Ich habe ein Hauptziel: Dass die Schülerinnen und Schüler in diesem Land genauso viel lernen wie in Bayern und Baden-Württemberg." Bremens Bildungssenator Willi Lemke (SPD) nahm es sich sehr zu Herzen, dass die Hansestadt beim ersten innerdeutschen PISA-Vergleichstest 2002 das schlechteste Ergebnis aller Bundesländer kassierte. Bei den eilends eingeleiteten Gegenmaßnahmen orientierte sich die große Koalition allerdings nicht an den erfolgreichen Nordeuropäern mit ihren integrativen Schulsystemen, bei denen die Kinder möglichst lange gemeinsam unterrichtet werden, sondern an den konservativen Modellen der Süddeutschen. Bremens heftig umstrittene Schulreform von 2004 führte zu einer noch früheren Selektion als bisher: Nach der vierten Klasse werden die Kinder nicht mehr für zwei Jahre auf eine gemeinsame Orientierungsstufe geschickt, sondern in der Regel gleich auf die weiterführenden Schulen aufgeteilt. Nur in einzelnen Stadtvierteln gibt es eine Alternative: sechsjährige Grundschulen. Mehr Integration brachte die Reform allerdings den Haupt- und Realschülern: Sie werden jetzt bis Ende der achten Klasse gemeinsam unterrichtet, an so genannten Sekundarschulen. Viele Eltern schicken ihre Kinder aber lieber aufs Gymnasium, das neuerdings bereits nach zwölf Schuljahren zum Abitur führt, oder auf eine der raren Gesamtschulen, an denen die Hochschulreife erst nach 13 Jahren erreicht wird.
Sprachförderung im Kindergarten
Vor allem für Ausländerkinder wird mehr Sprachförderung angeboten - schon im Kindergarten oder in "Sommercamps" während der Schulferien. Wer sitzen zu bleiben droht, erhält Nachhilfe in "Ostercamps". Die große Koalition setzt aber auch auf stärkere Kontrolle und straffere Führung: Regelmäßig müssen die Schüler landesweite Vergleichsarbeiten schreiben, und die Direktoren haben neuerdings mehr Entscheidungsbefugnisse, sehr zum Ärger vieler Lehrer und Schülervertreter.
Beim jüngsten PISA-Test trug Bremen zwar wieder das Schlusslicht, doch konnte der Stadtstaat seinen Abstand zu den anderen Bundesländern "deutlich verringern", wie Senator Lemke erleichtert feststellte. Er sei "sehr, sehr zufrieden", meinte er, denn: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Allerdings müsse Bremen seine Anstrengungen unvermindert fortsetzen.
Der Autor ist freier Journalist, Bremen.