Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/
Berlin: (hib/AS) In der EU-Sprachendiskussion hat der
Europäische Kommissar für Mehrsprachigkeit, Leonard
Orban, die Gleichwertigkeit der drei Verfahrenssprachen - englisch,
französisch und deutsch - betont. Gleichzeitig gab er jedoch
zu bedenken, dass es angesichts der verfügbaren Ressourcen
keine Kapazitäten für "wesentliche Verbesserungen" gebe.
Momentan würden jährlich 140.000 Seiten ins Deutsche,
160.000 Seiten ins Französische und 180.000 Seiten ins
Englische übersetzt. Für das Jahr 2008 kündigte
Orban eine neue Strategie für Mehrsprachigkeit an. Zuvor
hatten Vertreter aller Fraktionen einmütig kritisiert, dass in
der Vergangenheit wichtige EU-Dokumente nicht in deutscher Sprache
vorgelegt worden seien, obwohl deutsch Verfahrenssprache sei. Als
Konsequenz daraus waren teilweise nicht übersetzte Texte nicht
beraten worden. Ein Vertreter der CDU/CSU rechtfertigte dieses
Vorgehen und erklärte: "Es geht nicht darum, dass wir
Mehrwünsche äußern, sondern darum, dass Zusagen
eingehalten werden." Ein Fraktionskollege sagte weiter, es mache
ihm Angst, wenn irgendwo entschieden werde, was wichtig und was
unwichtig für die Übersetzung sei. Die SPD wies darauf
hin, dass es zwar eine Gleichrangigkeit der 23 Amtssprachen gebe,
aber Deutsch von den meisten EU-Bürgern gesprochen werde.
Zudem wies der darauf hin, dass die Übersetzung ins Deutsche
auch eine wichtige Voraussetzung für die Europatauglichkeit
der nationalen Parlamente sei. Wer sich frühzeitig mit den
Dokumenten beschäftigen wolle, brauche eine Übersetzung.
Die FDP-Fraktion hob ebenfalls hervor, dass für die
Auseinandersetzung mit europäischen Themen die entsprechenden
Papiere in den Nationalsprachen vorliegen müssten. Sie
plädierte aber zusätzlich dafür, die
Mehrsprachigkeit der Bürger zu fördern: "Es ist wichtig,
dass wir eine gemeinsame Zweitsprache finden", sagte ihr Vertreter.
Für die Linke, so ein Fraktionsmitglied, sei eine "fehlende
Übersetzung auch ein Fehlen von Demokratie". Auch hinsichtlich
der Integration von Migranten sei die Vielsprachigkeit eine
"wichtige Ressource", erklärte ihr Vertreter. Die Grünen
kritisierten die Praxis, nur juristische Texte zu übersetzen.
Dies gefährde die Gesetzgebung. Daher solle die Kommission ihr
Raster ändern, damit die Parlamente den Gesetzgebungsprozess
auch begleiten könnten.
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