Deutsches Auslandsfernsehen German TV
Kultur und Medien. Das deutsche Auslandsfernsehen German-TV (GTV) steht vor dem Aus. Der Abokanal von ARD, ZDF und Deutsche Welle (DW), der unter dem Motto "Sehen, was Deutschland sieht" Anfang 2002 mit einem bunten Mix aus Nachrichtensendungen, Vorabendserien, politischen Magazinen, Talkshows und Krimis aus Deutschland gestartet war, wird voraussichtlich keine weitere Anschubfinanzierung aus Steuergeldern erhalten. Davon geht der Ausschuss für Kultur und Medien aus, der am 29. Juni über die Zukunft des GTV mit den Intendanten Erik Bettermann (DW), Fritz Pleitgen (WDR) und Markus Schächter (ZDF) beraten hat. Er bezog sich dabei auch auf Äußerungen von Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur und Medien, der zufolge in der Finanzplanung des Bundes zurzeit keine Mittel mehr dafür vorgesehen sind. Bereits im November vergangenen Jahres stand das Thema auf der Agenda des Ausschusses, nachdem der Bundesrechnungshof und der Bund der Steuerzahler die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens in Zweifel gezogen hatten.
German-TV ist als deutschsprachiger Fernseh-Auslandskanal konzipiert, der neben dem bereits bestehenden mehrsprachigen Fernsehprogramm der Deutschen Welle die mediale Außenrepräsentanz Deutschlands verbessern soll. Deutsche im Ausland, Auswanderer und Interessierte an deutscher Sprache und Kultur, an Land und Leuten sollten - so das Ziel des Senders - das "Best of"-Programm von ARD, ZDF und DW erhalten. Vorgesehen war, dass sich der Sender ab 2006 finanziell selbst tragen sollte. Nachdem im Herbst 2004 nur 10.000 Abonnenten, vornehmlich aus den USA, bereit waren, für das Programm in die Tasche zu greifen, schien die Zukunft des Senders bereits besiegelt.
Nun hat GTV binnen eines halben Jahres die Abonnentenzahl verdoppelt und Sendelizenzen für Kanada, die Dominikanische Republik, Mexiko, Chile und Brasilien erworben. Dennoch - von den angepeilten 70.000 Kunden ist GTV noch weit entfernt. Aus Sicht des Ausschusses ist davon auszugehen, dass das Programm in der jetzigen Form nicht mehr fortgesetzt werden kann, auch wenn sich die Kooperation zwischen den Landesrundfunkanstalten der ARD, dem ZDF und der Deutschen Welle bewährt hat.
Ungeachtet der finanziell schwierigen Situation halten die Intendanten die Entwicklung inzwischen für sehr positiv und die Zusammenarbeit zwischen den Partnersendern für "hervorragend". "Dass es am Anfang schwierig war, in Gang zu kommen, hatte technisch-organisatorische Gründe", so Pleitgen. Nun habe das Programm starken Zulauf bekommen, "es spricht sich `rum, dass es ein erstklassiges Angebot ist". Auch die geplante Kundenzahl sei zu erreichen. Es wäre falsch, jetzt "den Stecker zu ziehen, weil wir gerade die Früchte ernten", so der WDR-Intendant: Es handele sich bei GTV um eine Investition, die einen großen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gewinn für Deutschland bedeute und nicht nur in Geld auszudrücken sei. Es reiche, ins Ausland zu blicken: Franzosen, Engländer, Russen und Polen leisteten sich ähnliche Auslandssender. Falls das Projekt aus finanziellen Gründen scheitern sollte, so Pleitgen, dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen, das Programm sei gescheitert. Das wäre ein "Verrat am Publikum".
Ähnlich argumentierte Schächter für das ZDF: "Das Ding fliegt." Es gebe keinen Grund, es in der Phase, da es abhebe, runterzuholen. Es wäre ein Denkfehler. Auch finanziell würde es sich nicht rechnen, GTV und DW-TV zusammenzulegen. Als positiv bezeichnete auch Bettermann die aktuelle Entwicklung. Ohne weitere Zuschüsse ginge es aber nicht. Die Anstalten seien dennoch bereit, über andere Modelle nachzudenken.
"Wir werden vor Mai 2006 keinen belastbaren Haushalt haben", erinnerte hingegen Weiss und appellierte an die Intendanten, handfeste Modelle auszuarbeiten, um für eine Übergangszeit ein Programm mit Sendungen zusammenzustellen, die keine Zusatzkosten verursachten. Dazu erklärten sie sich bereit. Sie und die Sender seien an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert. Eine Fortsetzung der Kooperation zwischen den Sendern innerhalb der Deutschen Welle forderte auch der Kulturausschuss in einer schriftlichen Mitteilung. Das künftige Auslandsprogramm solle frei empfangbar sein und einen deutlichen Schwerpunkt auf Information legen. Dabei müssten als Zielgruppe auch die ausländischen, fremdsprachigen Zuschauer berücksichtigt werden. Die bisherigen Abonnenten von GTV gelte es nach Möglichkeit auch für das neue Programm zu halten.