Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/
Berlin: (hib/MAP) Das EU-Paket zum Klimaschutz erfordere auch von
Deutschland einige Anstrengungen, machte Umweltminister Sigmar
Gabriel (SPD) in der Sitzung des Europaausschusses am
Mittwochvormittag deutlich. Dennoch könnten die gesteckten
Ziele erreicht werden. Die Beschlüsse aus Brüssel sehen
vor, dass die EU bis 2020 den Treibhausgasausstoß um 20
Prozent im Vergleich zu 1990 senkt. Demnach muss Deutschland die
CO2-Emission um 14 Prozent unter den Wert von 2005 reduzieren.
Diese Pläne seien einer der wirklich großen Erfolge der
deutschen EU-Ratspräsidentschaft, so Gabriel. "Die EU hat mit
dem Paket sehr mutige Schritte getan, sie hat sich nicht in die
Defensive bringen lassen", sagte der Minister. Zudem, so der
europäische Wille, könne die Emission von Treibhausgasen
innerhalb der EU um 30 Prozent verringert werden, falls es ein
internationales Klimaabkommen gebe. "Die Stellschrauben sind jetzt
vorhanden, aber noch nicht angezogen", betonte Gabriel. Ein
weiteres Thema der Unterrichtung war der Handel mit
CO2-Verschmutzungsrechten, der 2005 eingeführt wurde. Nach
EU-Vorgaben soll die Menge der Zertifikate für CO2 bis 2020 um
21 Prozent verknappt werden. Energie- und Industrieunternehmen
dürfen nur so viel CO2 an die Umwelt abgeben, wie ihnen mit
Zertifikaten erlaubt ist. Diese wurden bisher fast
ausschließlich kostenlos ausgegeben und sollen künftig
versteigert werden. Die Regelung wirke sich auch auf den Bau von
Kohlekraftwerken aus, sagte Gabriel. "Wir haben ein
marktwirtschaftliches Instrument geschaffen, eine Art
Abfallgebühr für CO2." Daher sei es nicht sinnvoll, den
Bau von Kraftwerken staatlich zu reglementieren. Außerdem
könne der Bedarf an Strom nicht nur durch regenerative
Energien gedeckt werden. "Wir brauchen eine begrenzte Anzahl
modernisierter Kohlekraftwerke", machte der Umweltminister
deutlich. Das EU-Klimapaket sieht zudem vor, dass bis 2020
europaweit knapp ein Fünftel des Stroms aus erneuerbaren
Energien wie Sonne, Wind oder Biomasse bezogen werden soll. 18
Prozent müsse Deutschland erbringen, erläuterte Gabriel.
"Wir halten das für ein Ziel, das erreichbar ist." Allerdings
stehe er dem Verkauf von Zertifikaten von erneuerbaren Energien an
andere Länder kritisch gegenüber: Günstig zu
produzierender Windstrom aus Deutschland könne dann
beispielsweise an Großbritannien verkauft werden und
würde somit in der Bundesrepublik nicht mehr angerechnet. "Das
ist eine teure Veranstaltung", so Gabriel. Das deutsche System an
regenerativen Energien dürfe nicht zerstört werden.
Vertreter der Unionsfraktion bewerteten die Pläne aus
Brüssel als "Ankunft in der Realität". Die Vorgaben
würden zum Handeln zwingen. Für die Automobilindustrie
hätten die Maßnahmen der Kommission allerdings
Nachteile, so die FDP-Fraktion. Besonders bei den Biokraftstoffen
müsse es in Europa eine einheitliche Strategie geben.
Gegenposition bezogen Bündnis 90/Die Grünen und
Linksfraktion: Gerade bei den Grenzwerten für den
CO2-Ausstoß bei Autos dürfe den Wünschen der
Industrie nicht nachgegeben werden, heiß es aus den
Fraktionen.
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