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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Kostbarkeit hinter Stoffbahnen
Gültig ab: 16.09.2008 10:19
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Kostbarkeit hinter Stoffbahnen

Verhülltes Reichstagsgebäude
Verhülltes Reichstagsgebäude
© Wolfgang Volz/Christo 1995

Die Reichstagsverhüllung

Die Bilder vom verhüllten Reichstagsgebäude gehen 1995 um die Welt. Nach der Aktion des Künstlerehepaares Christo und Jeanne Claude beginnt der Umbau des Reichstagsgebäudes, weswegen die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth die Kunstaktion auf die Formel bringt, dass hier gleichsam der Reichstag eingepackt und der Bundestag wieder ausgepackt werde. Doch davor steht ein leidenschaftliches Ringen um die Frage: Darf man das?

Eine Stunde lang debattiert der Bundestag am 25. Februar 1994 über die Absicht Christos, die er aus eigener Tasche finanzieren will. Die Skepsis vieler Abgeordneter bringt der Unionspolitiker Wolfgang Schäuble auf den Punkt. Er zitiert Christo mit dem Hinweis, dass sich im Voraus kaum die Wirkung auf die Menschen bestimmen lasse. Weil der Reichstag aber nicht irgendein Gebäude sei, solle man mit ihm auch keine Experimente machen. Staatliche Symbole sollten zusammenführen, eine Verhüllung aber werde polarisieren. Sein Appell: „Bedenken Sie die Gefahr, dass das Vertrauen zu vieler Mitbürger in die Würde unserer demokratischen Geschichte und Kultur Schaden nehmen könnte.” Dem erwidert der SPD-Abgeordnete Freimut Duve: „Uns Deutschen tut dieser Moment der Entspanntheit sehr gut. Der Welt wird es auch gut tun, ein solches Signal von uns zu bekommen.” Der Bundestag stimmt mit 295 Ja gegen 226 Neinstimmen bei 10 Enthaltungen dafür.

Kletterer am Westportal bei der Verhüllung des Reichstagsgebäudes
Kletterer am Westportal bei der Verhüllung des Reichstagsgebäudes
© Picture-Alliance/Wolfgang Kumm
Es führt zu einer zweiwöchigen verblüffenden neuen Sicht auf die Architektur des Reichstagsgebäudes: „Enthüllen durch Verhüllen” ist das Motto des gebürtigen Bulgaren Christo, der sich seit den 60er-Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Jeanne-Claude auf zeitlich begrenzte künstlerische Großprojekte an Gebäuden oder in Landschaften verlegt hat. Seit 1971 verfolgen die beiden das Projekt „Wrapped Reichstag” — nun haben sie grünes Licht von den Verantwortlichen. Einem „gefrorenen Wasserfall” gleich soll das verhüllte Reichstagsgebäude nach Christos Vorstellung wirken — dazu wird es von rund 90 Kletterern vollständig mit silbernen Stoffbahnen eingehüllt. Der Erfolg ist grandios: Für die Berliner gibt es in diesem Sommer fast nur ein einziges Thema, insgesamt besuchen rund fünf Millionen Menschen aus aller Welt das Kunstwerk und genießen zwei Wochen lang die ausgelassene Volksfeststimmung. Momente der Leichtigkeit am Schauplatz der wechselvollen deutschen Geschichte — eine Erfahrung, die im Nachhinein kaum jemand mehr missen möchte. 

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Bildnachweis (erstes Bild von oben): Christo und Jeanne-Claude: Verhüllter Reichstag, Berlin 1971-1995.
Foto: Wolfgang Volz, © Christo 1995
Erschienen am: 24. September 2008

Weitere Informationen:

Debatte Reichstagsverhüllung
Den Wortlaut der Debatte können Sie in den Plenarprotokollen nachlesen unter:
www.bundestag.de/bic


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