, die Globalisierung würde dazu ...
Detlev Lücke
Posaunen, Dialekt und Dialektik
Landolf Scherzers Inspektion der innerdeutschen
Grenze
Unlängst kündigte der Kabarettist und Schauspieler Ottfried Fischer in seiner Sendung "Ottis Schlachthof" (Bayerischer Rundfunk) einen "wunderbaren Thüringer" an. Der betrat die Münchner Kleinkunstbühne in einem Indianerkostüm und teilte dem Publikum unter anderem singend mit, ...
ks
Ehrenrettung
Kurz notiert
Am 10. Mai 1950 wird in Potsdam die 20-jährige Studentin Edeltraut Eckert verhaftet; wegen Flugblattverteilung und angeblicher Staatsgefährdung wird sie zu 25 Jahren Haft verurteilt. Der Leidensweg führt über Waldheim in das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck, wo sie im Januar 1955 einen schweren ...