Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 30 - 31 / 25.07.2005
Martin Peter

Die Oberschule kommt

Brandenburg

Die "tiefgreifendste Strukturreform" seit mehr als einem Jahrzehnt tritt nach den Worten von Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos) zum Schuljahr 2005/06 für Brandenburgs Schulwesen in Kraft - die Einführung der Oberschule. Diese wird nach der sechsjährigen Grundschule die bisherigen Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstufe und die Realschulen ablösen. Nach dem zehnten Schuljahr verlassen die Schülerinnen und Schüler die Oberschule entweder mit dem erweiterten Hauptschul- oder dem Realschulabschluss oder sie können bei besonderen Leistungen auch in die Oberstufe eines Gymnasiums wechseln. Um die Einführung der Oberschule hatte es im Landtagswahlkampf 2004 harte Auseinandersetzungen zwischen SPD und CDU gegeben. Letztere bestand auf der Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems. Doch bei den sich anschließenden Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden Parteien setzte sich die SPD durch - nicht zuletzt vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen. Gerade in den bevölkerungsarmen Randregionen des Flächenlandes wäre es in den kommenden Jahren immer schwerer geworden, ein dreigliedriges Schulsystem in zumutbarer Nähe für alle Schüler aufrechtzuerhalten.

Zugleich gehen die brandenburgischen Sozialdemokraten davon aus, dass es gut für die Schüler ist, wenn sie möglichst lange in einer Schulform unterrichtet werden. Die Anmeldungen zum Schuljahr 2005/06 zeigen, dass es nicht zu der befürchteten Flucht nach dem sechsten Schuljahr zum Gymnasium kommt. Die Anmeldezahlen für das Gymnasium liegen nur wenig über denen des Vorjahres. Insgesamt, so Bildungsminister Rupprecht, stellen sie "keine Gefahr für ein Absinken der Leistungsfähigkeit der Gymnasien dar".

Unabhängig von der Schulform läuft in Brandenburg das Modellprogramm MoSeS, das für Modellvorhaben Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen steht und an dem bislang über zehn Schulen teilnehmen. Es ermöglicht den Schulen eine größere Eigenverantwortlichkeit, die durch eigene Personal- und Sachbudgets unterstrichen wird. Sie sollen den beteiligten Schulen ermöglichen, auch mit außerschulischen Partnern Verträge abzuschließen, um das schulische Leben vielfältiger zu gestalten. Seit dem Schuljahr 2004/05 gilt in Brandenburg das Zentralabitur.


Der Autor ist freier Journalist, Berlin.


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