Energie aus Raps, Sonne und Erde
Als das neue Parlamentsviertel in Berlin errichtet wurde, war
den beauftragten Architekten und Ingenieuren klar: Ein besonderes
Energiekonzept würde notwendig sein, um die großen
Hallen und vielen Büros im Winter zu heizen und im Sommer zu
kühlen. Jetzt gibt es im Parlament eine weitere Innovation: Ab
1. Oktober bezieht der Bundestag ausschließlich
Ökostrom.
Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit
Während der Planungen Mitte der 90er-Jahre, war noch nicht mit den heute so hohen Energiekosten zu rechnen. Und doch wurde schon damals für das Parlamentsviertel eine ressourcensparende Energieversorgung entwickelt. Die Ingenieure standen dabei vor dem Problem, Anlagen zu konstruieren, die sowohl umweltverträglich als auch wirtschaftlich arbeiten sollten. Ausfälle bei der Versorgung, insbesondere des Plenarbetriebs, sollten durch eine dezentrale Energieerzeugung unbedingt vermieden werden.
Die Ingenieure setzten diese Vorgaben in ein komplexes System
um, das auf drei Säulen beruht: nachwachsende Rohstoffe,
Sonnenenergie und die besonderen Wärmespeichereigenschaften
des örtlichen Untergrundes.
Wärmespeicherung tief in der Erde
Heute treibt in der Nähe Berlins erzeugter Biodiesel je vier Blockheizkraftwerke im Reichstagsgebäude und im Paul-Löbe-Haus an. Die dabei entstehende Abwärme wird im Winter zur Wärmeversorgung der Gebäude genutzt. Im Sommer treibt die Abwärme der Generatoren so genannte Absorptionskältemaschinen an - damit werden die Gebäude indirekt also mit Wärme gekühlt.
Ist weder Kühlung noch Beheizung nötig, geht die
Abwärme nicht verloren: Das Kühlwasser der Generatoren
wird in 300 Meter Tiefe gepumpt und dann im Grundwasser
gespeichert. Im Winter wird das erwärmte Grundwasser wieder
hochgepumpt, um die Gebäude zu beheizen. Das ist nur aufgrund
der geologischen Gegebenheiten des Berliner Untergrundes
möglich und wäre in dieser hohen Effizienz kaum an einem
anderen deutschen Standort umzusetzen gewesen.
Kühlung durch Grundwasser
Das Grundwasser ist auch für die Kühlung im Sommer
nutzbar: Ein Kaltwasserbrunnen fördert dann 6 bis 11°C
kaltes Wasser zu Tage, so dass auf die
Absorptionskältemaschinen erst bei längeren
Wärmeperioden zurückgegriffen werden muss.
Sonnenkollektoren decken Teil des Strombedarfs
Ein weiterer Teil des Stroms wird zudem auf den Dächern des Reichtagsgebäudes, des Paul-Löbe-Hauses und des Jakob-Kaiser-Hauses erzeugt. Photovoltaikelemente (Solarzellen) mit einer Gesamtfläche von 4.000 m2 wandeln Sonnenenergie in Strom um. Für eine höhere Energieausbeute richten sich einige Elemente nach dem Sonnenstand aus. Der gewonnene Strom wird in vollem Umfang in das hauseigene Netz eingespeist.
Insgesamt erzeugt der Bundestag gut 30 Prozent seines
Strombedarfs in den hauseigenen Blockheizkraftwerken und den
Photovoltaikanlagen selbst.
Deutscher Bundestag setzt auf Ökostrom
Im Mai 2008 hat das Parlament beschlossen, den restlichen Stromverbrauch von 40 Millionen Kilowattstunden pro Jahr nur noch über Ökostrom zu decken. Nach einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung erhielt der unabhängige Hamburger Ökostrom- und Gasanbieter LichtBlick nun den den Zuschlag: Ab 1. Oktober 2008 beziehen die Liegenschaften des Deutschen Bundestages regenerativ erzeugten Strom. Ein Wechsel, der sich lohnt: Die Bundestagsverwaltung kann damit bis Ende Dezember 2009 rund 8.000 Tonnen CO2 einsparen.
Energiekomponente | Leistung |
---|---|
8 Blockheizkraftwerke (BHKW) | 3.200 KW
Gesamtnennleistung ca. 3 Millionen Liter Biodiesel pro Jahr deckt ca. 50 Prozent des Strombedarfs |
Photovoltaikanlagen | max. 100 KW ca. 4000 m2 Gesamtfläche |
Absorbtionskältemaschinen | max. 2.000 KW Kälteleistung durch Abwärmenutzung der BHKW |
Kältespeicher | max. 3.500 KW Kältelleistung |