Behindertensportler immer professioneller
Mit der zunehmenden Professionalisierung im Sport von Menschen mit Behinderungen hat sich der Sportausschuss am Mittwoch, dem 17. Dezember 2008, in öffentlicher Sitzung befasst. Im Mittelpunkt der Beratung stand der Bericht des Deutschen Behindertensportverbandes zu den 13. Paralympischen Spielen von Peking 2008.
Karl Quade, Chef de Mission in Peking und seit 1996 Leiter der
deutschen Paralympic-Mannschaften, stellte im Ergebnis eine enorme
Steigerung der Zahl der Teilnehmer (4.011) und Nationen (146) sowie
eine Reduzierung der Sportarten (20) fest. Damit verbunden seien
eine deutlich höhere Leistungsdichte und ein zunehmender
Leistungsdruck.
Siebter in der Gesamtwertung
Bezogen auf deutsche Teilnehmer konnte Quade einen elften Platz im Medaillenspiegel und einen siebten Platz in der Gesamtwertung vermelden. Im Vergleich zu den Vorjahren konstatierte Quade einen Rückgang der Medaillen und Platzierungen.
Die Gründe seien vielfältig: Zu geringe
Trainingsumfänge, zu wenige Lehrgangsmaßnahmen, zu
wenige Absprachen zwischen Heim- und Cheftrainer, fehlende
psychologische Betreuung und die „zunehmende
Professionalisierung“ des Behindertensports in anderen
Ländern der Welt nannte er als Beispiele.
"Defizite schonungslos ansprechen"
Zur Frage, wie es mit dem Spitzensport von Menschen mit Behinderungen in Deutschland in Zukunft weitergehen soll, erkundigte sich die FDP-Fraktion nach der Professionalisierung. Die SPD ergänzte, man müsse überlegen, wie man zukünftig mit der Weltspitze mithalten wolle. Bisher seien deutsche Leistungssportler mit Behinderungen Amateure, hier gebe es vollkommen andere Ausgangsbedingungen.
Es sei deshalb wichtig, „offen und schonungslos“
mögliche Defizite anzusprechen, betonte auch die
Unionsfraktion. Die Linksfraktion wies darauf hin, stärker
behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam zu fördern,
um etwa Talente in der Schule oder in Sportvereinen frühzeitig
zu entdecken. Außerdem sprach sich Die Linke für eine
Gleichstellung im Prämiensystem aus.
Öffentlicher Dienst als Arbeitgeber
Mit Blick auf die zunehmende Professionalisierung betonten auch Bündnis 90/Die Grünen die Bedeutung von Beratung und Förderung, etwa durch die Deutsche Sporthilfe. Außerdem müsse überlegt werden, ob der öffentliche Dienst als Arbeitgeber verstärkt in die Pflicht genommen werden sollte, etwa vergleichbar mit den Förderungen von Sportlern in Bundeswehr und Bundespolizei.
Diese „duale Karriereplanung“, also die Vereinbarkeit
von Beruf und Sport, sei zentral, sagte auch Karl Hermann Haack,
Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, in der
Sitzung.
"Beeindruckende Spiele"
Insgesamt, das betonten alle Fraktionen übereinstimmend, seien die Spiele „einzigartig“, „perfekt“ und „beeindruckend“ gewesen. Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Karin Evers-Meyer (SPD), begrüßte vor allem das deutlich gestiegene Medieninteresse: „Menschen mit Behinderungen werden als Leistungsträger dargestellt“, die sportliche Leistung stehe zunehmend im Vordergrund. In Peking waren nach Auskunft von Quade insgesamt 1,9 Millionen Tickets verkauft und 600.000 Tickets an Gruppen ausgegeben worden.