"Gelernter Vizepräsident": Dr. Hermann Otto Solms
Serie: Das Präsidium des Deutschen Bundestages
Hermann Otto Solms ist in der aktuellen 16. Wahlperiode einer der Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages. Der 65jährige hat diese Funktion nunmehr in der dritten Wahlperiode inne, er wurde nach der Bundestagswahl 1998 ins Präsidium gewählt. Er gehört der FDP an. Solms sagt von sich, er sei "der einzige gelernte Vizepräsident". Das parlamentarische Handwerk habe er in den 70er Jahren als persönlicher Referent von Bundestagsvizepräsidentin Liselotte Funcke gelernt. Bevor er 1980 selber in den Bundestag gewählt wurde, war er elf Jahre als Unternehmer tätig.
Werdegang
Solms, der aus einem alten hessischen Adelsgeschlecht stammt und eigentlich Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich heißt, aber aus persönlichen Gründen diesen Titel nicht führt, wurde 1940 in Lich im Kreis Gießen geboren. 1960 legte er das Abitur ab, nach Wehrdienst und Banklehre studierte er Wirtschaftswissenschaften und Landwirtschaft in Frankfurt/Main, Gießen und Kansas State, USA. 1971 trat er den Liberalen bei, zwei Jahre später kam der heute dreifache Familienvater als Referent in den Bundestag. 1976 gründete er eine Firma, die Videospielgeräte herstellt. Bis 1987 war er Unternehmer. Für die FDP zog er 1980 ins Parlament und wurde später Fraktionsvorsitzender. Solms ist als Hobby-Motorradfahrer bekannt und hört gerne Jazz.
Verantwortung übernehmen und Verantwortung lernen
Solms hält es mit Goethe: „Nur der verdient sich die Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss“, gab er einmal als sein Motto aus. Erst dann könne man auch für andere etwas tun, wenn man gelernt hat, für sein eigenes Leben verantwortlich zu sein. Nichts sei kontraproduktiver als verstaatlichte Nächstenliebe.
Solms versteht seine politische Arbeit folgendermaßen: "Ich will keine Halbsätze in Gesetzen ändern. Darin liegt nicht mein Ehrgeiz. Ich will grundlegende Sachen machen. Beispielsweise mit anderen zusammen ein komplett neues Steuersystem entwickeln." Den Liberalen ist er wegen der Ostpolitik der FDP, vor allem des damaligen liberalen Außenministers Walter Scheel, und die von der Partei angestrebten inneren Reformen nach den Studentenunruhen der 60er Jahre beigetreten.
Fair und mit zurückhaltender Autorität
Sein Arbeitsstil als Bundestagsvizepräsident sei davon geprägt, Fairness mit spürbarer, aber doch zurückhaltender Autorität zu verbinden, sagt Solms. Als Präsident müsse man entschlossen leiten, dürfe sich auch einmischen. Es sei nicht immer einfach, die Angelegenheiten bestimmt, aber unauffällig zu steuern. Am Anfang seiner Amtszeit hätte er sich dabei ertappt, zwischenzurufen. Manche Plenarsitzungen seien zu lang, sagte er einmal. "Ich glaube, mindestens die Hälfte der Debatten könnte anstatt im Plenum in den Fachausschüssen geführt werden. Erste Lesungen beispielsweise bräuchten nach meiner Auffassung gar nicht im Plenarsaal stattfinden.“