Deutsche Fregatte auf Piratenjagd
Das seeräuberische Kapern von Handels- und Versorgungsschiffen soll ein Ende haben: Mit Waffengewalt darf die deutsche Marine im Rahmen der EU-Mission Atalanta künftig gegen Piraten am Horn von Afrika vorgehen. Der Bundestag stimmte dem Einsatz am 19. Dezember mit großer Mehrheit zu.
In diesem Jahr hat die Zahl der
Überfälle und Schiffsentführungen vor der
somalischen Küste stark zugenommen. Etwa einhundert Schiffe
wurden angegriffen, rund vierzig davon gekapert. Derzeit befinden
sich zahlreiche Schiffe einschließlich ihrer Besatzung in der
Gewalt von Piraten.
Jägerin Atalanta
Diese sind finanziell gut ausgestattet und zumeist schwer
bewaffnet. Sie greifen riesige Frachtschiffe von kleinen Booten aus
an. Die Operation Atalanta, benannt nach einer Jägerin aus der
griechischen Mythologie, soll die Versorgung der Somalier sichern.
Geiselnahmen und Lösegeldforderungen sollen verhindert
werden.
EU-Kriegsschiffe schon im Einsatz
Die EU hat bereits am 8. Dezember 2008 mit der Mission begonnen.
Sechs Kriegsschiffe und drei Aufklärungsflugzeuge sind am Horn
von Afrika im Einsatz. Auf der Grundlage von UN-Resolutionen und eines Beschlusses
der EU sind die
Soldaten ermächtigt, "alle erforderlichen Maßnahmen"
einschließlich der Anwendung militärischer Gewalt zu
ergreifen. Die Anti-Piraten-Mission entlaste die Reedereien jedoch
nicht von ihrer Eigenverantwortung für eine sichere
Schiffspassage, betont die Bundesregierung.
Mandat bis 15. Dezember 2009
Die deutsche Marine darf laut Beschluss des Bundestages (
16/11416) auf Antrag der Bundesregierung (
16/11337) ebenfalls mit Waffengewalt gegen die
Piraten vorgehen. Sie sollen die Schiffe des
Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen schützen,
unter anderem durch bewaffnete Kräfte an Bord. Die Fregatte
"Karlsruhe" wird mit bis zu 1.400 Bundeswehrsoldaten für ein
Jahr entsandt, Seeräuber abzuschrecken und das Kapern von
Schiffen zu verhindern. Die Kosten für den Bund belaufen sich
auf 45 Millionen Euro.
Als Einsatzgebiet wird das Gebiet bis zu 500 Seemeilen vor der
Küste Somalias und der Nachbarländer definiert. Dort ist
die Bundeswehr bereits mit einer Fregatte im Rahmen der Operation
"Enduring Freedom"
(OEF) im Einsatz,
um den Terror zu bekämpfen.
Schiffe des Welternährungsprogramms
Somalia zählt zu den größten humanitären
Krisengebieten weltweit. Etwa eine Million Somalier sind im eigenen
Land auf der Flucht. Bürgerkrieg und Regierungskrisen schaffen
einen rechtlosen Raum, in dem die schwer bewaffneten Milizen leicht
operieren können. 3,25 Millionen Menschen und damit weit
über ein Drittel der Bevölkerung sind laut UN von humanitärer Hilfe
abhängig. Diese gelangt fast ausschließlich über
den Seeweg ins Land.
Handelsroute sichern
Die Kriegsschiffe sollen auch den zivilen Schiffsverkehr schützen. Durch Somalia und vor allem durch den Golf von Aden führt die wichtigste Handelsroute zwischen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien. Auch die Rohstoffe für die Bundesrepublik kommen zu großen Teilen über diesen Seeweg. Zudem passieren viele Kreuzfahrtschiffe die Route – mit insgesamt mehreren Tausend deutschen Touristen an Bord.