Politik macht keine Pause
Am 30. Juni 2008 begann die parlamentarische Sommerpause. Das
bedeutet, in den Monaten Juli und August finden keine
Plenarsitzungen statt. Die Abgeordneten widmen sich in dieser Zeit
vor allem ihrem Wahlkreis und suchen direkten Kontakt zu den
Bürgern, die sie im Parlament vertreten.
Teil der Parlamentskultur
Die parlamentarische Sommerpause ist schon lange Bestandteil der
Parlamentskultur in Deutschland. Der Reichstag der Kaiserzeit wurde
"mangels Beratungsgegenständen" vor Sommerbeginn auf
kaiserliche Anordnung hin vertagt - eine Sommerpause als Gnadenakt
des Kaisers. Die Weimarer Verfassunggebende Versammlung konnte sich
1919, ausgestattet mit einem Selbstbestimmungsrecht, selbst eine
Sommerpause schaffen - sie nannte auch die
Erholungsbedürftigkeit der Parlamentarier erstmals als
Begründung.
Vor- und Nachbereitung von Gesetzen
Im Deutschen Bundestag gehörte die Sommerpause von Beginn
an zu dem vom Ältestenrat vereinbarten Sitzungsplan. Das
heißt jedoch nicht, dass alle Computer wie auf Kommando
ausgeschaltet werden und die Bundestagsgebäude vollkommen leer
stehen - die politische Arbeit hinter den Kulissen geht weiter. Die
Nachbereitung der beschlossenen Gesetze und eingebrachten
Gesetzesinitiativen steht an, außerdem befassen sich die
Abgeordneten in dieser Zeit mit Detailfragen, planen Sitzungen und
Anhörungen und bereiten Gesetzentwürfe für den
Herbst vor.
Sondersitzungen möglich
Unter besonderen Umständen sind Unterbrechungen der
parlamentarischen Pause durch die Einberufung von so genannten
Sondersitzungen möglich. So ist es im Artikel 39 Absatz 3 des
Grundgesetzes festgeschrieben. In den letzten Jahren wurden vor
allem Sitzungen des Auswärtigen Ausschusses einberufen, sowie
des Verteidigungsausschusses. Grund war insbesondere die
Verlängerung von Beteiligungen der Bundeswehr an UN-Mandaten. Die Sommerpause 2007 wurde
für eine Sondersitzung zur Beratung der Zwischenfälle in
den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel
unterbrochen.
Zeit für die Wahlkreise
In der Sommerpause treffen sich die Fraktionen zu
mehrtätigen Klausurtagungen. Die Abgeordneten vertreten ihre
Fraktionen bei Veranstaltungen von öffentlichen Einrichtungen
oder Wirtschaftsunternehmen. Überdies verbringen die
Abgeordneten mehr Zeit in ihren Wahlkreisen.
Häufig stehen Treffen mit Bürgern, Verbänden und
Initiativen im Terminkalender. So erleben die Volksvertreter die
aktuelle Stimmung in ihrem Wahlkreis und bekommen Anregungen
für ihr weiteres politisches Handeln.
Arbeiten an Gebäuden
Für die Mitarbeiter der Verwaltung gibt es keine
Sommerpause im eigentlichen Sinne. In den Bundestagsgebäuden
müssen jetzt Reparaturen vorgenommen werden, die bei laufendem
Betrieb unmöglich wären. So werden Belüftungssysteme
komplett abgestellt, um sie zu warten, und auch das große
Lichtumlenkelement in der Reichstagskuppel, das mit 360 Spiegeln
das Tageslicht in den Plenarsaal lenkt, wird
geprüft.
Gut besucht
Touristisch herrscht im Sommer auf jeden Fall Hochbetrieb unter der Reichstagskuppel. Zahlreiche Besucher nehmen an Hausführungen, Kunst- oder Architekturführungen in den Bundestagsgebäuden teil.
Am 15. September 2008 kommen dann die Parlamentarier wieder zu ihrer ersten Sitzungswoche nach der Sommerpause zusammen.