Zu viel Bürokratie bei grenzüberschreitender Tourismuskooperation
Die grenzüberschreitenden Tourismuskooperationen sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands leiden übereinstimmend unter bürokratischen Hürden. In einer öffentlichen Anhörung des Tourismussausschusses am Mittwoch, dem 23. April 2008, sagte Peter Heise, Geschäftsführer der deutsch-polnischen Kommunalgemeinschaft Europaregion Pomerania beiderseits der Odermündung, eine große Schwierigkeit sei die Kompliziertheit der Förderprogramme beispielsweise des überwiegend genutzten EU-Programms "Interreg".
Heise betonte: "Die Mittel gehen an die Länder, die
entscheiden, was sie damit machen." Er plädierte dafür,
die für Grenzregionen gedachten Fördermittel auch den
Grenzregionen zugute kommen zu lassen.
Parlamentarier zum Handeln aufgefordert
Ins gleiche Horn stieß Christopher Krull,
Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH, der
über die Kooperation im Dreiländereck Deutschland,
Frankreich und Schweiz berichtete. "Tun Sie was dagegen, damit wir
unbürokratisch zusammenarbeiten", sagte Krull an die Adresse
der Abgeordneten.
Programme besser koordinieren
Ähnlich argumentierte Kaspar Sammer,
Geschäftsführer der Euregio Freyung Bayerischer
Wald/Böhmerwald. Die Programme seien sehr national
ausgestaltet. Von der EU finanzierte Programme sollten gemeinsam
mit den betroffenen Regionen zugeschnitten werden, forderte Sammer.
Die Organisatoren vor Ort seien oft mit der Antragstellung
überfordert. Es gebe nicht nur "Interreg", sondern 200
Integrationsprogramme in Europa. "Wir brauchen auf Management-Ebene
Unterstützung des Bundes für diese Programme", so der
Tourismusexperte aus dem Bayerischen Wald. Doch es gebe nicht nur
Schwierigkeiten bei der Mittelbeschaffung.
Neues Vertrauen bilden
Lutz Thielemann, Geschäftsführer der
Europastadt Görlitz Zgorzelec GmbH in der deutsch-polnischen
Region um Görlitz sagte, während der Solidarnosc-Zeit in
den 80er-Jahren sei kein Reiseverkehr über die Grenze
möglich gewesen. Entfremdung und Misstrauen seien die Folge
gewesen. Nun müsse neues Vertrauen gebildet werden, so
Thielemann. Ein Problem sei auch die Sprachbarriere. Mehr Polen
sprächen in der Region Deutsch als Deutsche
polnisch.
Partner suchen
Die stellvertretende Geschäftsführerin des
Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, Michaela
Lindheimer, sagte, an der deutsch-tschechischen Grenze
versuche man, die touristischen Angebote auf eine gemeinsames
qualitatives Niveau zu
bringen. Man habe versucht, von Anfang an alle wichtigen Partner
ins Boot zu holen.
Positive Konkurrenz
Von den Abgeordneten darauf angesprochen, ob es zwischen den kooperierenden Tourismusregionen beiderseits der Grenze eine Konkurrenzsituation gebe, sagte Helmut Etschenberg, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Eifel Tourismus GmbH, dies treffe zu, jedoch innerhalb der gemeinsam vereinbarten Ziele. Ein Beispiel für gelungene Kooperation in seiner Region sei die Vennbahn-Trasse, die belgisches Hoheitsgebiet sei, durch deutsches Gebiet verlaufe und demnächst zur einem kombinierten Rad- und Wanderweg ausgebaut werden soll.