Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 30 - 31 / 25.07.2005
Dieter H. Michel

Schullandschaft im Umbruch

Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt ist die Schullandschaft erneut im Umbruch. Die seit 2002 regierende CDU/FDP-Koalition rudert energisch zurück vom Kurs ihrer sozialdemokratischen Vorgänger. In den vergangenen beiden Jahren wurden tiefgreifende Veränderungen im Interesse der Schüler eingeleitet. "Unser neues Schulgesetz von 2003 regelt die Wiedereinführung des zwölfjährigen Abiturs, das von der alten Regierung ohne Not und völlig jenseits eines schon damals erkennbaren Trends abgeschafft wurde", sagt Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos). 1998 hatte die von der PDS tolerierte SPD-Minderheitsregierung das 13. Schuljahr eingeführt. Schon damals sei überall in Europa längst über eine Verkürzung der Schulzeiten nachgedacht worden, betont der Minister. In Sachsen-Anhalt besteht bereits seit einem Jahr wieder die Möglichkeit, nach der Grundschule im fünften oder sechsten Schuljahrgang entweder an die Sekundarschule oder das Gymnasium zu wechseln.

1995 war das Gymnasium ab Klasse sieben eingeführt worden. Seit vorigem Schuljahr gilt für Grundschulen eine neue Stundentafel: mit sieben Wochenstunden Deutsch in jedem Schuljahrgang und sechs statt bisher fünf Wochenstunden Mathematik im dritten Schuljahr sollen nach den erschreckenden Ergebnissen der PISA-Studie Grundkenntnisse in diesen Fächern nachhaltiger vermittelt werden können. Englisch wird künftig in der Grundschule verpflichtend angeboten, in diesem Schuljahr zunächst in der Jahrgangsstufe drei mit zwei Wochenstunden. Neu gestaltet ist die gymnasiale Oberstufe: Das Kurssystem wurde zugunsten verbindlicher Kernfächer im Klassenverband verändert.

Wie in allen ostdeutschen Bundesländern bereitet auch zwischen Harz und Elbe die demographische Entwicklung Kopfzerbrechen: Waren es in Sachsen-Anhalt im Schuljahr 1995/96 noch 390.210 Schülerinnen und Schüler, so sind es jetzt nur 320.600, davon 223.000 an allgemeinbildenden Schulen. Und die Zahl sinkt rapide: In fünf Jahren soll der Tiefpunkt mit 176.300 Schülern erreicht sein. Viele Schulen werden deswegen geschlossen oder zusammengelegt.


Der Autor ist freier Journalist, Magdeburg.


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