"Wir brauchen klarere Strukturen"
Aufgrund des schlechten Abschneidens vieler deutscher Sportler bei den Olympischen Spielen in Peking sieht der Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestages, Peter Danckert (SPD), Diskussionsbedarf. In der Sportförderung und bei den Dopingkontrollen müsse einiges aufgearbeitet werden, betonte Danckert, der vom 17. bis 25. August 2008 mit weiteren Mitgliedern des Ausschusses nach Peking gereist war, im Interview mit bundestag.de.
Herr Danckert, vor wenigen Tagen sind Sie von den Olympischen
Spielen zurückgekehrt. Was haben Sie für Ihre politische
Arbeit an Anregungen mitgenommen?
Ich glaube, dass sich der Sportausschuss mit der Sportförderung im Hinblick auf die Olympischen Spiele in London 2012 befassen muss. Es hat sich gezeigt, dass bei weitem nicht jede Medaillenhoffnung in Peking wahr wurde. Das ist zwar so im Sport. Es sind auch Medaillen hinzugekommen, mit denen man nicht gerechnet hatte. Aber da die Kernsportarten wie Leichtathletik, Rudern und Schwimmen hinter den Erwartungen zurück blieben, muss man sich doch fragen, wie in Zukunft die Spitzensportförderung des Bundes aussehen soll. Ich persönlich glaube, dass wir als Bundesrepublik Deutschland einen erstklassigen Spitzensport erwarten dürfen und deshalb alles dafür tun müssen, dass dieser auch möglich ist.
Verantwortliche von Spitzenverbänden werfen dem Innenministerium vor, Förderanträge nicht rechtzeitig zu bearbeiten und somit Sportler zu behindern. Außerdem sei die finanzielle Unterstützung des Bundes nicht ausreichend. Unterstützen Sie diese Vorwürfe?
Ich werde diese Fragen mit meinen Obleuten besprechen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich mir darüber kein Urteil erlauben. Der Versuch einiger Fachverbände, die Schuld einseitig dem Bund zuzuweisen, halte ich aber für nicht akzeptabel. Wir müssen von den Fachverbänden sehr viel konkreter als bisher eigene substanzielle Vorschläge erhalten. Anhand dieser können wir dann entscheiden, ob und in welchem Umfang mehr Gelder nötig sind. Das müssen wir zusammen mit den Vertretern des Innenministeriums besprechen. Und natürlich mit unseren Haushältern. Denn dass ohne genaue und begründete Pläne eine erhebliche Aufstockung des Etats erfolgt, halte ich nicht für sehr wahrscheinlich.
Der scheidende Teamchef der deutschen Schwimmer beklagt, es gebe in Deutschland nicht den Willen, eine Elite heranzuziehen. Stimmt das?
Es hängt möglicherweise mit den Strukturen zusammen. Wir haben ein weites Netz von Trainingsstützpunkten – da verliert man auch als Experte fast die Übersicht über die Zuständigkeiten und die Arbeiten. Vielleicht muss sich auch hier etwas ändern. Meine Erfahrung der vergangenen Jahre, aber auch jetzt in Peking, besagt, dass wir möglicherweise klarere Strukturen brauchen. Wir sollten auch die Vorgehensweisen anderer Nationen betrachten. Zum Beispiel hat Großbritannien viel in den Sport investiert und große Erfolge verzeichnet.
Das Thema Doping spielte in Peking trotz weniger offiziell bekannt gewordener Fälle eine große Rolle. Was kann die Bundesregierung gegen Doping in Deutschland tun?
Wir müssen uns fragen, ob die bisherige erhebliche Aufstockung der Mittel der NADA, der Nationalen Anti-Doping Agentur, ausreicht. Neue Testmethoden müssen eingesetzt werden. Wir haben von der Welt-Anti-Doping-Agentur erfahren, dass Sportverbände hier vieles blockieren. Auch diesen Vorwürfen müssen wir nachgehen, aber wir werden sicher nicht ganz schnell zu Entscheidungen kommen können.