Brandenburg: Politiker und Kirchenleute halten am Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche fest
Die Dresdner Frauenkirche dient der 2004 ins Leben gerufenen Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche als Vorbild: In Dresden kamen mehr als 100 Millionen der insgesamt notwendigen 176 Millionen Euro durch Spenden zusammen. Und die täglichen Besucherschlangen vor der Ende Oktober geweihten Kirche zeigen, dass die Menschen diesen Wiederaufbau begrüßen. Auch die bis zum Jahresende vorgesehenen zahlreichen Konzerte in der Frauenkirche sind schon längst ausverkauft. Das alles lässt sich von der ehemaligen Garnisonskirche nicht sagen, der immer mit preußischem Militär und mit dem von den Nationalsozialisten 1933 inszenierten Gottesdienst zur Machtergreifung Hitlers verbunden bleibt.
Die Fördergesellschaft, der so prominente Personen wie Jörg Schönbohm, stellvertretender Ministerpräsident des Landes Brandenburg, oder Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), angehören, muss sich inzwischen eingestehen: Der Wiederaufbau im Herzen der brandenburgischen Landeshauptstadt muss auf sich warten lassen. Zum einen, weil es am notwendigen Geld fehlt, und zum anderen, weil beispielsweise der Wiederaufbau des Stadtschlosses Vorrang hat. Diese soll den neuen Landtag und nach der für das nächste Jahrzehnt in Aussicht genommene Fusion den Landtag von Berlin-Brandenburg aufnehmen.
Was beide Bauten miteinander zu tun haben - außer dass sie, kriegszerstört, von dem DDR-Regime gesprengt wurden? Das neue Stadtschloss auf historischem Gelände erfordert eine gründliche Umplanung der Verkehrswege in der Landeshauptstadt. Nicht zuletzt die stark befahrenen Straßen zum Hauptbahnhof wären davon betroffen. Da sich auf diesen Verkehrswegen auch die Straßenbahn verkehrt, sind millionenteure Umbauten notwendig. Aber auch die neue Garnisonskirche wird dem heutigen Straßenverkehr im Weg stehen. Auch an dieser Stelle sind umfangreiche und teure Umbauten nötig.
Wird die Garnisonskirche, früher weit über Potsdam hinaus durch sein Glockenspiel bekannt, überhaupt benötigt, zumal der Evangelischen Kirche ja die Nicolaikirche im Zentrum zur Verfügung steht? Darüber kann man diskutieren. Immerhin ist der Streit über die Nutzung so eskaliert, dass sich zwischenzeitlich die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) aufgelöst hat. Sie wollte nur dann das von ihr gesammelte Geld zur Verfügung stellen, wenn sie ein Mitspracherecht bei der späteren Nutzung erhielt. Unter anderem sollte sich die Kirchenleitung verpflichten, in der neuen Garnisonskirche keine Beratung für Kriegsdienstverweigerer durchzuführen oder gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zu segnen. Die Kirche machte sofort deutlich, dass sie sich keine Vorschriften über die Nutzung eines Gotteshauses machen lasse.
Die TPG wollte lediglich den Turm der Kirche wieder errichten. Sie aber geht von der Wiederrichtung der gesamten - 1732 geweihten - Barockkirche aus, die im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und deren Ruine 1968 durch die DDR-Regierung gesprengt wurde. Die Kosten des Wiederaufbaus belaufen sich nach bisherigen Kalkulationen auf 65 Millionen Euro. Doch bislang gibt es nur eine Großspende von 1,5 Millionen Euro durch einen Unternehmer.
Um den Bürgern einen Einblick in die künftige Garnisonskirche zu geben, ist an historischem Ort ein Gewölbebogen fertiggestellt worden. Ob dies die Spendenbereitschaft fördert, bleibt abzuwarten. Bislang jedenfalls fließen die Spenden nur spärlich. Wegen der notwendigen Straßenverlegung wird man mit dem Baubeginn nicht vor dem nächsten Jahrzehnt starten können - wenn überhaupt.